Falsche oder fehlende PCR-Ergebnisse an Schulen: "Wissen nicht, wie viele infiziert sind"

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Der Umstieg auf einen neuen Anbieter beim PCR-Testprogramm an den Schulen hat nach den Weihnachtsferien für Probleme gesorgt. Den Schulen sollen teils gar keine, unvollständige und auch falsche Ergebnisse rückgemeldet worden sein.

Die ARGE für molekulare Diagnostik, die nach einer Neuausschreibung in acht Bundesländern (außer Wien) für die Tests zuständig ist, hat gegenüber der APA technische Schwierigkeiten bei der Auswertung der Ergebnisse (insbesondere bei der Zuordnung und Auswertung in der Datenbank) eingeräumt.

Schulen hätten nach den durchgeführten PCR-Tests teils falsche, unvollständige oder gar keine Ergebnisse bekommen, berichtet auch Lehrergewerkschafter Thomas Bulant (FSG) im Gespräch mit PULS 24. Das Bildungsministerium prüft nun rechtliche Schritte, berichtet die APA. 

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Für Lehrergewerkschafter Thomas Bulant ist es im PULS 24 Interview "sehr verwunderlich", dass nur 40 positive Fälle in acht Bundesländern festgestellt wurden.

Lehrer hätte sich beim Ministerium beschwert, da es keine Ergebnisse gab oder bei allen Kindern, die einen positiven Nasenbohrer-Test gemacht hätten, ein negatives PCR-Testergebnis zurückgekommen sei, berichtet Bulant. Auch auf Twitter berichten verschiedene Gemeinden - darunter etwa der Bürgermeister Traiskirchens Andreas Babler (SPÖ), dass es noch keine Rückmeldungen nach den Tests gegeben habe.

Gesundheitsministerium verfasste Schreiben an Schulen

Das Bildungsministerium hat deswegen ein Schreiben an die Schulleitungen ausgeschickt. Das Schreiben liegt PULS 24 vor. Darin heißt es etwa: "Viele von Ihnen haben leider bis dato vom verantwortlichen Labor keine, falsche oder unvollständige Testergebnisse erhalten. Wir bedauern das zutiefst". Und weiter: "Leider kämpft das Labor seit den ersten, diese Woche an den Schulen durchgeführten PCR-Testungen mit massiven Problemen im Datenmanagement". 

Das Ministerium gibt den Schulleitungen Handelsanleitungen: Negativ dargestellte Ergebnisse, die aber einen CT-Wert aufweisen, sollten als "Verdachtsfälle" gezählt werden - die Gesundheitsbehörden und die Eltern sollten verständigt werden, zuhause sollte dann ein neuer PCR-Test durchgeführt werden. Zudem sollten alle Schüler noch einen Antigentest machen.

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Kritik der Gewerkschaft

Thomas Bulant von der Lehrergewerkschaft reicht es jetzt: "Wir wissen nicht, wie viele infizierte Schüler es gibt", sagt er im Gespräch mit PULS 24. Die Schulleiter seien systemerhaltend tätig, aber wenn das System nicht funktioniert, kämen aus dem Ministerium nur Entschuldigungen. Die Schulleitungen sollten nicht die Fehler des Ministeriums ausbessern müssen, kritisiert Bulant.

Statt 'alles spült' liegt alles brach - das Missmanagement des Bildungsministerium ist eine Zumutung für ganz Österreich", befand auch SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler per Aussendung. Dass das Bildungsministerium rechtliche Schritte gegen den Testanbieter nunmehr überprüfe, sei richtig, es gebe aber auch eine politische Gesamtverantwortung. Es sei ein klares Versagen der Regierung, dass die Schultestungen abseits von Wien auch fast zwei Jahre nach Pandemie-Beginn "nicht anständig funktionieren", befand NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre. "Kinder, Eltern und Lehrpersonal müssen sich darauf verlassen können, dass die Teststrategie auch funktioniert, um sicherstellen zu können, dass die Schulen offenbleiben."

Ministerium kündigt rechtliche Schritte an

Im Bildungsministerium reagiert man ungewöhnlich scharf auf die Technikprobleme: Die Leistungsanforderungen vonseiten der Bietergemeinschaft seien in der ersten Woche der Schultests nicht erfüllt worden, heißt es in einer Stellungnahme. Das Ressort habe daher eine Qualitätsprüfung mittels Vergleichsmessung durch Expertinnen und Experten in Auftrag gegeben. Außerdem prüfe man rechtliche Schritte in Abstimmung mit der Finanzprokuratur mit Unterstützung der Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) gegen die Bietergemeinschaft.

Es werde bereits seit Mittwoch intensiv an der Lösung der Probleme gearbeitet, mit der Behebung sei "innerhalb der nächsten Tage zu rechnen", betonte hingegen Franz Öller, Geschäftsführer der Bietergemeinschaft, in einer Stellungnahme gegenüber der APA.

Anbieter vor Kurzem gewechselt

Bis vor den Weihnachtsferien hatten in Niederösterreich und Oberösterreich sowie an den Wiener Volksschulen die Covid Fighters die Schul-PCR-Tests durchgeführt, bei den älteren Wiener Schülern kam "Alles gurgelt" von Lifebrain zum Einsatz. In den übrigen Bundesländern war Novogenia zuständig. Gegen die Vergabe des Auftrags für die Schul-PCR-Tests war zweimal von Lifebrain Einspruch erhoben worden. Der Auftrag wurde daher von der Bundesbeschaffungsagentur neu ausgeschrieben, das Bundesverwaltungsgericht hat nach einem Nachprüfungsantrag zudem die Leistungsfähigkeit der Arbeitsgemeinschaft (Procomcure Biotech GmbH & Hygienikum GmbH & Confidence DNA-Analysen GmbH & Tauernkliniken GmbH mit Sitz in Bergheim/Salzburg) geprüft.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Umstieg auf einen neuen Anbieter beim PCR-Testprogramm an den Schulen hat nach den Weihnachtsferien für Probleme gesorgt.
  • Die ARGE für molekulare Diagnostik, die nach einer Neuausschreibung in acht Bundesländern für die Tests zuständig ist, hat gegenüber der APA technische Schwierigkeiten bei der Auswertung der Ergebnisse eingeräumt.
  • Schulen hätten nach den durchgeführten PCR-Tests teils falsche, unvollständige oder gar keine Ergebnisse bekommen, berichtet auch Lehrergewerkschafter Thomas Bulant (FSG) im Gespräch mit PULS 24.
  • Das Bildungsministerium prüft nun rechtliche Schritte, berichtet die APA. 

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