APA/APA/AFP/GIL COHEN-MAGEN

Israels Kabinett berät Donnerstag über Einnahme von Gaza

05. Aug. 2025 · Lesedauer 3 min

Nach einem Treffen von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu mit hochrangigen Sicherheitsvertretern zur zukünftigen Strategie im Gazastreifen soll Medienberichten zufolge am Donnerstag das Kabinett zusammentreten. Die Sitzung sei für 18.00 Uhr Ortszeit (17.00 Uhr MESZ) angesetzt, berichteten israelische Medien am Dienstag.

Netanyahus Büro hatte zuvor mitgeteilt, der Regierungschef habe eine rund dreistündige "begrenzte Sicherheitsdiskussion" abgehalten. Dabei habe Generalstabschef Eyal Zamir dem israelischen Regierungschef mögliche Optionen für die Fortsetzung des seit rund 22 Monaten andauernden Kriegs präsentiert, teilte das Büro von Netanyahu mit. Details der Optionen wurden zunächst nicht bekannt.

Die Nachrichtenagentur Reuters hatte aus Regierungskreisen erfahren, dass dem Kabinett eine Strategie zur Entscheidung vorgelegt werden sollte. Einem früheren Bericht des Senders Channel 12 zufolge favorisiert Netanyahu eine vollständige militärische Übernahme des Gazastreifens. Eine offizielle Stellungnahme dazu lehnte sein Büro ab.

Unklar blieb dem Sender zufolge, ob Netanyahu eine langfristige Besatzung oder einen kurzfristigen Einsatz zur Zerschlagung der radikal-islamischen Hamas und zur Befreiung der verbliebenen israelischen Geiseln anstrebt. Eine Besetzung würde eine Entscheidung aus dem Jahr 2005 rückgängig machen, als sich Israel aus dem Gazastreifen zurückzog. Teile der israelischen Regierungskoalition haben sich für eine Annexion des Gazastreifens wie auch des Westjordanlandes ausgesprochen.

Die Debatte über das weitere Vorgehen Israels findet vor dem Hintergrund scharfer internationaler Kritik an der humanitären Lage in dem Palästinenser-Gebiet statt. Den palästinensischen Behörden zufolge sind inzwischen knapp 190 Menschen verhungert. Die Hamas veröffentlichte am Wochenende ihrerseits ein Video, das offensichtlich eine ausgemergelte israelische Geisel zeigte. Verhandlungen über eine Feuerpause sind vorerst gescheitert.

Bedenken in der Armeeführung

In der Armeeführung bestehen Medienberichten zufolge große Bedenken, die Kämpfe auszuweiten und den Gazastreifen vollständig einzunehmen. Dies berge Gefahren für die noch festgehaltenen Geiseln und könne außerdem Jahre dauern, hieß es. In der von Netanyahus Büro verbreiteten Mitteilung hieß es nun: "Die Armee ist bereit, alle Entscheidungen des Sicherheitskabinetts umzusetzen."

Opposition: Einnahme von ganz Gaza würde Geiseln gefährden

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapidwarnte die Regierung von Ministerpräsident Netanyahu davor, den mutmaßlich von ihr verfolgten Plan einer Einnahme des gesamten Gazastreifens umzusetzen. "Das, worauf Kabinett und Regierung zusteuern, wird dazu führen, dass alle Geiseln sterben", schrieb er auf der Plattform X. Sie würden durch Hunger, Schläge, Folter oder eben auch bei Einsätzen des israelischen Militärs ums Leben kommen, fügte er hinzu.

Nach israelischer Einschätzung befinden sich derzeit noch 50 Geiseln in der Gewalt der Hamas, von denen noch 20 am Leben sein sollen.

Der inzwischen fast 22 Monate dauernde Krieg begann am 7. Oktober 2023 mit einem Angriff der Hamas auf Israel. Dabei wurden nach israelischen Angaben rund 1200 Menschen getötet und 251 als Geiseln verschleppt. Nach Angaben der palästinensischen Behörden starben inzwischen mehr als 61.000 Palästinenser im Zuge einer darauf folgenden israelischen Offensive im Gazastreifen.

Zusammenfassung
  • Das israelische Kabinett berät am Donnerstag ab 18.00 Uhr Ortszeit über das weitere militärische Vorgehen im Gazastreifen, nachdem Premierminister Netanyahu mit Sicherheitsvertretern Optionen diskutiert hat.