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Israelische Verhandler zu Gesprächen nach Kairo abgereist

Eine israelische Verhandlungsdelegation ist einem Medienbericht zufolge zu indirekten Gesprächen mit der islamistischen Hamas nach Kairo abgereist. Sie werde von Ronen Bar, dem Leiter des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, angeführt, berichtete das israelische Kan-Radio. Die Hamas soll sich Berichten zufolge inzwischen flexibel zeigen und von ihrer Kernforderung abgewichen sein, Israel müsse sich im Voraus zum Ende des Kriegs verpflichten.

Die seit Monaten andauernden Gespräche, bei denen Ägypten, Katar und die USA vermitteln, zielen auf eine Waffenruhe im Gaza-Krieg sowie auf einen Austausch von Geiseln in der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen ab. Die Vermittler bemühen sich derzeit um Formulierungen, um die bestehende Kluft in strittigen Punkten zu überbrücken.

Israels Finanzminister Bezalel Smotrich warnte, es wäre ein großer Fehler, die Offensive im Gazastreifen jetzt zu stoppen. "Hamas bricht zusammen und bettelt um einen Waffenstillstand. Jetzt ist der Zeitpunkt, die Kehle zuzudrücken, bis wir den Feind zermalmen und brechen", schrieb er auf X. "Jetzt aufzuhören, kurz vor dem Ende, und ihnen zu erlauben, sich zu erholen und wieder gegen uns zu kämpfen, ist Irrsinn."

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu beharrt grundsätzlich auf dem Recht Israels, die Kämpfe auch nach der Umsetzung eines künftigen Deals fortzusetzen. Am Sonntagabend ließ er sein Büro ein Dokument veröffentlichen, das festhält: "Jedes Abkommen wird Israel erlauben, die Kämpfe wieder aufzunehmen, bis alle Kriegsziele erreicht sind." Netanyahu versteht darunter die vollständige Zerschlagung der Hamas als militärische Formation und als Regierungsmacht im Gazastreifen. Kritiker interpretierten die von ihm als "unverhandelbar" bezeichnete Bedingung als einen Versuch, die wieder aufgenommenen Verhandlungen in Kairo und Katar zu torpedieren.

In Israels Städten hatten am Wochenende Zehntausende Menschen demonstriert, um den Druck auf Netanyahu zu erhöhen, endlich ein Abkommen für die Freilassung der Geiseln zu erreichen. Der israelische Regierungschef regiert mit ultra-religiösen und rechtsextremen Koalitionspartnern, die Zugeständnisse an die Hamas ablehnen. Für sein politisches Überleben ist Netanyahu, gegen den schon seit langem ein Korruptionsprozess läuft, auf diese Partner angewiesen.

Das israelische Militär griff unterdessen Gaza-Stadt nach palästinensischen Angaben mit einem Großaufgebot von Panzern an. Bewohner sprachen von einem der schwersten Angriffe seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen im Oktober. Die Katastrophenschutzbehörde teilte mit, dass sie von Dutzenden Toten in östlichen Stadtteilen ausgehe. Die Rettungskräfte könnten jedoch nicht in die betroffenen Gegenden gelangen wegen anhaltender Offensiven. Das israelische Militär erklärte, dass es einen Einsatz gegen Infrastruktur von militanten Kräften im Gazastreifen fahre und dass mehr als 30 Kämpfer, die eine Bedrohung für israelische Truppen dargestellt hätten, außer Gefecht gesetzt worden seien.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker, das die Hamas sowie andere extremistische Gruppen am 7. Oktober des Vorjahres im Süden Israels begangen hatten. Die Terroristen töteten 1.200 Menschen und verschleppten weitere 250 als Geiseln in den Gazastreifen. Israel vermutet noch rund 120 Entführungsopfer im abgeriegelten Küstengebiet, viele von ihnen dürften aber nicht mehr am Leben sein.

ribbon Zusammenfassung
  • Eine israelische Delegation unter der Leitung von Ronen Bar ist zu Gesprächen mit der Hamas nach Kairo gereist. Ziel ist eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und ein Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge.