APA/GEORG HOCHMUTH

"Die SPÖ macht sich zur Giraffe": So wird im Ausland berichtet

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Die überraschende Auszählungspanne rund um den SPÖ-Parteivorsitz schaffte es auch in die internationalen Schlagzeilen.

"Süddeutsche Zeitung": Wer Schaden hat, muss für Spott nicht sorgen"

"Es heißt ja, österreichische Politik werde nie langweilig, und tatsächlich hatten die vergangenen Jahre, vom Aufstieg des ÖVP-Stars Sebastian Kurz über das Ibiza-Video bis zu zahlreichen Korruptionsermittlungen, reichlich Stoff für Schlagzeilen hergegeben. Nun ist eine neue hinzugekommen, die diesmal die SPÖ betrifft, und eines ist gewiss: Wer den Schaden hat, muss für den Spott nicht sorgen. Denn am Montagnachmittag wurde bekannt, dass die österreichischen Sozialdemokraten am vergangenen Samstag auf ihrem außerordentlichen Parteitag den falschen Parteichef gekürt haben."

"Neue Zürcher Zeitung": "Die SPÖ macht sich zur Giraffe"

"Vielleicht hätte die SPÖ einfach die Giraffe aus dem Zoo Schönbrunn wählen sollen, die ein findiger Journalist vor einigen Wochen für die Kandidatenliste angemeldet hatte. Jedenfalls hätte sie kaum mehr Spott geerntet, als sie nun dafür erhält, am Samstag den Falschen zum Vorsitzenden gekürt zu haben. Doch die Delegierten hatten nicht den Kandidaten der Vernunft gewählt, der seit vier Jahren im Burgenland regiert und 2020 als einziger Sozialdemokrat in den letzten Jahren einen bedeutenden Wahlsieg feiern konnte."

"Frankfurter Allgemeine Zeitung": "Anti-Establishment-Auftreten"

"Andreas Babler hat ein Geschick dafür entwickelt, aus der Außenseiterposition Erfolge zu erringen. Aber mit der Wendung, die der Kampf um den SPÖ-Vorsitz am Montag genommen hat, kann auch er selbst nicht mehr gerechnet haben. Nicht als Außenseiter, sondern als vermeintlich Unterlegener ist ihm der Sieg plötzlich zugesprochen worden. (...)

Babler hat es verstanden, mit seiner Mischung aus linker Rhetorik, Anti-Establishment-Auftreten und volkstümlicher Sprachfärbung das Herz einer Mehrzahl der Delegierten zu gewinnen. So groß ist offensichtlich das Bedürfnis, die SPÖ möge wieder 'zu sich selbst finden'. (...) Ob Babler auf diese Weise auch außerhalb der SPÖ-Funktionärsblase und Twitter-Gefolgschaft Mehrheiten erringen kann, wird sich bei den 2024 anstehenden Nationalratswahlen erweisen. Immerhin, in Traiskirchen gewann er mit über 70 Prozent."

"Spiegel": "Österreich, die schlampige Republik"

"Es ist schon wieder passiert. Aus der österreichischen Innenpolitik dringt erneut eine Nachricht, die außerhalb des Alpenlandes für Ungläubigkeit sorgt, weil sie einfach nur grotesk klingt: Bei der Stichwahl zum neuen Chef der Sozialdemokratischen Partei wurde das Ergebnis der beiden Kandidaten vertauscht. Ja, einfach vertauscht. Excel-Tabelle, 'technischer Fehler', hieß es entschuldigend - eine lächerliche Ausrede. Nein, nicht die Technik, sondern allein Menschen tragen Schuld an dem Schlammassel. (...) Nein, lustig ist an dieser folgenreichen Schluderei nichts, sie kann gefährliche Folgen nach sich ziehen. Denn dieses Operettenniveau lässt das Misstrauen gegen die demokratische Mitte wuchern. Wie wollen die Sozialdemokraten das Land führen, wenn sie schon an einem simplen Wahlvorgang mit ein paar hundert Stimmen scheitern? Wer sich selbst lächerlich macht, wird nicht gewählt (Satireparteien ausgenommen)."

"Die Zeit": "Aufbruchstimmung wurde unterschätzt"

"Mit Babler an der Spitze steht der SPÖ wohl eine größere Veränderung bevor als unter einem Parteichef Doskozil. Kein Kandidat des Establishments, scharte er im Eiltempo eine Bewegung um sich, Tausende traten wegen ihm ein, feierten ihn als linken Visionär, als Genossen, der die SPÖ nach links rückt, der, so die Hoffnung, nicht Inhalte für den Machterhalt opfert. Diese Aufbruchstimmung wurde unterschätzt, von Journalisten, von Funktionären, von allen. Babler war der Außenseiter, doch seine Sogwirkung enorm. An der Parteispitze wird Babler zur Projektionsfläche, auch für seine Gegner. Sie sehen in ihm einen unverbesserlichen Linksradikalen, seine Aussagen über die Europäische Union ('das aggressivste außenpolitische militärische Bündnis, das es je gegeben hat') und seine 'marxistische Brille' bieten seinen Gegnern weiter Angriffsflächen."

Bei der der "Bild" hieß es nur: "Wie dÖSIg sind die denn?" und wie im Inland berichtet wurde, fasst folgender Tweet zusammen:

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  • Die überraschende Auszählungspanne rund um den SPÖ-Parteivorsitz schaffte es auch in die internationalen Schlagzeilen.

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