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Erneut Tote bei Protesten in Kolumbien

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In der seit Wochen von einer Protestwelle erschütterten kolumbianischen Metropole Cali sind bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei erneut zwei Menschen getötet sowie ein Polizist verletzt worden. Drei weitere Zivilisten seien bei dem Vorfall am Freitagabend (Ortszeit) verletzt worden, einer von ihnen durch Schüsse, erklärte die Polizei am Samstag. Die Zahl der Toten in Cali seit Protest-Beginn stieg damit auf über 60.

Zu dem Vorfall kam es laut Polizeikommandant Juan Leon bei einer Auseinandersetzung zwischen Polizisten und bewaffneten Männern, die eine Straßenbarrikade an einer der nach Cali führenden Hauptstraßen errichten wollten. Die bewaffneten Männer eröffneten demnach das Feuer auf die Polizisten und verletzten dabei einen Polizisten am Bein. Der Angriff sei "abgewehrt" worden, in der Nacht auf Samstag hätten Polizisten am Tatort dann die Leichen von zwei Menschen gefunden.

Kolumbiens Verteidigungsminister Diego Molano verurteilte im Online-Dienst Twitter die Gewalt. Er veröffentlichte ein Video, auf dem Zivilisten zu sehen waren, die von einer Barrikade aus auf Polizisten schossen. Auf anderen auf Online-Plattformen verbreiteten Videos waren auf dem Boden sitzende Zivilisten zu sehen, während im Hintergrund Schüsse ertönten.

Seit Beginn der Proteste am 28. April wurden in Cali laut einer auf offiziellen Zahlen beruhenden Berechnung der Nachrichtenagentur AFP mindestens 61 Menschen getötet. Bei ihnen handelt es sich um 59 Zivilisten und zwei Polizisten. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft stehen 20 der Todesfälle in direktem Zusammenhang mit den Protesten.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch beziffert die Zahl der Toten in Cali auf der Grundlage "glaubwürdiger Berichte" auf 67 Tote und sieht in 32 Fällen einen direkten Zusammenhang zu den Protesten. Ende Mai hatte Kolumbiens Präsident Iván Duque die Entsendung von mehr als 1.100 Soldaten nach Cali angeordnet.

Die Proteste in Cali und anderen kolumbianischen Städten hatten sich ursprünglich an einer geplanten Steuerreform entzündet, die inzwischen zurückgezogen wurde. Inzwischen richten sie sich allgemein gegen die Regierung. Die Demonstranten fordern bessere Arbeitsbedingungen, eine Reform des Pensionssystems, einen besseren Schutz von Menschenrechtsaktivisten und die vollständige Umsetzung des Friedensabkommens mit der linksgerichteten Ex-Guerillabewegung FARC.

ribbon Zusammenfassung
  • In der seit Wochen von einer Protestwelle erschütterten kolumbianischen Metropole Cali sind bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei erneut zwei Menschen getötet sowie ein Polizist verletzt worden.
  • Drei weitere Zivilisten seien bei dem Vorfall am Freitagabend verletzt worden, einer von ihnen durch Schüsse, erklärte die Polizei am Samstag.
  • Die Zahl der Toten in Cali seit Protest-Beginn stieg damit auf über 60.

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