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Korruption in der Ukraine: Spanienurlaub trotz Krieg

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Vor wenigen Tagen mussten mehrere ukrainische Spitzenbeamte zurücktreten. Der Vorwurf lautete Korruption. Der Investigativjournalist Michajlo Tkatsch erklärt, wie es um Korruption in der Ukraine steht - und was die Berichterstattung darüber so schwierig macht.

Fünf Gouverneure und vier Vize-Minister wurden am Dienstag in der Ukraine ihrer Ämter enthoben. Unter den Entlassenen befindet sich auch der stellvertretende Verteidigungsminister Wjatscheslaw Schapowalow. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj geht nun hart gegen Korruption in den eigenen Reihen vor.

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"Die Führung hatte keine andere Wahl", erklärt der Investigativjournalist Michajlo Tkatsch im Gespräch mit dem "Spiegel". "Auf Korruption, die so auffällig ist, muss man reagieren, vor allem wenn das Land im Krieg ist und die Menschen um das Überleben kämpfen."

Teure Autos und Urlaub in Spanien

Bei den Entlassungen geht es um Korruptionsvorwürfe unterschiedlichster Art, die allesamt durch Berichte von Journalist:innen "gut belegt" seien. Der Vizechef des Präsidentenbüros Kyrylo Timoschenko sei etwa im Sommer mit einem Porsche Taycan für 100.000 Dollar umhergefahren.

Der stellvertretende Generalstaatsanwalt habe im Krieg zehn Tage in Spanien Urlaub gemacht. Es gibt auch den Regionalchef von Dnipropetrowsk, der Geld für den Unterhalt von Straßen an die Firma seiner Fitnesstrainerin gezahlt habe.

Während eines Kriegs sei es schwieriger, über Korruption zu berichten, erklärt Tkatsch. "Zu Beginn der russischen Invasion war die Kritik an der Staatsmacht tatsächlich nicht mehr so präsent, die meisten Journalisten und Aktivisten beschäftigten sich mit der Landesverteidigung, wurden Freiwillige, kämpften selbst", so der Journalist. "Es gab ein Ziel, das uns alle einte, und es gab Diskussionen darüber, dass man die Korruption doch am besten nach dem Sieg im Krieg bekämpfen könne. Ich halte das für einen Irrtum."

Je besser Korruption im Inneren bekämpft werde, umso stärker werde das Land nach außen, betont er. 

ribbon Zusammenfassung
  • Vor wenigen Tagen mussten mehrere ukrainische Spitzenbeamte zurücktreten.
  • Der Vorwurf lautete Korruption.
  • Der Investigativjournalist Michajlo Tkatsch erklärt, wie es um Korruption in der Ukraine steht - und was die Berichterstattung darüber so schwierig macht.

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