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Mair will wieder grüner Spitzenkandidat in Tirol werden

10. Aug. 2025 · Lesedauer 4 min

Der grüne Tiroler Landessprecher und Klubobmann im Landtag, Gebi Mair, will es noch einmal wissen: Bei der kommenden Landesversammlung der Grünen bewirbt er sich um die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2027, kündigte Mair im APA-Interview an. Sollte er gewählt werden, würde er automatisch wieder Landessprecher werden. "Die schwarz-rote Landesregierung ist in eine Lethargie gefallen. Wenn ich da zuschaue, weckt das den Kampfgeist in mir", meinte er.

"Ich möchte die Grünen wieder in die Landesregierung und in Verantwortung führen", hielt der 41-Jährige fest. Er werde die Wählerschaft von sich überzeugen können: "Viele Menschen sagen, mit den Grünen war vielleicht nicht alles super. Aber es war schon ein anderer Drive." Hier wolle er sein "Wissen und seine Erfahrung" einbringen. Während in Tirol von 2013 bis 2022 eine schwarz-grüne Landesregierung unter Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und Stellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne) im Amt gewesen war, hatte Mair als Klubobmann fungiert. Im Landtag sitzt er seit 2008.

Bei der im Frühjahr 2026 geplanten grünen Landesversammlung wolle er jedenfalls ein besseres Ergebnis erreichen als bei seiner letzten Landessprecherwahl im Jahr 2023. Lediglich 67,6 Prozent der Mitglieder hatten ihm damals das Vertrauen geschenkt. "Das waren die Nachwehen der Landtagswahl. Wir haben verloren, es war parteiintern nicht alles eitel Wonne", blickte Mair zurück. Die Grünen erreichten bei der Wahl 9,2 Prozent und damit ein Minus von 2,6 Prozentpunkten. Nun hoffe er auf mehr Zustimmung, "aber eines ist klar: eine Mehrheit ist eine Mehrheit". Ein möglicher Gegenkandidat bzw. Gegenkandidatin sei indes "immer möglich und erwünscht", allerdings glaubte er nicht, "dass es da ganz viele andere geben wird, die sich darum bewerben".

Ein Wählerpotenzial ortete Mair bei den derzeit regierenden Roten: "Es gibt viele Menschen, die sehen, dass das 'S' in SPÖ für Selbstaufgabe steht." Zuerst gab es den "notorisch auffälligen Georg Dornauer", dessen Nachfolger Philip Wohlgemuth sei "das blasse Gegenteil" davon. Während die SPÖ für die Wohnagenden zuständig sei, habe sich "der Wohnungsnotstand von Innsbruck auf das ganze Land ausgeweitet."

Überhaupt sah der Grünen-Chef keine "realen Erfolge" der Landesregierung. "Es gibt kein Leuchtturmprojekt, an das man sich erinnert oder das das Leben leichter gemacht hat." Bei der Einführung des Rechtsanspruchs auf Vermittlung eines Kinderbetreuungsplatzes ab dem zweiten Geburtstag fehle es der Landesregierung etwa an "politischem Gewicht und politischer Einigkeit". Auch die finanzielle Frage gehöre gelöst. Das Land soll für die dadurch entstehenden Mehrkosten aufkommen, forderte Mair. Dafür könnte die gesamte Kompetenz im Bereich der Elementarpädagogik auch von den Gemeinden zum Land wandern. "Was kann denn eine Familie dafür, ob eine Gemeinde das auf die Reihe bringt oder nicht", fragte er.

Mattle kein "Gewicht in Wien"

Das Budget dafür könnte etwa aus einer höheren Aufenthaltsabgabe für mit dem Auto anreisenden Touristen kommen. Die Abgabe betrage derzeit bis zu 4,5 Euro pro Nacht, zwei Euro mehr könnten von diesen Gästen verlangt werden. Mair würde diese Abgabe einführen, auch wenn das Öffi-Netz nach Tirol "ausbaufähig" sei. "Wir werden von den ÖBB total im Stich gelassen", meinte er mit Blick auf die Verschiebung mancher Bahnprojekte wie dem zweigleisigen Ausbau im Oberland. Die ÖBB hätten ihren "Fokus im Osten", hier mache sich "das fehlende Gewicht des Landeshauptmanns (Anton Mattle, ÖVP) in Wien ganz massiv bemerkbar."

Weiter gegen Kaunertal-Ausbau und für Protest

Eine fehlende politische Positionierung ortete Mair auch bei den Ausbauplänen des landeseigenen Energieversorgers Tiwag im Kaunertal. Trotz Volksbefragungen in betroffenen Gemeinden, die mehrheitlich gegen das Projekt ausgegangen waren, gebe es keine Äußerungen von ÖVP und SPÖ. "Ich finde das arrogant und abgehoben", ärgerte er sich und kündigte an, sich weiterhin gegen das "Projekt aus der Vergangenheit mit Planungen aus den 1980er-Jahren" einzusetzen. "Wenn es im Platzertal Bäume geben würde, an die man sich anketten kann - dann würde ich das tun", würde er einer grünen Parteitradition folgen. Auch bei einem etwaigen positiven Bescheid infolge der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), werde die Landesregierung nicht von ihrer Verantwortung entbunden.

Der Grün-Politiker wollte sich indes nicht generell gegen die Errichtung von Pumpspeicherkraftwerken aussprechen. Doch hier würden die Umstände nicht passen: "Die richtige Dimensionierung erlaubt andere Orte", meinte er. Etwaige alternative Standorte müssten geprüft werden.

Zusammenfassung
  • Gebi Mair will bei der Landesversammlung 2026 erneut als grüner Spitzenkandidat für die Tiroler Landtagswahl 2027 antreten und strebt ein besseres Ergebnis als die 67,6 Prozent Zustimmung bei der Landessprecherwahl 2023 an.
  • Die Grünen erzielten bei der letzten Landtagswahl 9,2 Prozent und verloren damit 2,6 Prozentpunkte, während Mair die schwarz-rote Landesregierung wegen Lethargie und fehlender Leuchtturmprojekte scharf kritisiert.
  • Mair fordert unter anderem eine höhere Aufenthaltsabgabe für Autotouristen, mehr Landesmittel für Kinderbetreuung und spricht sich weiterhin klar gegen den Ausbau des Kaunertals aus.