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Iran will Atomgespräche trotz Verstößen fortsetzen

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Der Iran will die Wiener Atomverhandlungen trotz seiner mehrfachen Verstöße gegen den Deal aus dem Jahr 2015 fortsetzen. "Auch wenn wir nun unser Uran auf 60 Prozent anreichern wollen, haben wir weiterhin kein Problem mit Verhandlungen", sagte der iranische Präsident Hassan Rouhani am Mittwoch. Dagegen zeigten sich die europäischen Staaten äußerst besorgt über den jüngsten Eskalationsschritt Teherans.

"Dies ist eine ernste Entwicklung, da die Herstellung von hoch angereichertem Uran einen wichtigen Schritt zur Produktion einer Nuklearwaffe darstellt", hieß es am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung von Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Der Iran habe "keinen glaubwürdigen zivilen Bedarf für eine Anreicherung auf diesem Niveau". Die "gefährliche jüngste Ankündigung" stehe im Gegensatz zu der konstruktiven Atmosphäre der jüngsten Verhandlungen.

Die drei europäischen Staaten sind mit China und Russland Vertragsparteien des Atomdeals mit dem Iran, der im Jahr 2015 unter Beteiligung der USA geschlossen wurde. Im Jahr 2018 verkündete US-Präsident Donald Trump seinen Ausstieg aus dem Vertrag und verhängte Sanktionen gegen Teheran, das sich daraufhin selbst schrittweise von den Verpflichtungen des Deals löste. Seit der Vorwoche wird in Wien über eine Reparatur des Deals unter Einschluss der USA verhandelt, nachdem Trumps Nachfolger Joe Biden eine Rückkehr zu den diplomatischen Bemühungen im Atomkonflikt angekündigt hat.

Rouhani betonte, sein Land werde "am gleichen Tag zu all seinen technischen Verpflichtungen in dem Deal zurückkehren", an dem das Abkommen vertragsgerecht umgesetzt werde und die US-Sanktionen aufgehoben werden. Das Abkommen von 2015 soll den Iran vom Bau einer Atombombe abhalten. Im Gegenzug sollte der Westen unter anderem Beschränkungen im Handel abbauen.

Die Entscheidung Teherans, sein Uran entgegen der Atomvereinbarung nun auf 60 Prozent anzureichern, ist laut Rouhani eine Reaktion auf den mutmaßlich israelischen Angriff am Sonntag auf die Atomanlage Natanz. Dabei wurden laut Atom-Chef Ali Akbar Salehi zahlreiche Zentrifugen beschädigt, die aber umgehend mit neueren ersetzt werden sollen. Das Uran soll demnach für medizinische Zwecke verwendet werden. Ziel Israels war es laut Teheran das iranische Atomprogramm zu schwächen und auch die Bemühungen zur Rettung des Atomabkommens zu sabotieren. Beides will der Iran verhindern.

Bisher lag der Anreicherungsgrad im Iran bei 20 Prozent, obwohl im Atomabkommen nur weniger als vier Prozent erlaubt sind. Auch die Nutzung von schnelleren Zentrifugen ist ein Verstoß gegen den Atomdeal. Zwar reichen auch 60 Prozent für den Bau einer Atombombe nicht aus, aber es wird befürchtet, dass der Iran jederzeit den Prozess von 60 auf die für den Bombenbau nötigen 90 Prozent erhöhen könnte. Die iranische Führung hat mehrmals betont, dass sie keinerlei Interesse am Bau von Massenvernichtungswaffen habe.

Die Atomverhandlungen sollten am Mittwoch in Wien fortgesetzt werden, wurden aber auf Donnerstag verschoben, angeblich wegen eines positiven Coronatests bei einem der westlichen Diplomaten.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Iran will die Wiener Atomverhandlungen trotz seiner mehrfachen Verstöße gegen den Deal aus dem Jahr 2015 fortsetzen.
  • "Auch wenn wir nun unser Uran auf 60 Prozent anreichern wollen, haben wir weiterhin kein Problem mit Verhandlungen", sagte der iranische Präsident Hassan Rouhani am Mittwoch.
  • Dagegen zeigten sich die europäischen Staaten äußerst besorgt über den jüngsten Eskalationsschritt Teherans.

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