Szenenfoto aus Kurz - der Film

"Kurz – Der Film"-Regisseur: Es soll kein Fanboy-Film sein

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Warum erscheinen im September gleich zwei Filme über Ex-Kanzler Sebastian Kurz? PULS 24 hat bei Regisseur Sascha Köllnreitner und Produzent Michael Reisch nachgefragt.

Am 9. September startet das Porträt "KURZ - Der Film" in Österreichs Kinos. Zwei Wochen später folgt mit "Projekt Ballhausplatz" ein Film von Kurt Langbein. Für letztere Produktion wird seit Wochen die Werbetrommel gerührt. Erst am Donnerstagabend wurde publik, dass auch ein zweiter Film kommt. 

"KURZ - Der Film" produzierte Michael Reisch mit der Firma Pongo Film, Regie führte Sascha Köllnreitner. PULS 24 hat mit beiden gesprochen und fragte: Ist der Film nun Litigation PR?

Einiges rund um die Entstehung des Filmes lässt ihn suspekt erscheinen: Niemand wusste von dem Projekt bis zur Veröffentlichung des Trailers. Finanziert wird er durch die in Deutschland ansässige Firma "Opus R", ein Schritt, der für österreichische Produktionen ungewöhnlich ist, denn hierzulande entstehen kaum Spielfilme ohne Förderungen des Österreichischen Film Instituts (ÖFI).

Macher wollte Kurz im Film

Produzent Michael Reisch hatte während der Coronapandemie die Idee, einen Film zu Sebastian Kurz zu machen. Er habe ihn als Objekt interessant gefunden, er wollte den Film aber nicht machen, ohne dass der Ex-Kanzler selbst vorkam. Mit seinem Plan wandte sich Reisch an Regisseur Köllnreitner. Die beiden haben schon öfter gemeinsame Projekte umgesetzt, wie die Filme "Alpine Littering" oder "Das Wunderteam".

Köllnreitner habe sich trotz "aller Minen", die diese Art der politischen Dokumentation mit sich trägt, dazu entschieden, den Film zu machen. Es sei ein spannendes Projekt für ihn gewesen, sagt Köllnreitner, der sich selbst als eigentlich nicht politischen Filmemacher bezeichnet. "Es sollte auf keinen Fall ein Fanboy- oder Pro-Film sein", Kritik würde vorkommen, es selbst stimmte in einigen Punkten nicht mit dem Ex-Kanzler überein, so Köllnreitner. Mit dem "differenzierten" Porträt habe man versucht, hinter die Maske von Kurz zu blicken. 

Deutsche Finanzierung

Reisch habe "hoch gepokert" und sei mit der Idee gleich zu "Opus R" gegangen - bekannt ist die Firma durch die Produktion der Dokumentationen "FCK 2020 - Zweieinhalb Jahre mit Scooter" oder "Weil Du nur einmal lebst - Die Toten Hosen auf Tour". Die Firma habe zuerst einen Teil der Produktionskosten vorgestreckt, im Laufe der fünf Monate Produktionszeit, wurde dann beschlossen, dass Opus R den gesamten Film finanziert. Man wollte keine österreichischen Filmförderungen abwarten, denn sonst wäre der Film erst 2024 in die Kinos gekommen, erklärt Reisch.

Film noch nicht fertig

Laut dem Produzenten stand der Veröffentlichungstermin für seinen Film über den Ex-Kanzler bereits seit Juni fest - vor dem von "Projekt Ballhausplatz" von Kurt Langbein. Man wollte den Film mit einem "Bang" bewerben. Präsentabel sei er noch nicht, am Montag sollen noch die Credits fertiggestellt werden. 

Es habe Überzeugungsarbeit gebraucht, dass Sebastian Kurz in dem Film mitwirkt, so Produzent Reisch. Das Team habe mit einer Absage des Ex-Kanzlers gerechnet. Als dann aber die Zusage zum Mitwirken im Projekt kam, habe Kurz sie wirklich "mitgenommen". So begleitete der Film den Ex-Kanzler nach New York und Israel. Auch in Los Angeles haben Köllnreitner und Reisch gedreht - sie haben Filmstar und Ex-Politiker Arnold Schwarzenegger in seinem Gym interviewt. Kurz-Arbeitgeber Peter Thiel kommt in dem Film nicht vor.

Keine Vorab-Ansicht für Kurz

Sebastian Kurz wurde der Film nicht vorab gezeigt. Er habe den Film noch nicht gesehen, stellen der Regisseur sein Produzent klar. 

Kurz Film Arnold SchwarzeneggerPongo Film

Arnold Schwarzenegger in seinem Gym in LA. 

Kosten noch unklar

Welche Geldsumme die deutsche Produktionsfirma vorstreckte, will Produzent Reisch nicht sagen, "weil der Film nicht fertig und auch nicht fertig abgerechnet" ist. Er schätzte jedoch, dass er "weniger als der Langbein-Film" gekostet habe. 

"Projekt Ballhausplatz" von Kurt Langbein kostete in der Herstellung mindestens 586.538 Euro, davon wurden 499.000 mit Geldern des ÖFI und der Stadt Wien gefördert. 

Regisseur Köllnreitner sieht den Hauptunterschied zum Film "Projekt Ballhausplatz" darin, dass in seinem Film das Objekt Sebastian Kurz vor der Kamera sitzt. Deshalb gebe es einen anderen Umgang mit dem Ex-Politiker, der im Oktober vor Gericht muss. Man wollte auch "behutsam umgehen mit Dingen, die juristisch noch nicht vollendet sind".

Anderer Zugang

Der Film sei für ein internationales Publikum gedacht, er soll auch in Deutschland und der Schweiz verständlich und interessant sein. "Es ist keine tagespolitische Abhandlung", er soll auch in Jahren noch funktionieren. "Es ist mehr ein Porträt", betont Köllnreitner, "weder ÖVP-nahe, noch ein Kontra-Stück". 

"Das einzige, was ich von Langbeins Film kenne, ist die Log-Line, die sich schon klar auf der Gegenseite positioniert", so Reisch. Beide sagen, dass ihnen ein offenerer Zugang zu der Materie wichtig war. 

Die Frage, ob sie mit der ÖVP selbst affiliiert sind, verneinen sowohl Regisseur als auch Produzent. Reisch bestätigt allerdings, dass er Mitglied des Wirtschaftsbundes in Tirol ist, einer Teilorganisation der ÖVP. Kurz und dessen Umfeld hätten sie erst während der Dreharbeiten kennengelernt, sagen sie. 

Auch abseits der zwei Filme über den Ex-Kanzler steht Sebastian Kurz bald wieder im Mittelpunkt der tagespolitischen Debatte. Ab 18. Oktober muss er sich wegen des Verdachts der Falschaussage vor dem U-Ausschuss vor Gericht verantworten. PULS 24 berichtet live im TV und Ticker.

ribbon Zusammenfassung
  • Warum erscheinen im September gleich zwei Filme über Ex-Kanzler Sebastian Kurz?
  • PULS 24 hat bei Regisseur Sascha Köllnreitner und Produzent Michael Reisch nachgefragt.

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