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Equal Pay Day: Lohntransparenz und Care-Arbeit im Fokus

Heute, 13:58 · Lesedauer 4 min

Anlässlich des Equal Pay Days am 2. November haben die Parlamentsparteien SPÖ, NEOS, FPÖ und Grüne die weiterhin bestehende Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern kritisiert. Im Zentrum der aktuellen Debatte stehen dabei vor allem die Umsetzung der EU-Lohntransparenzrichtlinie sowie die Verteilung von Care-Arbeit zwischen Männern und Frauen. Die ÖVP hebt hingegen Fortschritte in der Gleichstellung hervor.

Der 2. November markiert heuer jenen Tag, an dem Männer im österreichweiten Durchschnitt bereits jenes Jahresgehalt erreicht haben, für das Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssten. Frauen arbeiten demnach statistisch gesehen 60 Tage "gratis", die Lohnschere beträgt aktuell 16,3 Prozent. Um diese zu schließen, müsste sich der Equal Pay Day weiter Richtung 31. Dezember verschieben. Das tut er - aber nur langsam: Im Vergleich zum Vorjahr um einen Tag später, gegenüber 2015 um insgesamt 22 Tage.

Die SPÖ sieht in der Umsetzung der EU-Lohntransparenzrichtlinie einen zentralen Hebel zur Schließung der Lohnlücke. Die Richtlinie sieht unter anderem vor, dass Beschäftigte in Unternehmen ab 100 Beschäftigten Auskunft über die Entgelte nach Geschlecht erhalten und muss bis Juni 2026 von den Mitgliedsstaaten umgesetzt werden.

Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) verwies in einer Presseaussendung auf Island als Vorbild, das im weltweiten Gender Gap Report seit 16 Jahren führend ist: "Unternehmen müssen nachweisen, dass sie fair bezahlen. Eltern teilen sich die Karenzzeit gleichberechtigt. Es gilt eine verpflichtende Quote in Aufsichtsräten und Vorständen." Österreich liegt auf dem 56. Platz.

NEOS und Grüne zur Lohntransparenz

Die NEOS unterstützen die EU-Lohntransparenzrichtlinie grundsätzlich ebenfalls. Frauensprecherin Henrike Brandstötter erklärte, die NEOS würden darauf achten, dass es bei der Umsetzung keine Überregulierung und so wenig Bürokratie wie möglich für Unternehmen gibt.

Für die Grünen hingegen gehen die geplanten Maßnahmen durch die EU-Lohntransparenzrichtlinie nicht weit genug, da viele Beschäftigte in kleineren Unternehmen arbeiten, die von der Richtlinie nicht erfasst werden. Frauensprecherin Meri Disoski forderte: "Transparenzpflichten sollen für Betriebe ab 35 Mitarbeitenden gelten, Einkommensberichte über die Betriebsräte und Betriebsrätinnen allen Mitarbeitenden anonymisiert zugänglich sein." In Ländern mit umfassenden Lohntransparenzgesetzen schmelze der Gender Pay Gap deutlich, so Disoski.

Ungleiche Verteilung von Care-Arbeit als Hauptproblem

Die ungleiche Verteilung von unbezahlter Care-Arbeit sehen sowohl die Regierungsparteien SPÖ und NEOS, als auch die FPÖ und die Grünen als wesentliche Ursache für die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen. SPÖ-Frauensprecherin Schatz sprach sich deshalb erneut für eine gleiche Verteilung von Care-Arbeit, gleiche Karenzzeiten sowie einen Rechtsanspruch auf einen kostenlosen, ganztägigen Kinderbetreuungsplatz ab dem 1. Lebensjahr aus. Auch die NEOS fordern den Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen, damit Frauen aus Mangel an Alternativen nicht in Teilzeit gedrängt würden. Die Grünen fordern 50.000 neue Kinderbetreuungsplätze bis 2030.

FPÖ-Frauensprecherin Rosa Ecker ortet in der hohen Teilzeitquote bei Frauen, bedingt durch Sorgearbeit, ein Hauptproblem und forderte in einer Presseaussendung eine bessere Bezahlung in Pflege-, Sozial- und Bildungsberufen, eine volle Anrechnung von Kindererziehungs- und Pflegezeiten in der Pension sowie eine gezielte Förderung von Vollzeitjobs für Frauen, die dies wollen. Zudem kritisierte sie neuerdings die Regierung bezüglich "ideologischer Debatten" wie dem "Genderwahn": "Ein Gendersternchen hat noch keiner Frau auch nur einen Cent mehr Gehalt gebracht."

ÖVP: "kontinuierliche Fortschritte" bei Gleichstellung

Die ÖVP hob auf APA-Anfrage hingegen die Fortschritte in der Gleichstellung zwischen Männern und Frauen hervor. Dass man kontinuierlich Fortschritte erziele, zeige etwa der aktuelle "Bericht zur Berücksichtigung der tatsächlichen Gleichstellung im Rahmen der Wirkungsorientierung", so Frauensprecherin Juliane Bogner-Strauß. So sei der Frauenanteil in staatsnahen Aufsichtsgremien von 51,4 Prozent 2023 auf 53 Prozent im letzten Jahr gestiegen. Herausforderungen bestünden weiterhin in der Stärkung von Frauen in Bildung und Beruf.

Trotz jahrzehntelanger Forderungen und gesetzlicher Fortschritte sei die Lohnlücke noch immer Realität, beklagte die Unabhängige Gewerkschaftsfraktion im ÖGB. Die Zahlen seien ein "Skandal" und zeigten, dass man von "echter Gleichstellung am Arbeitsmarkt noch weit entfernt" sei. "Deshalb sagen wir als Unabhängige Gewerkschaftsfraktion im ÖGB ganz klar: Der Frauenstreik ist immer noch notwendig ", wie deren Vorsitzende Marion Polaschek in einer Aussendung wissen ließ.

Zusammenfassung
  • Am Equal Pay Day am 2. November verdienen Frauen in Österreich durchschnittlich 16,3 Prozent weniger als Männer und arbeiten damit statistisch gesehen 60 Tage im Jahr 'gratis'.
  • Die Umsetzung der EU-Lohntransparenzrichtlinie, die Unternehmen ab 100 Beschäftigten zu mehr Offenlegung verpflichtet und bis Juni 2026 umgesetzt werden muss, sehen SPÖ, NEOS und Grüne als zentrales Mittel gegen die Lohnlücke.