FIFA-Schiedsrichter steckt in Flüchtlingslager fest

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Vor sechs Jahren wurde Ibrahim Rasool von einem Anhänger der Terrormiliz Taliban in die Schulter geschossen. Der FIFA-Schiedsrichter beschloss daraufhin, sein Heimatland zu verlassen. Seitdem wandert er von einem Flüchtlingscamp ins nächste. Aktuell befindet er sich in Kärnten, doch nun soll er wieder abgeschoben werden.

Er hat Fußballspiele als Schiedsrichter gepfiffen, jetzt sitzt er schwer traumatisiert in einem Flüchtlingscamp in Kärnten. Vor sechs Jahren hat Ibrahim Rasool Afghanistan und seine Familie mit einer Schusswunde in der Schulter verlassen. 2020 landete er im bosnischen Camp Lipa. Das Flüchtlingslager wird von der NGO SOS Balkanroute auch "das österreichische Guantanamo in Bosnien" genannt. Es liegt direkt an der kroatischen Grenze. 

Ibrahim fand die erhoffte Sicherheit noch nicht. Niemand möchte ihn haben. Es kommt zu Misshandlungen durch bosnische und kroatische Polizisten, erzählt er im PULS 24 Interview: "Sie haben mich verletzt, sie haben mir die Zähne ausgeschlagen und auf meine Füße eingetreten. Sie haben mich ausgepeitscht – mit einer Peitsche und mit einem Stock".

Nicht nur physische Schäden fügten sie Ibrahim hinzu, auch psychische: "Sie haben uns alles gestohlen. Geld, Telefon, Ladekabel. Bei einem Deportationsversuch nach Bosnien haben sie uns sogar sämtliche Klamotten gestohlen".

Asylantrag abgelehnt

2021 wurde er von österreichische Flüchtlingshelfer in dem Camp gefunden. Im Herbst 2022 schaffte er es nach Österreich und stellte einen Asylantrag. Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl hat seinen Antrag jedoch abgelehnt und will ihn nun wieder nach Kroatien abschieben.

Für Ibrahim ist allein der Gedanke unerträglich: "Ich kann nachts nicht schlafen, mein Kopf spielt verrückt - ich habe Angst vor Ihnen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, jemals wieder vor kroatischen Polizisten zu stehen".

Durch seine erlebten Traumata erklären ihn die Ärzte für schwer suizidgefährdet. Um seine derzeitige Situation zu überstehen, klammert er sich an die Hoffnung seinen Beruf irgendwann wieder ausüben zu können: "Schiedsrichtern und Coachen". Seine Familie hat er seit seiner Flucht nicht mehr gesehen. Er weiß, dass sie in Sicherheit sein dürfte. 

Chancen auf Aufenthaltsverlängerung stehen schlecht

Seine Chancen hierbleiben zu können stehen schlecht. Sein Anwalt Norbert Knittelberger kämpft aktuell für eine Aufenthaltsverlängerung. Dass Ibrahim wieder nach Kroatien abgeschoben werden soll, ist für Knittelberger unverständlich: "Human Rights Watch hat empfohlen, keine Rücküberstellungen nach Kroatien mehr vorzunehmen, bis diese Praxis von Push-Backs und Kollektivausweisungen aufhört".

Sind Sie in einer Krisensituation? Hier finden Sie Hilfe:

Suizidprävention auf www.gesundheit.gv.at/leben/suizidpraevention   
Telefonseelsorge: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr, online unter www.telefonseelsorge.at
Sozialpsychiatrischer Notdienst/PSD: 01 31330, täglich 0–24 Uhr, online unter www.psd-wien.at
Rat auf Draht: 147. Beratung für Kinder und Jugendliche. Anonym, täglich 0–24 Uhr, online unter www.rataufdraht.at
Kindernotruf: 0800 567 567, Beratung bei persönlichen Krisen. Anonym, täglich 0-24 Uhr www.bittelebe.at

ribbon Zusammenfassung
  • Vor sechs Jahren wurde Ibrahim Rasool von einem Anhänger der Terrormiliz Taliban in die Schulter geschossen.
  • Der FIFA-Schiedsrichter beschloss daraufhin, sein Heimatland zu verlassen.
  • Seitdem wandert er von einem Flüchtlingscamp ins nächste.
  • Aktuell befindet er sich in Kärnten, doch nun soll er wieder abgeschoben werden.
  • Seine Familie hat er seit seiner Flucht nicht mehr gesehen. Er weiß jedoch, dass sie in Sicherheit sein dürfte. 

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