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Kiew verteidigt Sanktionen gegen Netrebko und warnt Firmen

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Der ukrainische Botschafter in Österreich, Wassyl Chymynez, hat die Sanktionen seines Landes gegen die österreichisch-russische Star-Sopranistin Anna Netrebko verteidigt. Netrebko habe die aggressive Politik von Russlands Präsident Wladimir Putin unterstützt und sich mit Vertretern der "Fake-Republiken" fotografieren lassen. Ihre Verurteilung des Kriegs sei "nicht konkret", ihr "Statement nicht aufrichtig". Gleichzeitig warnte Chymynez Unternehmen vor Geschäften mit Russland.

Österreichische Firmen, "die auf dem russischen Markt tätig sind und dazu beitragen, dass das Regime Putin finanziell und wirtschaftlich in der Lage ist, diesen Krieg weiterzuführen", müssten mit Konsequenzen rechnen, erklärte der Diplomat am Montag im Interview mit der APA. Die Sanktionen würden sehr gründlich geprüft und vom Sicherheitsrat der Ukraine beschlossen. Sollte sich herausstellen, dass österreichische Banken russischen Rekruten "finanzielle Vergünstigungen zur Verfügung stellen" und sie die "Fake-Republiken", also der separatistischen Regionen im Osten der Ukraine, indirekt anerkannt haben, dann sei dies auch ein "moralisches Problem", erklärte der Botschafter. Chymynez verwies darauf, dass die Rekruten in der Ukraine "töten und vergewaltigen" sowie dass russisches Geld "mit viel Blut" behaftet sei.

Chymynez appellierte an österreichische Firmen, ihre Geschäfte mit Russland zu überdenken. "Es ist nicht zu spät, die Entscheidung zu treffen und den russischen Markt zu verlassen".

In einem am Samstag veröffentlichten Erlass von Präsident Wolodymyr Selenskyj fand sich Netrebkos Name unter jenen von 119 Russen und Ukrainern, die mit Sanktionen wie Einreiseverboten oder Vermögenssperren belegt werden. Netrebko, die laut ihrem Manager "keinen Kommentar" dazu abgibt, wurde eine Nähe zu Putin attestiert, der für sie ein halbes Jahr vor Kriegsbeginn eine Geburtstagsshow im Kremlpalast ausrichten ließ. Für Kritik sorgte auch, dass sie sich vor der Fahne der prorussischen Separatisten im Donbass mit dem separatistischen Politiker und Unternehmer Oleg Zarjow fotografieren hatte lassen.

Nach Beginn des Ukraine-Kriegs und im Zuge von Absagen von Konzerten und Opernauftritten in westlichen Ländern distanzierte sich Netrebko schriftlich von dem Krieg. Dies brachte ihr wiederum Kritik und Auftrittsabsagen in Russland ein.

Über ihren Anwalt ließ Netrebko Ende März eine Erklärung verbreiten: "Ich verurteile den Krieg gegen die Ukraine ausdrücklich und meine Gedanken sind bei den Opfern dieses Krieges und ihren Familien", hieß es darin. "Meine Position ist klar. Ich bin weder Mitglied einer politischen Partei noch bin ich mit irgendeinem Führer Russlands verbunden. Ich erkenne und bedauere, dass meine Handlungen oder Aussagen in der Vergangenheit zum Teil falsch interpretiert werden konnten", so die Starsopranistin weiter. "Tatsächlich habe ich Präsident Putin in meinem ganzen Leben nur eine Handvoll Mal getroffen, vor allem im Rahmen von Verleihungen von Auszeichnungen für meine Kunst oder bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele." Sie habe ansonsten "nie finanzielle Unterstützung von der russischen Regierung erhalten" und lebe in Österreich, wo sie auch steuerlich ansässig sei. "Ich liebe mein Heimatland Russland und strebe durch meine Kunst ausschließlich Frieden und Einigkeit an", betonte Netrebko.

ribbon Zusammenfassung
  • Der ukrainische Botschafter in Österreich, Wassyl Chymynez, hat die Sanktionen seines Landes gegen die österreichisch-russische Star-Sopranistin Anna Netrebko verteidigt.
  • Netrebko habe die aggressive Politik von Russlands Präsident Wladimir Putin unterstützt und sich mit Vertretern der "Fake-Republiken" fotografieren lassen.
  • Die Sanktionen würden sehr gründlich geprüft und vom Sicherheitsrat der Ukraine beschlossen.

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