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Forschungsrat sieht Österreich als "Umsetzungszwerg"

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Von den Regierungen der vergangene Jahre seien im Forschungsbereich alle Notwendigkeiten erkannt und auch angekündigt worden. Doch weil "wir Ankündigungsriesen, aber Umsetzungszwerge sind", sei Österreich statt wie in der Forschungsstrategie geplant zu den Innovationsführern aufzusteigen "im Mittelfeld stecken geblieben", erklärte der Vorsitzende des Forschungsrats, Hannes Androsch, am Montag.

Von den Regierungen der vergangene Jahre seien im Forschungsbereich alle Notwendigkeiten erkannt und auch angekündigt worden. Doch weil "wir Ankündigungsriesen, aber Umsetzungszwerge sind", sei Österreich statt wie in der Forschungsstrategie geplant zu den Innovationsführern aufzusteigen "im Mittelfeld stecken geblieben", erklärte der Vorsitzende des Forschungsrats, Hannes Androsch, am Montag.

Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) hat in seinem präsentierten "Bericht zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs" eine Stärken-Schwächen-Analyse des heimischen Forschungs-, Technologie- und Innovations-Systems (FTI) anhand zahlreicher Indikatoren vorgenommen. "Wir haben viel erreicht, aber es gibt noch viel Luft nach oben", fasste der stellvertretende RFT-Vorsitzende, Markus Hengstschläger, das Ergebnis zusammen.

Zu den Stärken des heimischen FTI-Systems zählt das Beratungsgremium der Regierung die gute Performance in der Unternehmensforschung, die internationale Vernetzung, die hohe Standortattraktivität und das "sehr hohe Niveau der Forschungsfinanzierung". So sei Österreichs Forschungsquote - also die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) gemessen am BIP - die zweithöchste in der EU und unter den Top-Ten der Welt. "Doch der Input korreliert nicht mit dem entsprechenden Output", so Androsch.

Im Vergleich zu den führenden Innovationsländern ortet der Rat Schwächen vor allem bei Unternehmensgründungen, wo die Performance weiterhin "massiv unterdurchschnittlich" sei. Bei der Digitalisierung gebe es erheblichen Aufholbedarf und auch im Bereich Umwelt und Klima gebe es unterdurchschnittliche F&E-Ausgaben und Patentaktivitäten. "Insgesamt überwiegen im Vergleich zu den Innovation-Leaders die Schwächen gegenüber den Stärkefeldern", konstatiert der Forschungsrat.

Als Beispiele für in den vergangenen Jahren angekündigte, teilweise bereits beschlussfähige Konzepte, deren Umsetzung aber noch ausständig sei, nannte Androsch die neue Forschungsstrategie, die Exzellenzinitiative oder das Forschungsfinanzierungsgesetz. Auch die Nationalstiftung und der Österreichfonds seien nicht mehr handlungsfähig, wie es hier weitergehen soll, sei nicht absehbar. Das gilt übrigens auch für die Zukunft des Forschungsrats selbst: Die Amtsperiode läuft Anfang September aus, seitens der Regierung wird eine Strukturbereinigung der Beratungsgremien in diesem Bereich überlegt. Androsch und Hengstschläger scheiden nach zwei Amtsperioden jedenfalls aus.

Androsch erachtet es für notwendig, dass im noch ausständigen Hochfahr-Programm zur Bewältigung der Corona-Krise der "FTI-Bereich eine wichtige Rolle spielt". Weil die derzeitige BIP-Prognose ein Abstürzen der öffentlichen F&E-Ausgaben von derzeit 3,7 Mrd. Euro auf 3,1 Mrd. Euro befürchten lasse, schlägt der Rat vor, diesen Einbruch mit F&E-Ausgaben in Höhe von vier Mrd. Euro jährlich "überzukompensieren", so RFT-Geschäftsführer Ludovit Garzik. Davon ausgehend sollte im Forschungsfinanzierungsgesetz eine jährliche Steigerung von vier Prozent festgeschrieben werden.

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  • Von den Regierungen der vergangene Jahre seien im Forschungsbereich alle Notwendigkeiten erkannt und auch angekündigt worden.

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