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Kogler mit 94,5 Prozent Spitzenkandidat, Applaus für Gewessler

Werner Kogler führt die Grünen am 29. September als Spitzenkandidat in die Nationalratswahl. Beim Bundeskongress am Samstag in Wien erhielt er 94,5 Prozent der Delegiertenstimmen. Kogler nahm die Wahl an. Zuvor hatte der Vizekanzler und Bundessprecher der Grünen für seine Bewerbungsrede viel Jubel geerntet, ebenso wie Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Koglers Ergebnis fiel schlechter aus als 2019, als er eine 98,6-prozentige Zustimmung erhalten hatte. Dennoch stellte sich die Grüne Stimmungslage sehr positiv dar.

Standing Ovations für Gewessler

Standing Ovations gab es vor allem für Gewessler, die vor wenigen Tagen gegen den Willen der ÖVP für das EU-Renaturierungsgesetz gestimmt und damit für ihre Partei rechtzeitig zum Wahlkampf das Mäntelchen des gefügigen kleinen Koalitionspartners abgeschüttelt hatte.

Zuvor hatte Kogler in seiner 40-minütigen Rede vom "Startschuss für die Aufholjagd, die wir beginnen" gesprochen. Die Grünen seien der Reformmotor der Republik, und auch bei Gegenwind stehe man für die richtigen Dinge ein. Schon beim Einzug der Parteispitze war Gewessler gefeiert worden, und Kogler bekräftigte dies: "Der Naturschutz hat gewonnen, in ganz Europa. Danke Leonore!"

Schritt wohlüberlegt und rechtlich untermauert

Jeder Schritt bei dieser Entscheidung sei wohlüberlegt, wohlgesetzt und rechtlich untermauert getan worden. Die Grünen hätten tatsächlich ihr wahres Gesicht gezeigt, zitierte der euphorisiert wirkende Kogler ironisch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), und die richtigen Entscheidungen getroffen: "Es ist eben so, wir sind die Natur- und Klimaschutzpartei, und wohl die einzige."

Wenn es um Verantwortung gehe, hätten die Grünen "nicht nur ein heißes Herz, sondern auch einen kühlen Kopf". Daher gehe er davon aus, dass die Regierungszusammenarbeit bei zum Herbst korrekt weitergehen werde.

Einmal mehr beschwor er die Einigkeit der Grünen in schwierigen Zeiten, ohne explizit die EU-Wahl und die Causa Lena Schilling zu erwähnen. "Wir haben uns nicht umblasen lassen, und wir haben mehr zusammengehalten als zuvor", sagte er. Dann zählte Kogler die Errungenschaften der letzten fünf Jahre auf, etwa die Abschaffung des Amtsgeheimnisses oder die Stärkung der Justiz.

Teamplayer und Wahlkampflokomotive

Von der "reformresistenten Blockadeelite" werde man sich nicht aufhalten lassen, auch nicht beim Verkehr. "Wir sind sowieso der Kreisverkehr Europas", ätzte Kogler und plädierte für Eisenbahnausbau und gegen Autobahnverbreiterungen. Auch an die jüngsten Unwetterkatastrophen erinnerte er: "Wer das Wesen der Klimakatastrophe nicht kapiert, ist entweder blind oder stellt sich abhängig von irgendwem." Die Grünen dagegen "waren immer eine Partei der Ökologie und der sozialen Gerechtigkeit", so Kogler, und die "Brandmauer gegen rechtsextrem in dieser Republik".

Sich selbst präsentierte Kogler als Teamplayer und als Wahlkampflokomotive: "Ich sage euch, Wahlkampf, ich kann's und ich will's." Es werde wieder Gegenwind kommen, der Weg sei steinig, aber: "Wir werden es machen, wir werden anpacken."

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Gewessler, Zadić, Maurer und Voglauer hinter Kogler

Hinter Kogler wurde Gewessler mit 98,1 Prozent der Delegiertenstimmen zur Listenzweiten gewählt. Zadić für Listenplatz 3 sogar mit 98,5 Prozent. Weniger einhellig fielen die Wahlergebnisse für Maurer und Voglauer für die Plätze 4 und 5 aus, sie bekamen 81,9 bzw. 73,5 Prozent Ja-Stimmen. Koza als Listensechster schaffte 93,7, Nina Tomaselli als -siebente 95,2 Prozent.

Bei der Nationalratswahl 2019 erreichten die Grünen 13,9 Prozent und schafften damit das Comeback in den Nationalrat. Aktuell liegt die nunmehrige Regierungspartei in Umfragen weit darunter. Ziel ist für Kogler dennoch eine weitere Regierungsbeteiligung, wie er zuletzt betont hat.

ribbon Zusammenfassung
  • Werner Kogler führt die Grünen am 29. September als Spitzenkandidat in die Nationalratswahl.
  • Beim Bundeskongress am Samstag in Wien erhielt er 94,5 Prozent der Delegiertenstimmen. Kogler nahm die Wahl an.
  • Zuvor hatte der Vizekanzler und Bundessprecher der Grünen für seine Bewerbungsrede viel Jubel geerntet, ebenso wie Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.