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Mehrere Tote bei Protesten gegen Militärrat im Tschad

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Im zentralafrikanischen Tschad sind mehrere Menschen bei gewalttätigen Protesten gegen die neue Militärführung getötet worden. Mindestens vier Opfer habe es in der Hauptstadt N'Djamena gegeben, darunter eine von Demonstranten getötete Frau, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. In der zweitgrößten Stadt Moundou starb demnach ein 21-Jähriger bei einer Demonstration. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte indes einen demokratischen Übergang im Tschad.

Nachdem Anfang vergangener Woche der Tod des langjährigen Staatschefs Idriss Déby Itno bekannt gegeben worden war, hatte sich der Militärrat unter Führung von Präsidentensohn Mahamat Idriss Déby an die Spitze des Landes gestellt. Zu den Protesten gegen die neue Militärführung hatten mehrere Oppositionsparteien und zivilgesellschaftliche Organisationen aufgerufen; der Militärrat hatte die Versammlungen jedoch verboten.

In der Hauptstadt N'Djamena griffen Demonstranten einen Bus an, wie Staatsanwalt Youssouf Tom mitteilte. Manche Passagiere seien geflohen, aber eine Frau sei zurückgeblieben und "von den Demonstranten getötet worden". Die Polizei setzte in der Hauptstadt Tränengas gegen die Demonstranten ein. In Moundou im Süden des Landes sei ein 21-Jähriger von Polizisten erschossen worden, nachdem er einen Stein auf ein Polizeiauto geworfen habe, sagte ein Vertreter der staatlichen Medien der Nachrichtenagentur AFP. Laut einer örtlichen Nichtregierungsorganisation wurden im Zuge der Proteste mindestens neun Menschen getötet, sieben von ihnen in der Hauptstadt.

Macron erklärte am Dienstag in Paris, die "Repression" durch die Sicherheitskräfte sei zu verurteilen. Er lehnte einen "Nachfolgeplan" für den verstorbenen Staatschef ab und sprach sich stattdessen für einen "friedlichen, demokratischen Übergang" aus. Der 68-jährige Déby galt als wichtiger Partner des Westens im Kampf gegen Jihadisten in der Sahel-Zone. Als Präsident der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich hatte Macron am Freitag an der Trauerfeier im Tschad teilgenommen.

"Der Tschad wird weiterhin seine Position und seine Verantwortung im Kampf gegen den Terrorismus wahrnehmen und alle seine internationalen Verpflichtungen einhalten", erklärte Mahamat Idriss Déby in einer Rede am Dienstag. Bei einem Angriff von Jihadisten auf eine Armeestellung in der Region Tschadsee im Westen des Landes wurden unterdessen mindestens zwölf Soldaten getötet, wie der örtliche Gouverneur mitteilte.

Der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Felix Tshisekedi, forderte eine "schnelle Rückkehr zur demokratischen Ordnung" im Tschad. Er unterstütze die "derzeitige Stabilität unter der Bedingung", die Demokratie schnell wieder zu "festigen", sagte Tshisekedi nach einem Treffen mit Macron in Paris.

Die Armee hatte am Dienstag vergangener Woche verkündet, Staatschef Déby habe bei Kämpfen mit Rebellen im Norden des Landes Verletzungen erlitten und sei diesen erlegen. Der 15-köpfige Militärrat setzte daraufhin die Verfassung außer Kraft und kündigte "freie und demokratische Wahlen" an - allerdings erst in 18 Monaten.

Am Montag setzte Mahamat Idriss Déby den ehemaligen Regierungschef Albert Pahimi Padacké als Chef einer Übergangsregierung ein. Pahimi Padacké rief seine Mitbürger auf, "keine Zeit zu verlieren sich zusammenzuschließen (...), um die Grundlagen für freie und transparente Wahlen innerhalb des Zeitplans" zu schaffen.

ribbon Zusammenfassung
  • Im zentralafrikanischen Tschad sind mehrere Menschen bei gewalttätigen Protesten gegen die neue Militärführung getötet worden.
  • Mindestens vier Opfer habe es in der Hauptstadt N'Djamena gegeben, darunter eine von Demonstranten getötete Frau, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag mit.
  • Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte indes einen demokratischen Übergang im Tschad.

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