Ausgangssperre in syrischer Hafenstadt Latakia
Hintergrund der Anordnung sind die Proteste in verschiedenen Provinzen, die am Sonntag in gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern der syrischen Regierung umgeschlagen waren. Mindestens vier Menschen kamen nach Behördenangaben bei den Zusammenstößen ums Leben, mehr als 100 wurden verletzt. Am Montagabend kochten in Latakia während der Begräbnisfeier für eines der Opfer laut Sicherheitsbehörden erneut Proteste hoch.
Anfang Dezember vergangenen Jahres hatte eine Rebellenallianz unter Führung der Islamistengruppe Hayat Tahrir al-Scam (HTS) die Regierung in Damaskus gestürzt und damit eine mehr als 50-jährige Herrschaft der Assad-Familie beendet. HTS-Kopf Ahmed al-Sharaa führt heute das Land mit rund 23 Millionen Einwohnern als Übergangspräsident an.
Die Provinz Latakia wird überwiegend von Alawiten bewohnt - eine schiitische Minderheit, der auch die Familie des ehemaligen Präsidenten Bashar al-Assad angehört. Unter der neuen, sunnitischen Regierung fürchten Mitglieder der Glaubensgemeinschaft eine Verfolgung, auch wenn al-Sharaa Minderheiten Schutz versprochen hat.
Seit dem Sturz von Assad wurde Syrien von mehreren Fällen religiös motivierter Gewalt gegen Minderheiten mit teils Hunderten Toten erschüttert. Laut der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London waren die Proteste eine Reaktion auf einen Aufruf des prominenten alawitischen Führers Ghasal Ghasal, das Recht auf Selbstbestimmung einzufordern.
Zusammenfassung
- Nach gewalttätigen Ausschreitungen mit mindestens vier Toten und über 100 Verletzten hat die syrische Hafenstadt Latakia eine nächtliche Ausgangssperre von Dienstagabend bis Mittwochmorgen verhängt.
- Die Proteste richten sich gegen die neue sunnitische Übergangsregierung unter HTS-Chef Ahmed al-Sharaa, nachdem im Dezember die mehr als 50-jährige Herrschaft der Assad-Familie beendet wurde.
- In der überwiegend von Alawiten bewohnten Provinz Latakia fürchten viele Angehörige der Minderheit Verfolgung, obwohl al-Sharaa Minderheitenschutz zugesagt hat.
