Defizit soll sinken - Klimaticket wird teurer
Marterbauer nannte die Ausgangslage bei einem Hintergrundgespräch "durchaus dramatisch". Das Budget werde nun nicht der Sanierung willen saniert. Vielmehr gehe es darum, die Abhängigkeit von hohen Zinszahlungen und Finanzmärkten hintan halten und Spielräume für die eigentlichen Staatsausgaben zu schaffen.
Was mit den Staatsfinanzen passieren würde, würde man nicht sparen, rechnete Marterbauer bei seinem gemeinsamen Medientermin mit Staatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) vor. Dann würde das Defizit nämlich nach Einschätzung seines Hauses heuer schon auf 5,8 Prozent und im kommenden Jahr auf 5,9 Prozent steigen. Die Schulden würden bis 2026 auf 89,2 Prozent des BIP klettern und 2029 (dem Endpunkt des aktuellen Finanzrahmens) 96,9 Prozent betragen. Auch so wachsen sie: von 81,8 Prozent im Jahr 2024 auf 84,7 Prozent heuer und 86,2 Prozent im kommenden Jahr.
Der Konsolidierungsbetrag soll heuer 6,4 Milliarden betragen, im kommenden Jahr 8,7 Milliarden. Das macht sogar höhere Einsparungen notwendig, da auch Offensivmaßnahmen etwa für ältere Arbeitslose oder das zweite Kindergartenjahr gesetzt werden. Die Einsparungen betragen somit heuer sieben Milliarden und 2026 sogar 10,3 Milliarden.
Ein Drittel der Einsparungen einnahmenseitig
Was die Art der Einsparungen angeht, ist laut Marterbauer rund ein Drittel einnahmenseitig, der Rest ausgabenseitig: "Das entspricht dem Muster vergangener Konsolidierungsepisoden." Bei den steuerlichen Maßnahmen fällt ab kommendem Jahr das Einbehalten eines Drittel der "kalten Progression" am stärksten ins Gewicht. Ebenfalls viel Geld bringen die Bankenabgabe und der Beitrag der E-Wirtschaft.
Die größten Brocken bei der Konsolidierung waren schon im Vorfeld bekannt, viele sind auch schon beschlossen. Am meisten - nämlich zwei Milliarden - holt sich die Regierung über die Abschaffung des Klimabonus. Dahinter folgen die Förderungen.
Klimaticket wird teurer
Am meisten wird hier im Umweltbereich weggestrichen, nicht weniger als 557 Millionen heuer und knapp 820 Millionen im Jahr 2026. Dazu kommen auch noch schon heuer wirksame Einsparungen beim Klimaticket von 120 Millionen, die kommendes Jahr weiter (auf 150 Millionen) steigen.
Dabei geht es nicht nur um die schon bekannte Abschaffung des Gratistickets für 18-Jährige, sondern auch um eine preisliche Anpassung über der Inflation. Gleich um rund 200 Euro und damit wohl in Richtung 1.400 Euro soll der Preis ab kommendem Jahr steigen. Schon dazwischen - im September - soll es laut Marterbauer eine Erhöhung geben.
Dass in der Klimapolitik neue Wege beschritten werden, zeigt sich schon daran, dass während beim Klimaticket gespart wird, der Pendlereuro verdreifacht wird. Marterbauer betonte, dass ihm Klima- und Naturschutz natürlich wichtig sei. Aber der zuständige Ressortchef, also Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP), habe bei den Förderungen vor allem in diesem Bereich angesetzt. Bedauert wurden vom Finanzminister auch die empfindlichen Einsparungen bei der Entwicklungszusammenarbeit und beim Auslandskatastrophenfonds, die nach zehn Millionen heuer ab 2026 40 Millionen jährlich betragen sollen.
Einsparungen im Sozial- und Familienbereich
Eingespart wird auch im Sozial- und im Familienbereich. Bekannt war ja schon, dass u.a. bei Familienbeihilfe und Kindergeld die Valorisierung für zwei Jahre ausgesetzt wird. Nun ergänzte der Finanzminister, dass all jene Leistungen, deren Indexierung vor drei Jahren beschlossen wurde, von dieser Maßnahme betroffen sein werden. Das waren etwa Reha-Geld, Studienbeihilfe, Schulstartgeld und Familienzeitbonus.
Offenbar zumindest vorderhand nicht daran gedacht wird, den großzügigen Beamten-Abschluss für 2026 aufzuschnüren. Der Finanzminister nannte die Regelung, wonach das Plus 0,3 Prozent über der Inflation sein wird, freilich "unglücklich", weil man letztlich vergeblich auf den Konjunkturaufschwung gehofft habe. Erwartungen hat er sichtlich, ab dem Abschluss 2027 bei den Lohnrunden für das Budget günstigere Ergebnisse zu erzielen.
In Sachen Landesverteidigung erklärte der Finanzminister, dass das Zwei-Prozent-Ziel bei den Verteidigungsabgaben für 2032 mit dem beschlossenen Finanzrahmen noch nicht absehbar sei. Hier werde eine Arbeitsgruppe der Bundesregierung, wie die weiteren geplanten Beschaffungsmaßnahmen finanziert werde könnten. Was schon bestellt sei, werde natürlich bezahlt.
Länder sollen Defizit senken
Was die Aufteilung des Defizits zwischen den Sektoren angeht, soll der Bund heuer und kommendes Jahr ein Defizit von 3,5 Prozent verbuchen, Länder und Gemeinden heuer von einem Prozent und 2026 dann 0,7 Prozent. Der Finanzminister verwies darauf, dass die anderen Gebietskörperschaften ja von den steuerlichen Maßnahmen profitieren würden, alleine im kommenden Jahr mit plus 350 Millionen. Die Sozialversicherung soll - auch dank Maßnahmen wie dem steigenden Krankenversicherungsbeitrag für Pensionisten und der erhöhten E-Card-Gebühr - in beiden Jahren ausgeglichen bilanzieren.
Die beiden Spitzen des Finanzministeriums zeigten sich angetIn Sachen Landesverteidigung erklärte der Finanzminister, dass das Zwei-Prozent-Ziel bei den Verteidigungsabgaben für 2032 mit dem beschlossenen Finanzrahmen noch nicht absehbar sei. Hier werde eine Arbeitsgruppe der Bundesregierung, wie die weiteren geplanten Beschaffungsmaßnahmen finanziert werde könnten. Was schon bestellt sei, werde natürlich bezahlt.an, dass das Paket letztlich geschnürt worden sei: "Ich glaube schon, dass uns ein großer Wurf gelungen ist und wir sind auch ein bissl stolz darauf", meinte Marterbauer. Eibinger-Miedl betonte, dass man in extrem kurzer Zeit in sehr konstruktiver Art und Weise das Budget erstellt habe: "Das ist ein Signal, dass nicht nur gearbeitet, sondern auch gut zusammengearbeitet wird."
Am Ende des Finanzrahmens 2029 soll das Defizit bei 2,8 Prozent liegen, nachdem man schon 2028 (3,0) die EU-Fiskalregeln wieder einhalten will. Mit dem Konsolidieren wird es dann aber noch nicht zu Ende sein. Nachhaltig wäre er gerne bei 2,0 Prozent, erklärte Marterbauer: "2031 wären wir wahrscheinlich dort."
Zusammenfassung
- Das Budgetdefizit soll 2024 auf 4,5 Prozent des BIP sinken und bis 2029 schrittweise auf 2,8 Prozent reduziert werden.
- Das Klimaticket wird ab 2025 um rund 200 Euro teurer und schon im September 2024 erfolgt eine erste Preiserhöhung.
- Die größten Einsparungen erzielt die Regierung durch die Abschaffung des Klimabonus mit zwei Milliarden Euro und Kürzungen bei Umweltförderungen.
- Im Sozial- und Familienbereich werden zahlreiche Leistungen wie Familienbeihilfe, Reha-Geld und Studienbeihilfe für zwei Jahre nicht valorisiert.
- Trotz der Sparmaßnahmen steigt die Staatsverschuldung 2025 auf 86,2 Prozent des BIP, könnte aber ohne Konsolidierung bis 2029 auf 96,9 Prozent anwachsen.