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Palästinenser: 50 Tote durch Israels Armee im Gazastreifen

11. Juni 2025 · Lesedauer 4 min

Bei israelischen Angriffen sind am Mittwoch im Gazastreifen laut palästinensischen Angaben rund 50 Menschen getötet worden. Die Nachrichtenagentur WAFA meldete, mehr als 28 Palästinenser seien nahe eines Verteilungszentrums der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) durch Schüsse der israelischen Armee gestorben. An einer anderen GHF-Ausgabestelle gab es demnach mindestens 14 Tote, zehn weitere bei Angriffen in Khan Younis. Israels Militär äußerte sich zunächst nicht dazu.

Die von den USA und Israel unterstützte Organisation GHF erklärte, ihr seien die Vorfälle nicht bekannt. Zuletzt war es wiederholt zu Toten bei Vorfällen in der Nähe von Stationen der umstrittenen Hilfsorganisation GHF gekommen. Erst am Dienstag waren nach Angaben der Gaza-Behörden 17 Menschen in der Nähe einer anderen GHF-Hilfsstation in Rafah im südlichen Gazastreifen getötet worden. Die israelische Armee hatte dazu erklärt, sie habe Warnschüsse abgegeben, um "Verdächtige" auf Abstand zu halten, die sich den Truppen genähert und eine Bedrohung dargestellt hätten.

Die GHF teilte mit, die Verteilung von Hilfsgütern sei am Mittwoch bisher ohne Zwischenfälle verlaufen. Es sei entscheidend, nicht "über Aktivitäten der GHF im selben Atemzug wie über militärische Operationen der israelischen Armee zu berichten, die weit von den Verteilungsstellen entfernt stattfinden", hieß es in der Mitteilung. "Wir sind uns bewusst, dass dies verwirrend sein kann, da wir in einer aktiven Kriegszone tätig sind." Bisher habe GHF rund 16 Millionen Mahlzeiten an Palästinenser verteilt.

Mehr als 100 Lastwagen mit Hilfsgütern durchgelassen

Mehr als 100 Lastwagen mit Hilfsgütern sind nach israelischen Angaben über den Grenzübergang Kerem Shalom in den Gazastreifen gefahren. Die Lkw-Ladungen gehörten den Vereinten Nationen und der internationalen Gemeinschaft, teilte die zuständige israelische Cogat-Behörde mit. Bei neuen israelischen Angriffen wurden laut örtlichen Gesundheitsbehörden indes mindestens 35 Palästinenser getötet. Die meisten Opfer gab es demnach an einer Ausgabestelle für Lebensmittel.

Die Lieferung von Mehl und anderen Lebensmittel durch 108 Lastwagen sei am Dienstag nach einer gründlichen Sicherheitsuntersuchung an der Grenze durchgelassen worden. "Die israelische Armee wird weiterhin humanitäre Hilfe im Gazastreifen ermöglichen und dabei alle Anstrengungen unternehmen, um sicherzustellen, dass diese Hilfe nicht in die Hände der terroristischen Organisation Hamas gelangt", hieß es in der Mitteilung.

Umstrittene Stiftung als alternative Verteilungsstruktur

Im vergangenen Monat hatte im Gazastreifen nach einer fast dreimonatigen israelischen Blockade von Hilfslieferungen der Einsatz der GHF begonnen. Diese sollte eine Alternative zum Einsatz der UNO und internationaler Hilfsorganisationen darstellen. Israel und die USA wollen mit dem Einsatz von GHF verhindern, dass sich die Hamas humanitäre Hilfsgüter aneignet.

Die Stiftung ist jedoch umstritten, zuletzt kam es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen in der Nähe ihrer Verteilungszentren. Nach Angaben der Stiftung hat sie bisher rund zwölf Millionen Mahlzeiten in dem Küstengebiet verteilt. In der vergangenen Woche sind nach israelischen Angaben 350 Hilfsgütertransporte in den Gazastreifen gefahren. Nötig wären jedoch nach UNO-Angaben täglich mindestens 500 bis 600 Lastwagenladungen.

Leichen von zwei israelischen Geiseln im Gazastreifen geborgen

Nach Angaben von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu vom Mittwoch wurden die Leichen zweier israelischer Geiseln im Gazastreifen vom Militär und Geheimdienst geborgen. Bei einem der Toten handelt es sich um Yair Yaakov.

Seine Lebensgefährtin und zwei seiner Söhne waren bei dem Terrorüberfall nach Gaza verschleppt und im Zuge des ersten Geisel-Deals im November 2023 freigelassen worden. Den Namen des zweiten Opfers hielt die Armee auf Wunsch der Familie vorerst zurück.

Noch 53 Geiseln in der Gewalt der Hamas

Nach der Bergung der beiden Leichen befinden sich nach israelischer Zählung noch 53 Geiseln in der Gewalt der Hamas. Von ihnen sind noch mindestens 20 am Leben, 31 gelten als tot, bei zwei Geiseln ist unklar, ob sie noch leben.

Das beispiellose Massaker der Hamas und anderer Gruppen im Oktober 2023 im Süden Israels löste den Gaza-Krieg aus. Die Extremisten töteten mehr als 1.200 Menschen und verschleppten 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen.

Indirekte Verhandlungen über die Freilassung der restlichen Geiseln und die Beendigung des Krieges, bei denen die USA, Ägypten und Katar vermitteln, stecken derzeit fest. Nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde wurden seit Beginn der israelischen Offensive im Oktober 2023 fast 55.000 Palästinenser getötet.

Zusammenfassung
  • Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen wurden am Mittwoch laut palästinensischen Angaben rund 50 Menschen getötet, darunter über 28 an einer Ausgabestelle der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) und mindestens 14 an einer weiteren.
  • Die Leichen von zwei israelischen Geiseln, darunter Yair Yaakov, wurden im Gazastreifen geborgen; insgesamt befinden sich noch 53 Geiseln in der Gewalt der Hamas, von denen mindestens 20 am Leben sind.