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Bis zu 50.000 ukrainische Flüchtlinge an Schulen erwartet

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Das Bildungsministerium rechnet mit einer weiteren deutlichen Zunahme ukrainischer Kinder und Jugendliche an den heimischen Schulen.

Zuletzt sind knapp 11.000 ukrainische Flüchtlinge in den Klassen gesessen. Mittelfristig werden 37.500 bis 50.000 erwartet, heißt es in der aktuellen Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der NEOS durch Minister Martin Polaschek (ÖVP). Die meisten werden es laut Projektion weiter an Volksschulen (21.300) und Mittelschulen (17.600) sein.

Nach Bundesländern werden wie bisher die meisten ukrainischen Flüchtlinge an Schulen in Wien (rund 14.100) und Niederösterreich (11.700) erwartet, gefolgt von Oberösterreich (6.500), Steiermark (5.900), Tirol (4.000), Salzburg (2.700), Burgenland (2.200), Kärnten (1.800) und Vorarlberg (1.200).

Maßnahmen zur Integration "nach Bedarf fortgeführt"

Auf die Frage, welche Vorkehrungen das Bildungsministerium getroffen hat, um auf den erwarteten Anstieg ukrainischer Flüchtlinge im Bildungssystem zu reagieren, verweist Polaschek auf die im vergangenen Schuljahr gesetzten Maßnahmen. Diese werde man "gemäß dem tatsächlichen Bedarf und den jeweiligen Erfordernissen fortführen".

So wurden etwa über 400 ukrainischsprachige Pädagoginnen und Pädagogen aufgenommen, davon über 80 ukrainische Staatsbürger. Diese wurden als pädagogische Assistenzkräfte in Klassen mit ukrainischen Schülern eingesetzt, bei geringen Deutschkenntnissen im "Tandem" mit einer deutschsprachigen Lehrperson.

Deutschförderklassen und Einstufungstests

Außerdem wurden für ukrainische Schüler rund 200 zusätzliche Deutschförderklassen eingerichtet. Zudem kann der Einstufungstest MIKA-D, der über die Zuweisung zu einer separaten Deutschförderklasse entscheidet, zu Beginn des neuen Schuljahrs noch einmal wiederholt werden und der Aufstieg in die nächsthöhere Schulstufe wird erleichtert.

Seit Mai werden für Jugendliche nach Ende der Schulpflicht, die für den Einstieg in ein Gymnasium oder eine BMHS bzw. in einen Beruf ihre Deutschkenntnisse verbessern wollen, "Übergangslehrgänge" angeboten. Über-15-Jährige können außerdem aus dem Bereich Erwachsenenbildung Angebote zur Basisbildung bzw. zum Nachholen des Pflichtschulabschlusses nutzen.

Unterstützung durch NGOs und Dolmetschsysteme

Über mehrere Schienen können Laptops bezogen werden (für Schüler der 5. Schulstufe über die Geräteinitiative des Ministeriums, die Initiative "weiterlernen.at" oder Leihgeräte an AHS oder BMHS), über das Buddy-Programm der Initiative "weiterlernen.at" gibt es außerdem in Kooperation mit NGOs Lernunterstützung. Um die Kommunikation zwischen Schule und Eltern zu erleichtern, wurde das bestehende Video- und Telefon-Dolmetschsystem um die ukrainische Sprache erweitert. Das Ministerium verweist außerdem auf diverse Beratungs- und Anlaufstellen für ukrainische Schüler bzw. deren Eltern und eigene Stabstellen in den Bildungsdirektionen der Länder, mit denen es wöchentliche Abstimmungen gibt.

NEOS: "Versprechen auf bestmögliche Unterstützung gebrochen"

Für Stephanie Krisper, NEOS-Sprecherin für Inneres, sind diese Maßnahmen allerdings zu wenig. Die Bundesregierung habe verabsäumt, ausreichend und vorausschauend zu planen, kritisiert sie in einer Stellungnahme gegenüber der APA. "Das Versprechen, dass ukrainische Flüchtlinge die bestmögliche Unterstützung erhalten, wurde gebrochen. Wir sehen auch, dass der Sommer nicht ausreichend genützt wird, um die Versäumnisse der letzten Monate aufzuholen und zusätzliche Maßnahmen für das kommende Schuljahr zu setzen, damit sichergestellt werden kann, dass jedes ukrainische Kind auch die beste Bildung bekommt." Die Regierung verspiele damit die Bildungschancen Tausender Kinder, die in Österreich neue Hoffnung schöpfen wollten, so Krisper.

ribbon Zusammenfassung
  • Das Bildungsministerium rechnet mit einer weiteren deutlichen Zunahme ukrainischer Kinder und Jugendliche an den heimischen Schulen.
  • Zuletzt sind knapp 11.000 ukrainische Flüchtlinge in den Klassen gesessen.
  • Mittelfristig werden 37.500 bis 50.000 erwartet, heißt es in der aktuellen Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der NEOS durch Minister Martin Polaschek (ÖVP).

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