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Caritas: "Lage im vierten Kriegswinter spitzt sich zu"

Heute, 06:01 · Lesedauer 3 min

"Die Lage im vierten und härtesten Kriegswinter ist dramatisch und spitzt sich aktuell weiter zu." Eine traurige Bilanz über die Lage in der Ukraine zieht der Direktor der Hilfsorganisation Caritas (Erzdiözese Wien), Klaus Schwertner. Knapp vor Weihnachten hatte ein Team der Caritas aus Österreich zahlreiche ihrer Hilfsprojekte in dem vom russischen Angriffskrieg betroffenen Land besucht. "12,7 Millionen Menschen sind auf tägliche humanitäre Hilfe angewiesen", so Schwertner.

"Von einem Weihnachtsfrieden ist das Land weit entfernt", meint Schwertner, "doch die Menschen wünschen sich nichts mehr als Frieden in einer freien und unabhängigen Ukraine". Die Folgen des Krieges seien brutal: "Seit Februar 2022 zählten die Behörden mehr als 70.986 Luftalarme. Gerade für Kinder sind die psychologischen Folgen verheerend. Kinder und ältere Menschen würden besonders unter der großen Not und den täglichen Angriffen leiden. "Viele Menschen mussten flüchten und haben alles verloren. Während internationale Hilfen zurückgehen, ist der Bedarf an humanitärer Notversorgung und psychosozialer Hilfe nach fast vier Jahren Angriffskrieg größer denn je", zeigte sich Schwertner laut einer Caritas-Aussendung nach einem sechstägigen Solidaritätsbesuch besorgt.

Die Reise in der Woche vor Weihnachten führte das Caritasteam vom südukrainischen Odessa über Winnyzja bis nach Ternopil und Ivano Frankivsk in den Westen des Landes. Odessa erlebte in der Nacht von 12. auf 13. Dezember die heftigsten Attacken seit Beginn des Angriffskrieges 2022. Auch danach dauerte der Beschuss noch tagelang an. Die Folgen beschreibt die Caritas in ihrer Aussendung so: "Der Notstand musste in der Region Odessa ausgerufen werden. Zehntausende Menschen harren ohne Strom, Heizung und Wasserversorgung in ihren Wohnungen und Häusern aus. Fast im Stundentakt heulen die Sirenen für Luftalarme. Auch das Caritas-Team musste zwei Nächte im Bunker ihrer Unterkunft schlafen".

Die Not beschränke sich keineswegs nur auf den Süden und Osten des Landes, wo die Kämpfe am intensivsten toben, so die Caritas. Im westukrainischen Ternopil kam es vor rund einem Monat, am 19. November zu einem folgenschweren Luftangriff. Raketen trafen zwei Wohnhäuser, 120 Wohnungen wurden zerstört und mehr als 60 Menschen getötet, darunter auch mehrere Kinder. "Die lokale Caritas half auch nach diesem Angriff sofort und unterstützte mit Notunterkünften, Essens- und Hygieneartikeln sowie psychosozialer Betreuung. "Besonders beeindruckend ist die Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt innerhalb der ukrainischen Bevölkerung", so Schwertner.

Durch massiven Beschuss der Energieinfrastruktur werde Kälte in diesem Krieg noch stärker als bisher als Waffe gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt. "Nach dem Rückzug der USA und der Reduzierung von Hilfsgeldern zahlreicher Länder, stellt sich die dringende Frage, wie diese Lücke geschlossen werden kann. "Die Menschen haben Angst, dass sie von der Welt vergessen werden. Auch einige dringend benötigte Caritashilfsprojekte bangen mangels Mitteln um den Fortbestand." Noch sei die Caritas aber aktiv. "Dank Spenden aus Österreich versorgen wir Menschen mit Lebensmitteln und warmen Mahlzeiten, helfen kriegstraumatisierten Menschen mit psychosozialen Angeboten und geben Kindern in den Kinderschutzzentren ein wenig Geborgenheit und Schutz."

"In der humanitären Hilfe für die Ukraine nicht nachlassen"

Schwertner appelliert an die ÖVP-SPÖ-NEOS-Bundesregierung, in der humanitären Hilfe für die Ukraine nicht nachzulassen und zusätzliche Mittel aus dem Auslandskatastrophenfonds bereitzustellen. Die Caritas bittet angesichts der angespannten Lage auch weiterhin um Spenden für die Menschen vor Ort. Schwertner: "Danke allen Menschen, die schon geholfen haben. Bitte helfen Sie weiterhin mit Ihrer Spende!"

Zusammenfassung
  • Im vierten Kriegswinter verschärft sich die humanitäre Krise in der Ukraine weiter, rund 12,7 Millionen Menschen sind laut Caritas täglich auf Hilfe angewiesen.
  • Nach massiven Angriffen, etwa in Odessa, harren Zehntausende Menschen ohne Strom, Heizung und Wasser aus, während seit Kriegsbeginn über 70.986 Luftalarme gezählt wurden.
  • Angesichts sinkender internationaler Hilfen und zerstörter Infrastruktur appelliert die Caritas an die österreichische Bundesregierung und bittet weiterhin um Spenden, um die Notversorgung aufrechtzuerhalten.