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Erdogan will besetzte Geisterstadt Varosha auf Zypern neu beleben

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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will die einstige Tourismus-Hochburg und nunmehrige Geisterstadt Varosha im türkisch besetzten Teil der Insel wiederbeleben. Das sorgt international für Kritik.

Die Stadt Varosha (auch Varosia, türkisch: Maraş) war Anfang der 1970er Jahre ein internationaler Tourismus-Hotspot an der Ostküste Zyperns. Mit dem türkischen Einmarsch von 1974 wurde sie großteils zur militärischer Sperrzone erklärt und damit zur Geisterstadt. Die Einwohner flohen damals in den griechischen Teil der Insel.

Rund um den Jahrestag der türkischen Besatzung Nordzyperns kündigte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan an, das einstige Tourismus-Juwel wiederbeleben zu wollen. Die zypriotische Regierung in Nikosia reagierte auf den Schritt ausgerechnet am Jahrestag der Teilung der Mittelmeerinsel empört. Die Regierung in Nikosia ist der einzig anerkannte zypriotische Staat. Nordzypern wird nur von der Türkei anerkannt.

Kritik aus Österreich und der EU

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borell nannte die Entscheidung "inakzeptabel" und einseitig. Das türkische Außenministerium erklärte am Dienstag dazu, Borells Äußerung sei ein weiterer Beweis dafür, wie abgekoppelt die EU von den Realitäten in Zypern sei.

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hat am Mittwoch eine geplante weitere Öffnung der einst von griechischen Zyprioten bewohnten Küstensiedlung Varosha im Norden der geteilten Insel als "absolut inakzeptabel" verurteilt. "Wir fordern die Türkei auf, diese Provokationen und einseitigen Aktionen unverzüglich einzustellen und das Völkerrecht zu respektieren", schrieb Schallenberg auf Twitter.

Österreich unterstütze seinen EU-Partner Zypern "bei der Suche nach einer umfassenden Regelung im Einklang mit den UN-Resolutionen des Sicherheitsrats", so der Außenminister. Nordzyperns Präsident Ersin Tatar hatte am Dienstag angekündigt, den Status von Varosha als militärisches Sperrgebiet aufzuheben und weitere Flächen dieses Teils der Stadt Famagusta zugänglich zu machen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von einer "neuen Ära" für die frühere Touristenhochburg Varosha.

Auch die USA kritisieren Varosha-Pläne

Am Mittwoch kritisierten die USA, die geplante weitere Öffnung von Varosha sei eindeutig unvereinbar mit Resolutionen des UNO-Sicherheitsrates. "Die Vereinigten Staaten betrachten das Vorgehen der türkischen Zyprioten in Varosha mit Unterstützung der Türkei als provokativ, inakzeptabel und unvereinbar mit ihren früheren Verpflichtungen, sich konstruktiv an Gesprächen zur Beilegung des Konflikts zu beteiligen", hieß es in einer Mitteilung von US-Außenminister Antony Blinken.

"Wir fordern die türkischen Zyprioten und die Türkei auf, ihre heute verkündete Entscheidung und alle seit Oktober 2020 unternommenen Schritte rückgängig zu machen", so das US-Außenministerium weiter. Die USA wollten im UNO-Sicherheitsrat auf eine starke Reaktion drängen. Provokative einseitige Aktionen, welche die Spannungen auf der Insel erhöhten und die Bemühungen um eine Wiederaufnahme der Gespräche zur Beilegung des Zypernkonflikts behinderten, sollten vermieden werden.

ribbon Zusammenfassung
  • Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will die einstige Tourismus-Hochburg und nunmehrige Geisterstadt Varosha im türkisch besetzten Teil der Insel wiederbeleben. Das sorgt international für Kritik.
  • Die Stadt Varosha (auch Varosia, türkisch: Maraş) war Anfang der 1970er Jahre ein internationaler Tourismus-Hotspot an der Ostküste Zyperns.
  • Mit dem türkischen Einmarsch von 1974 wurde sie großteils zur militärischer Sperrzone erklärt und damit zur Geisterstadt. Die Einwohner flohen damals in den griechischen Teil der Insel.
  • Rund um den Jahrestag der türkischen Besatzung Nordzyperns kündigte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan an, das einstige Tourismus-Juwel wiederbeleben zu wollen
  • Die zypriotische Regierung in Nikosia reagierte auf den Schritt ausgerechnet am Jahrestag der Teilung der Mittelmeerinsel empört. Die Regierung in Nikosia ist der einzig anerkannte zypriotische Staat. Nordzypern wird nur von der Türkei anerkannt.
  • Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hat am Mittwoch eine geplante weitere Öffnung der einst von griechischen Zyprioten bewohnten Küstensiedlung Varosha im Norden der geteilten Insel als "absolut inakzeptabel" verurteilt.

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