Nach Israels Angriff: Katar behält sich Reaktion vor
Kein Mitglied ihres Verhandlungsteams sei dabei getötet worden, hieß es in einer Mitteilung der Hamas. Bei dem Angriff, der als "abscheuliches Verbrechen" beschrieben wurde, seien aber sechs Menschen getötet worden. Darunter seien der Sohn des höchstrangigen Hamas-Anführers im Ausland, Khalil al-Hayya, sowie dessen Büroleiter. Der Angriff auf die Verhandlungsdelegation der Hamas, die gerade über einen Vermittlungsvorschlag von US-Präsident Donald Trump beraten wollte, beweise einmal mehr, dass der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und seine Regierung nicht die Absicht hätten, ein Abkommen zu erzielen, hieß es weiter in der Hamas-Mitteilung.
Katars Regierungschef Al-Thani erklärte indes, der israelische Angriff sei ein "entscheidender Moment" für die Region. Zugleich fügte Al-Thani an, sein Land werde weiterhin zwischen Israel und der Hamas vermitteln. Das Vermitteln sei "ein fester Bestandteil der Identität" des Landes, nichts werde Katar "davon abhalten, diese Rolle in allen Fragen, die uns in der Region betreffen, weiterhin wahrzunehmen", antwortete er auf eine entsprechende Frage eines Journalisten.
Katar vermittelte bisher zusammen mit Ägypten und den USA im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas. Die Verhandlungen um eine Waffenruhe und Freilassung der Geiseln kommen aber seit Monaten nicht voran. Israels Regierung beabsichtigt unterdessen, die Stadt Gaza militärisch vollständig einzunehmen.
Trump bedauert Angriff
Trump seinerseits erklärte, die Entscheidung für den israelischen Angriff in Katar sei von Israels Ministerpräsident Netanyahu getroffen worden und nicht von ihm. "Ein einseitiger Bombenangriff in Katar, einer souveränen Nation und einem engen Verbündeten der USA, (...) bringt weder die Ziele Israels noch die Amerikas voran", schrieb Trump in sozialen Medien. "Die Beseitigung der Hamas, die vom Elend der Menschen in Gaza profitiert hat, ist jedoch ein erstrebenswertes Ziel." Er glaube, dass der unglückliche Vorfall auch eine Chance für Frieden sein könne.
Nach Angaben des Weißen Hauses wurde die US-Regierung vom US-Militär informiert, dass Israel die islamistische Hamas angreifen werde, die sich "leider" in einem Teil von Doha aufhalte. Trump habe darauf seinen Sondergesandten Steve Witkoff angewiesen, Katar über den anstehenden Angriff zu informieren. Es sei aber zu spät gewesen, um den Angriff aufzuhalten. Laut Regierungssprecherin Karoline Leavitt sprach Trump auch mit Netanyahu und mit Vertretern Katars. Letzteren habe er versichert, dass so etwas auf ihrem Boden nicht wieder vorkommen werde.
Doha dementierte die US-Angaben. Katar sei über den israelischen Luftangriff nicht im Voraus informiert worden, entsprechende Medienberichte seien falsch, sagte der Sprecher des katarischen Außenministeriums Majed al-Ansari. Ein US-Regierungsvertreter habe in dem Moment in Katar angerufen, als die Explosionen bereits zu hören waren.
Trump schrieb später auf Truth Social, dass er seinen Außenminister Marco Rubio angewiesen habe, eine Verteidigungszusammenarbeit mit Katar abzuschließen. Mehr Angaben machte er dazu nicht.
Österreich "besorgt", Kritik aus Paris, Berlin und London
Das Außenministerium in Wien zeigte sich auf X und Bluesky "zutiefst besorgt". Diese Attacken "verletzen die territoriale Integrität und Souveränität von Katar". "Sie gefährden die Geiseln und untergraben die Verhandlungen über einen dringend notwendigen Waffenstillstand in Gaza. Wir rufen alle dazu auf, von weiteren Maßnahmen abzusehen, die die regionale Stabilität gefährden", postete das Ministerium.
Der französische Präsident Emmanuel Macron kritisierte die israelischen Luftangriffe scharf. Diese seien "inakzeptabel, unabhängig vom Grund", schrieb Macron am Abend im Onlinedienst X. "Der Krieg darf sich in keinem Fall in der Region ausbreiten", betonte der französische Präsident und drückte seine "Solidarität mit Katar und seinem Emir, Scheich Tamim Al-Thani" aus. Deutschlands Außenminister Johann Wadephul bezeichnete den Angriff als "inakzeptabel".
Der britische Premierminister Keir Starmer äußerte sich ähnlich kritisch. "Ich verurteile die Angriffe Israels auf Doha", schrieb er auf X und fügte an: "Priorität müssen ein sofortiger Waffenstillstand, die Freilassung der Geiseln und eine massive Aufstockung der Hilfsleistungen für den Gazastreifen sein." Dies sei "die einzige Lösung für einen dauerhaften Frieden".
Netanyahu: 7. Oktober vergessen
Netanyahu äußerte kurz nach den Aussagen Macrons und Starmers Kritik an mehreren westlichen Ländern für deren Haltung im Nahost-Konflikt. "Ein Großteil der Welt, darunter auch ein Großteil der demokratischen Welt, oder zumindest die Regierungen, haben den 7. Oktober auf schändliche Weise vergessen", sagte Netanyahu in einer Rede in der US-Botschaft in Jerusalem in Anspielung auf den Großangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 mit rund 1.200 Todesopfern und 250 Entführungen. Netanyahu fügte mit Blick auf den 7. Oktober an: "Ich vergesse nicht und Israel vergisst nicht."
Zusammenfassung
- Nach einem israelischen Angriff auf die Hamas-Führung in Doha, Katar, wurden sechs Menschen getötet, darunter der Sohn eines hochrangigen Hamas-Anführers und dessen Büroleiter.
- Katars Regierungschef bezeichnete den Angriff als "eklatant" und forderte eine Antwort der gesamten Region, betonte aber zugleich die fortgesetzte Vermittlungsrolle seines Landes.
- Die Hamas erklärte, dass kein Mitglied ihres Verhandlungsteams getötet wurde und bezeichnete den Angriff als "gescheitert" sowie als "abscheuliches Verbrechen".
- Internationale Kritik kam unter anderem aus Österreich, Frankreich, Deutschland und Großbritannien, die den Angriff als Verletzung der Souveränität Katars und als Gefahr für die Waffenruhe-Verhandlungen bewerteten.
- Israels Premier Netanyahu verteidigte das Vorgehen und warf westlichen Staaten vor, den 7. Oktober 2023 mit rund 1.200 Toten und 250 Entführungen durch die Hamas zu vergessen.