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Israel bombardiert Südlibanon als Reaktion auf Beschuss

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Nach erneuten Unruhen auf dem Tempelberg in Jerusalem ist Israel am Donnerstag mit Raketen angegriffen worden. Aus dem Libanon wurden nach Angaben der israelischen Armee Dutzende Raketen gefeuert - zum ersten Mal seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten. Israels Premier Benjamin Netanyahu kündigte am Abend eine harte Reaktion an. "Wir werden unsere Feinde treffen und sie werden den Preis für jegliche Aggression zahlen", sagte er bei der Sitzung des Sicherheitskabinetts.

Das nationale Abwehrsystem Iron Dome (Eiserner Dom) hatte zuvor von insgesamt 34 Flugkörpern 25 abgefangen, wie das Militär mitteilte. Fünf Raketen seien auf israelischem Gebiet gelandet. Der Verbleib von vier weiteren werde geprüft. Israelischen Medienberichten zufolge war dies der heftigste Beschuss aus dem Libanon seit 2006.

Die beiden Nachbarländer befinden sich offiziell im Kriegszustand. An der Grenze kommt es immer wieder zu Spannungen. Bisher bekannte sich noch keine Gruppierung zu den Angriffen. Die israelische Armee geht von einer Beteiligung der im Gazastreifen herrschenden Hamas oder der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Jihad aus. "Es handelt sich mit Sicherheit um palästinensisches Feuer", sagte ein Sprecher am Abend. Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah sei wahrscheinlich nicht direkt beteiligt gewesen. Ein Mitwirken des Irans werde geprüft.

Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, dass es sich bei den Flugobjekten größtenteils um sogenannte Katjuscha-Raketen handeln soll. Sie werden vor allem von palästinensischen Gruppierungen verwendet. Dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom zufolge wurden mindestens zwei Menschen im Norden Israels leicht verletzt. Ein 19-Jähriger erlitt demnach eine leichte Verletzung durch einen Granatsplitter. Eine 60-Jährige verletzte sich auf dem Weg zu einem Schutzraum. Andere hätten wegen Stresssymptomen behandelt werden müssen.

Als Reaktion bombardierte Israel den Libanon. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, im Süden seien Artilleriegeschosse eingeschlagen. Die israelische Armee habe "mehrere Granaten von ihren Stellungen an der Grenze" auf den Südlibanon abgefeuert, teilte die libanesische Nachrichtenagentur ANI mit.

UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte laut seinem Sprecher "die zahlreichen Raketen, die heute aus dem Libanon auf den Norden Israels abgefeuert wurden" und forderte "alle Akteure" zu größtmöglicher Zurückhaltung auf.

Auch die USA, Frankreich, Deutschland und auch Österreich verurteilten den jüngsten Raketenbeschuss auf Israel am Donnerstag. Die USA bekräftigten ihren Einsatz für die Sicherheit Israels. Washington erkenne außerdem "das legitime Recht Israels an, sich selbst gegen alle Formen der Aggression zu verteidigen", erklärte das US-Außenministerium. "Ich verurteile die Raketenangriffe auf Israel auf das Schärfste. Die steigenden Spannungen sind sehr besorgniserregend. Angriffe auf zivile Ziele sind durch nichts rechtzufertigen", erklärte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) auf Twitter.

Der Eskalation vorausgegangen waren Zusammenstöße der israelischen Polizei mit Palästinensern auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Sharif) in Jerusalem. Medienberichten zufolge setzte die Polizei zwei Nächte in Folge Schlagstöcke, Tränengas und Gummigeschosse ein, um Palästinenser aus der Al-Aqsa-Moschee zu entfernen. Eine Polizeisprecherin teilte mit, Jugendlichen hätten zuvor Feuerwerkskörper und Steine auf Polizisten geworfen und versucht, sich in der Moschee zu verbarrikadieren.

Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Nach Angaben der israelischen Polizei ist es generell verboten, sich dort nachts aufzuhalten. Viele palästinensische Gläubige sehen ihr Recht zur Religionsausübung eingeschränkt. Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Er ist jedoch auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen.

Auf dem Gelände um die Moschee kommt es immer wieder zu gewalttätigen Konfrontationen. Vor rund zwei Jahren eskalierte die Situation zu einem elftägigen Konflikt zwischen Israel und der Hamas.

Vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan vor rund zwei Wochen war eine Verschärfung der ohnehin angespannten Sicherheitslage im Land befürchtet worden. Aktuell kommen besonders viele Muslime zum Tempelberg, um während des Fastenmonats dort zu beten. Am Mittwoch begann zudem das einwöchige jüdische Pessachfest. Einer der Bräuche ist dabei eine Wallfahrt nach Jerusalem. Zudem stehen mehrere Feiern über Ostern in der Altstadt bevor.

Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600.000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach erneuten Unruhen auf dem Tempelberg in Jerusalem ist Israel am Donnerstag mit Raketen angegriffen worden.
  • Aus dem Libanon wurden nach Angaben der israelischen Armee Dutzende Raketen gefeuert - zum ersten Mal seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten.
  • Israels Premier Benjamin Netanyahu kündigte am Abend eine harte Reaktion an.
  • Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist.