Dropout-Rate bei Frauen am technischen Ausbildungsweg hoch
Damit verringert sich der nach wie vor ohnehin geringe Anteil (15 Prozent) von Frauen und Mädchen, die sich für eine technische höhere Schule entscheiden, im Laufe des Ausbildungswegs und Berufseinstiegs stetig weiter, so das Ergebnis der im Auftrag des Fonds LEA ("Let's Empower Austria") erstellten Studie vom Institut für Höhere Studien (IHS) und L&R Sozialforschung.
Zwar brechen Frauen in allen Schulformen - mit Ausnahme von Berufsschule und Hochschule - ihre Ausbildung weniger häufig ab als Männer, dennoch ist dieser Geschlechterunterschied in den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) deutlich geringer. Zudem verlassen Frauen an den Übergängen des Bildungswegs den MINT-Bereich öfter. Von jenen Mädchen, die eine BHS mit MINT-Schwerpunkt beginnen, schließen nur 3 Prozent ein technisches Studium ab, bei den Buben sind es mit 7 Prozent mehr als doppelt so viele. Nur 15 Prozent der BHS-Absolventinnen starten ein entsprechendes Studium, bei den männlichen Kollegen ist der Anteil mit 33 Prozent mehr als doppelt so hoch.
Auch im Berufsfeld zeigt sich, dass weniger als ein Drittel aller Frauen mit einem Bildungsabschluss im MINT-Bereich (31 Prozent) später auch in einem entsprechenden Beruf tätig ist. Demgegenüber bleibt bei den Absolventen deutlich mehr als die Hälfte (57 Prozent) im technischen oder naturwissenschaftlichen Bereich. Werden andere Unterschiede wie Bildungsniveau, Alter, regionale Herkunft und familiäre Situation ausgeschlossen, zeigt sich, dass tatsächlich das Geschlecht, die Ausstiegswahrscheinlichkeit aus dem Berufsfeld bei Frauen um mehr als das Doppelte gegenüber Männern erhöht. Als Gründe dafür wurden in den im Rahmen der Studie durchgeführten quantitativen und qualitativen Befragungen vor allem die Arbeitsbedingungen, fehlende Weiterentwicklungsmöglichkeiten und tief verankerte geschlechtsbezogene Ungleichheiten genannt.
So gab die Hälfte der Befragten an, häufig das Gefühl gehabt zu haben, nicht dazuzugehören oder fehl am Platz zu sein. Mehr als ein Drittel berichtete, dass ihre fachlichen Kompetenzen in Frage gestellt wurden. 29 Prozent der Befragten gaben außerdem an, am Arbeitsplatz sexuelle Belästigung erlebt zu haben. Gleichzeitig würden Frauen von Betrieben als "Aushängeschild" oder "Vorzeigebeispiel" präsentiert, unternehmensintern fehle es jedoch oft an Unterstützung oder Gleichstellung, so die Studienautoren. Eine zentrale Erkenntnis sei, dass individuelle Defizite, mangelndes Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten oder geringes Interesse der Frauen keine zentralen Ursachen für den Ausstieg aus dem Beruf darstellen.
Holzleitner sieht klaren Handlungsauftrag
Frauen- und Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) sah bei der Studienpräsentation in den Ergebnissen "einen klaren Handlungsauftrag", um die Rahmenbedingungen für Frauen im MINT-Bereich zu verbessern. Man könne auch aus wirtschaftspolitischer Sicht nicht auf die Frauen in diesem Bereich verzichten. Nötig seien flexiblere Arbeitszeiten, Aufstiegschancen und eine Verbesserung des Arbeitsklimas, gleichzeitig dürften Diskriminierung und sexuelle Belästigung nicht akzeptiert werden, so Holzleitner.
Zusammenfassung
- Nur 15 Prozent der Mädchen wählen eine technische höhere Schule, und von jenen, die einen MINT-Schwerpunkt beginnen, schließen lediglich 3 Prozent ein technisches Studium ab – bei den Buben sind es 7 Prozent.
- Später arbeiten nur 31 Prozent der Frauen mit MINT-Abschluss tatsächlich in einem entsprechenden Beruf, während dieser Anteil bei Männern bei 57 Prozent liegt.
- Als Hauptgründe für den Ausstieg nannten die Befragten vor allem ungünstige Arbeitsbedingungen, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten und geschlechtsbezogene Ungleichheiten; 29 Prozent der Frauen berichten von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.