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"Blutbad" bei Hilfskonvoi: Kritik an Israel wird lauter

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Nach Berichten über den Tod Dutzender Palästinenser, die bei der Ankunft von Hilfsgütern im Gazastreifen von der israelischen Armee erschossen wurden, haben mehrere Staaten und Institutionen tief betroffen reagiert.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zeigte sich in der Nacht auf Freitag auf der Plattform Twitter (inzwischen "X") empört über die Bilder, "die uns aus Gaza erreichen, wo Zivilisten von israelischen Soldaten ins Visier genommen wurden". UNO-Generalsekretär António Guterres erklärte, dass sich eine unabhängige Untersuchung aufdränge.

In einer Rede auf St. Vincent und den Grenadinen sagte Guterres, er sei schockiert über die jüngste Episode in dem Krieg. "Ich bin der festen Überzeugung, dass wir einen humanitären Waffenstillstand und die bedingungslose und sofortige Freilassung der Geiseln brauchen und dass wir einen Sicherheitsrat haben sollten, der in der Lage ist, diese Ziele zu erreichen."

Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari wies die Vorwürfe zurück: "Es gab keinen Angriff des israelischen Militärs auf den Hilfskonvoi."

Tatsächlich geht es aber um israelische Soldaten, die einen Hilfskonvoi begleiteten und auf ankommende palästinensische Zivilisten das Feuer eröffneten. Dabei wurden laut palästinensischen Angaben mehr als 100 Menschen getötet und Hunderte weiter verletzt. Laut Augenzeugen setzten die Soldaten auch Granaten gegen die Menschenmenge ein.

Der Weltsicherheitsrat in New York konnte sich bei einem Treffen zunächst auf keine gemeinsame Stellungnahme verständigen.

"Blutbad", Ruf nach Waffenstillstand

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprach von einem "Blutbad". Er sei "entsetzt über die Nachrichten über ein weiteres Blutbad unter Zivilisten in Gaza, die verzweifelt humanitäre Hilfe brauchen", schrieb Borrell in der Nacht auf Freitag auf Twitter.

"Diese Todesfälle sind absolut inakzeptabel." Menschen Lebensmittelhilfen vorzuenthalten sei "eine schwere Verletzung" des humanitären Völkerrechts, schrieb Borrell weiter. "Ein ungehinderter humanitärer Zugang nach Gaza muss gewährleistet sein."

Der französische Präsident Emmanuel Macron forderte zudem einen sofortigen Waffenstillstand. In der Mitteilung des französischen Außenministeriums hieß es, Frankreich erwarte, dass das schwerwiegende Vorkommnis vollständig aufgeklärt werde.

"In jedem Fall liegt es in der Verantwortung Israels, sich an die Regeln des Völkerrechts zu halten und die Verteilung humanitärer Hilfe an die Zivilbevölkerung zu schützen." Auch die USA drängen auf detaillierte Informationen.

"Absichtlich und gezielt getötet"

Der palästinensische UNO-Botschafter Riad Mansur warf Israel nach dem Vorfall die vorsätzliche Tötung von Palästinensern vor. Tausende Menschen hätten sich an dem Ort versammelt, sagte Mansur am Donnerstag in New York.

"Und dann begann die israelische Armee plötzlich, auf sie zu schießen und den uns vorliegenden Informationen zufolge haben Dutzende von ihnen Kugeln im Kopf. Es ist nicht so, als würde man in den Himmel schießen, um Menschen zurückzuhalten, wenn Verwirrung und Chaos herrschten. Es wurde absichtlich gezielt und getötet."

Nach Angaben der israelischen Armee war es in der Stadt Gaza zu einem "Gedränge" gekommen, als tausende Menschen sich um einen Konvoi von 30 Hilfstransportern versammelten. Dabei habe es Dutzende Tote und Verletzte gegeben, von denen einige von Lastwagen überfahren worden seien. Die israelische Armee veröffentlichte ein Video, das den Vorfall aus der Luft zeigen soll, das Material ist allerdings an einigen Stellen geschnitten.

Ein Vertreter der israelischen Armee räumte eine "begrenzte" Zahl von Schüssen durch israelische Soldaten ein, die sich "bedroht" gefühlt hätten. Das von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium des Gazastreifens sprach von einem "Massaker", bei dem 104 Menschen getötet und mehr als 750 weitere verletzt worden seien.

Weitere Entwicklungen im Nahen Osten: 

ribbon Zusammenfassung
  • Internationale Reaktionen auf den Tod von Palästinensern durch israelische Soldaten im Gazastreifen fordern eine unabhängige Untersuchung.
  • Frankreich und die USA verlangen Aufklärung, UNO-Generalsekretär Guterres ruft zu humanitärem Waffenstillstand auf.
  • EU-Außenbeauftragter Borrell bezeichnet das Geschehen als 'Blutbad', Präsident Macron äußert 'große Empörung' und fordert die Einhaltung des Völkerrechts sowie einen sofortigen Waffenstillstand.
  • Im Gazastreifen wurden bei einem "Massaker" 104 Menschen getötet und über 750 verletzt, als israelische Soldaten auf eine Menschenmenge schoss, die sich einem Hilfskonvoi näherte.

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