Mehrere Länder rufen Taliban zu Stopp von Offensive auf

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Die USA und weitere Länder haben die militant-islamistischen Taliban dazu aufgerufen, ihre Militäroffensive in Afghanistan einzustellen. In einer Erklärung der diplomatischen Vertretungen forderten die Unterzeichner ein rasches Ende des militärischen Vorrückens der Islamisten. Dieses stehe in direktem Widerspruch zu ihrer Behauptung, eine politische Lösung des Konflikts zu unterstützen. Die Türkei will indes mit den Taliban über die Zukunft des Flughafens in Kabul reden.

Die Offensive der Taliban habe zum Verlust von Leben unschuldiger Menschen geführt, zu Vertreibung der Zivilbevölkerung, zu Plünderungen und Brandstiftungen sowie zur Zerstörung wichtiger Infrastruktur und Beschädigung von Kommunikationsnetzen. Willkürliche Inhaftierungen und das Töten von Zivilisten sowie Angriffe auf Gefängnisse zeugten von einer äußerst besorgniserregenden Missachtung der Rechtsstaatlichkeit, heißt es in der am Montag veröffentlichten Erklärung weiter.

In von Taliban besetzten Bezirken berichteten Einwohner und Beobachter zudem glaubwürdig von Versuchen, die Menschenrechte von Frauen und Mädchen zu unterdrücken und private und öffentliche Medienorganisationen zu schließen, um Menschenrechtsverletzungen zu verbergen und die Meinungsfreiheit einzuschränken.

Die Taliban hatten mit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen Anfang Mai mehrere Offensiven gestartet und dabei große Gebietsgewinne erzielt. Mittlerweile kontrollieren sie knapp über die Hälfte aller Bezirke des Landes. Laut US-Präsident Joe Biden endet der US-Einsatz in Afghanistan mit Ende August.

Friedensgespräche zwischen den Islamisten und der Regierung in Kabul laufen seit September des Vorjahres, allerdings treten diese auf der Stelle. Vergangene Woche sollte durch ein hochrangiges Treffen der beiden Seiten der Prozess angeschoben werden. Die Seiten erklärten am Sonntag, sie planten weitere derartige Treffen.

"Wir werden sehen, welche Art von Gesprächen wir mit den Taliban haben werden und wohin uns diese Gespräche führen werden", sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Montag in Istanbul zur Zukunft des internationalen Flughafens Kabul. Die Türkei hatte angekündigt, nach dem Abzug der verbliebenen US-Soldaten aus Afghanistan den Flughafen zu sichern, um der internationalen Gemeinschaft weiterhin eine diplomatische Präsenz in Afghanistan zu ermöglichen. Die USA und die NATO wollen Ankara dabei finanziell und logistisch unterstützen.

Die Taliban lehnen den Vorstoß der Türkei ab. Sie bezeichneten das Angebot zur Sicherung des Flughafens vergangene Woche als "verwerflich". Die Präsenz ausländischer Truppen in Afghanistan "unter welchem Vorwand auch immer" sei als "Besatzung" zu werten. Erdogan kritisierte die Haltung der Taliban am Montag und forderte sie auf, ihre Offensive einzustellen.

Parallel zum rasch fortschreitenden Abzug der US- und anderer Truppen aus anderen NATO-Ländern aus Afghanistan hatten die Taliban in den vergangenen Monaten große Teile des Landes erobert. Beobachter befürchten, dass die Radikalislamisten nach dem vollständigen Abzug der internationalen Truppen wieder die Macht in Afghanistan übernehmen könnten.

ribbon Zusammenfassung
  • Die USA und weitere Länder haben die militant-islamistischen Taliban dazu aufgerufen, ihre Militäroffensive in Afghanistan einzustellen.
  • Die Taliban hatten mit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen Anfang Mai mehrere Offensiven gestartet und dabei große Gebietsgewinne erzielt.
  • Die Taliban lehnen den Vorstoß der Türkei ab.
  • Erdogan kritisierte die Haltung der Taliban am Montag und forderte sie auf, ihre Offensive einzustellen.