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Forschungsrat analysiert bis April Hochschulsystem

Heute, 08:01 · Lesedauer 3 min

Bis zum April soll der Rat für Forschung, Wissenschaft, Innovation und Technologieentwicklung (FORWIT) eine Analyse des österreichischen Hochschulsystems erarbeiten. Diese soll dann in den Prozess zur Erstellung der im Regierungsprogramm festgeschriebenen Hochschulstrategie 2040 einfließen. Man habe dafür keine Denkverbote vorgeschrieben bekommen, betonten Mitglieder des FORWIT-Sounding Boards bei einem Hintergrundgespräch am Freitag.

"Wir sind komplett frei. Das einzige, was wir vorgegeben bekommen haben, ist ein enger Zeitplan bis April", so FORWIT-Präsident Thomas Henzinger. Die Aufgabe des Gremiums sei dabei die Analyse des Systems, nicht die Erarbeitung von Empfehlungen. "Aber wir werden keine Hemmungen haben, Herausforderungen und Themen bzw. mögliche Lösungen zu identifizieren."

Der ehemalige Generaldirektor für Forschung und Innovation der Europäischen Kommission, Robert-Jan Smits, nannte etwa die im sogenannten Draghi-Report der EU identifizierten Problemfelder. "Wir haben nicht genügend Talente im MINT-Sektor (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), wir müssen die Anzahl der Graduierten in diesem MINT-Bereich erhöhen." Außerdem weise man nicht die gleiche Exzellenz wie die USA und China auf. "Wir müssen eine Auswahl treffen und nicht mit der Gießkanne vorgehen." Außerdem habe man Aufholbedarf beim Wissenstransfer: "Nur ein Drittel der Forschungsergebnisse in Europa findet seinen Weg zu Anwendungen, in den USA sind es zwei Drittel."

Auch weitere Herausforderungen würden auf die europäischen Hochschulen warten, betonte der ehemalige Rektor und Präsident der ETH Zürich, Lino Guzzella. Im vorigen Jahr habe es aus China 1,8 Mio. Patentanmeldungen gegeben, das ist mehr als der Rest der Welt zusammen geschafft habe.

Einig war man sich darin, dass im Moment ein guter Zeitpunkt ist, eine Hochschulstrategie zu erarbeiten. "Die Besten sind in den letzten 50 Jahren alle an US-Eliteuniversitäten gegangen - das hat sich jetzt geändert", meinte Henzinger. "Das ist eine riesige Chance jetzt." Auch Smits assistierte: "Früher haben Universitäten Studenten ausgewählt, heute suchen sich Studenten ihre Universitäten aus." Zur Gewinnung der besten Köpfe müsse man auch die Frage stellen: "Wir schaffen wir es, Kinder aus bildungsfernen Familien und aus Migrantenfamilie an die Hochschulen zu bekommen?"

"Österreich hat enormes Potenzial"

Die Ausgangslage sei auch nicht schlecht: "Österreich hat enormes Potenzial etwa in den Bereichen Quantentechnologie und Gesundheit. Dieses muss man stärken, aber dafür braucht es einerseits Geld und andererseits eine Auswahl statt der Gießkanne", betonte Smits. Auch Guzzella betonte einerseits die Bedeutung von Geld. "Aber auch das kann man klug ausgeben oder nicht klug." Ebenso wichtig sei eine gute Auswahl der Ausgaben: "Ja sagen ist einfach, Nein sagen ist schwierig."

Nicht festlegen wollte man sich auf eine mögliche Zusammenlegung oder Auflassung einzelner Hochschulstandorte: Wenn 22 Einrichtungen das gleiche machen würden, dann seien das zu viele, meinte Henzinger. Wenn sich jede auf etwas andere spezialisiere, könne man das dagegen nicht sagen.

Zusammenfassung
  • Bis April analysiert der Rat für Forschung, Wissenschaft, Innovation und Technologieentwicklung (FORWIT) das österreichische Hochschulsystem als Grundlage für die Hochschulstrategie 2040.
  • Laut Experten wie Robert-Jan Smits gibt es zu wenig MINT-Talente, nur ein Drittel der europäischen Forschungsergebnisse werden praktisch genutzt, während China 2023 rund 1,8 Mio. Patente anmeldete.
  • Österreich besitzt großes Potenzial in Bereichen wie Quantentechnologie und Gesundheit, doch Experten fordern gezielte Investitionen und eine stärkere Öffnung der Hochschulen für Kinder aus bildungsfernen und Migrantenfamilien.