Landtags-Ausweichquartier in St. Pölten nimmt Gestalt an
In dem im Erdgeschoß des Hauses 1A situierten Leopoldsaal waren beim Lokalaugenschein Tische für die Abgeordneten platziert, auch diverse Kabelstränge waren zu sehen. Gearbeitet worden war zuvor bereits am Bodenaufbau, skizzierte Christoph Reiter, Leiter der Abteilung Gebäude- und Liegenschaftsmanagement des Landes. Der vorhandene Steinboden wurde mit Holz aufgedoppelt, darüber wurde ein Teppich verlegt. Die Raumakustik sei dadurch "deutlich besser geworden", befand Reiter. Quasi als Hauptausstatter für den Ausweichraum dient demnach der Landtagssaal selbst: "Wir nehmen alles, was wir nur irgendwie verwenden können, mit runter."
Während in den bisherigen Landtagsräumlichkeiten rund 600 Quadratmeter zur Verfügung standen, sind es ab Jänner im Leopoldsaal etwa 160, die Zahl der Plätze für Beobachter sinkt auf 20. Dennoch bietet der Leopoldsaal aus Sicht von Wilfing mehrere Vorteile. Es ergebe sich eine Ersparnis von mehr als einer halben Million Euro im Vergleich zur Anmietung eines externen Ersatzquartiers für 18 Monate. Und: "Es bleibt im Haus", die Klubräumlichkeiten seien nicht weit entfernt. Die erste Sitzung im Leopoldsaal geht plangemäß am 29. Jänner 2026 in Szene, die September-Sitzung 2027 soll dann den Auftakt im adaptierten Landtagssaal bilden.
Am (gestrigen) Donnerstag stand die vorerst letzte Sitzung im Landtagssaal auf dem Programm. Insgesamt gab es in den seit Mai 1997 genutzten Räumlichkeiten 342 Sitzungen, knapp 9.300 Verhandlungsgegenstände wurden behandelt. Ab 9. Februar 2026 wird der Saal den Baufirmen übergeben, die in der Folge mit den "gröberen Arbeiten" starten, kündigte Wilfing an. Die wichtigsten Punkte des Projekts sind die Herstellung der Barrierefreiheit sowie eine technische und thermische Sanierung. Bereits im Vorjahr wurde der Entwurf des Architekten Gunther Palme von einer elfköpfigen Jury als Siegerprojekt für die Gestaltung auserkoren. Vorgesehen ist darin u.a. eine Drehung des farblich dann in Sand- und Grautönen gehaltenen Raumkonzepts um 180 Grad.
Der Kostenrahmen beträgt 11,2 Millionen Euro. Man liege derzeit "beträchtlich darunter", konstatierte Wilfing. "Ich wage zu behaupten, dass wir mit der Summe jedenfalls auskommen werden, aber hoffentlich noch einiges einsparen können." Gottfried Waldhäusl (FPÖ), Zweiter Landtagspräsident, betonte, dass "so günstig wie möglich" von Beginn auch der Auftrag gelautet habe. Die Dritte Landtagspräsidentin Elvira Schmidt, deren SPÖ dem Projekt im Vorjahr im Landtag als einzige Partei nicht zugestimmt hatte, sagte: "Wir hätten es gerne gehabt, dass günstiger umgebaut wird", man habe dann aber "den Mehrheitsbeschluss zur Kenntnis genommen". Einsparungen hätten sich bereits ergeben, "es wird etwas Tolles herauskommen".
Ähnlich äußerte sich auch Grünen-Klubchefin und -Landessprecherin Helga Krismer zum bevorstehenden Umbau: "Wir können stolz sein, dass wir das gemeinsam geschafft haben." NEOS-Landesparteichefin Indra Collini bezeichnete das Projekt als "Präzedenzfall an Transparenz". Neben voller Information für alle Beteiligten im Nutzerbeirat werde der Baufortschritt auch im Internet veröffentlicht.
Zusammenfassung
- Der niederösterreichische Landtag zieht ab Jänner 2026 für rund 18 Monate in den 160 Quadratmeter großen Leopoldsaal um, während der bisherige 600-Quadratmeter-Saal technisch und thermisch saniert wird.
- Durch die Nutzung des Leopoldsaals als Ausweichquartier werden mehr als 500.000 Euro gegenüber einer externen Anmietung eingespart, wobei der Kostenrahmen für das Gesamtprojekt bei 11,2 Millionen Euro liegt und aktuell unterschritten wird.
- Die Zahl der Beobachterplätze sinkt im Leopoldsaal auf 20, die erste Sitzung findet am 29. Jänner 2026 statt, und der Baufortschritt wird transparent im Internet veröffentlicht.
