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Armenien und Aserbaidschan werfen einander neue Angriffe vor

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Im Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan werfen sich beide Seiten neue bewaffnete Angriffe vor. "Der Feind hat seinen Angriff unter Einsatz von Artillerie, Mörsern und großkalibrigen Schusswaffen" auf die Stadt Dschermuk wieder aufgenommen, teilte das armenische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium beschuldigte indes Armenien, aserbaidschanische Stellungen nahe von Kelbadschar und Latschin beschossen zu haben.

Bei den am Dienstag neu aufgeflammten Kämpfen wurden nach Angaben beider Seiten bis Mittwoch insgesamt mehr als 150 Soldaten getötet. Der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan gab die Zahl der gefallenen Soldaten seines Landes mit mindestens 105 an. Aserbaidschan nannte die Zahl von 50 getöteten Soldaten seiner Armee. Die aserbaidschanische Regierung bot an, 100 getötete armenische Soldaten an das Nachbarland zu übergeben.

Nach Angaben Paschinjans sollen die aserbaidschanischen Truppen bei den jüngsten Gefechten zehn Quadratkilometer armenischen Territoriums besetzt haben. Paschinjan appellierte an die aserbaidschanischen Streitkräfte, "unsere Gebiete zu verlassen".

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz rief Aserbaidschan und Armenien auf, ihren Konflikt auf dem Verhandlungsweg beizulegen und von weiteren Kämpfen abzusehen. "Dieser Konflikt macht keinen Sinn", sagte Scholz am Mittwoch in Berlin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Georgiens Ministerpräsident Irakli Garibaschwili.

Die deutsche Bundesregierung hatte sich zuvor schon "zutiefst besorgt" wegen Berichten über Kampfhandlungen an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze gezeigt. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sprach dabei auch von Angriffen auf zivile Infrastruktur und Wohnorte. Ein Dialog müsse fortgesetzt werden. "Deshalb unterstützen wir auch das Vermittlungsangebot der Europäischen Union", sagte der Sprecher.

Er wollte sich nicht dazu äußern, von welcher Seite die jüngste Eskalation ausgegangen ist, da es keine unabhängigen Beobachter gebe. Im Schatten des Ukraine-Kriegs waren in der Nacht auf Dienstag schwere Auseinandersetzungen zwischen den beiden verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken ausgebrochen.

Es handelt sich um die schwersten Kämpfe zwischen den zwei Kaukasus-Staaten seit dem Krieg von 2020 um die Region Berg-Karabach. Damals waren in sechswöchigen Gefechten mehr als 6.500 Menschen getötet worden. Die damaligen Kämpfe wurden durch ein von Russland vermitteltes Waffenstillstandsabkommen beendet. Dabei musste Armenien große Gebiete aufgeben.

Auch nach dem jüngsten Aufflammen der Kämpfe am Dienstag vermittelte Russland nach eigenen Angaben eine Feuerpause, die aber offensichtlich nicht lange hielt. Armenien und Aserbaidschan hatten bereits in den 1990er Jahren Krieg geführt. Damals wurden rund 30.000 Menschen getötet.

ribbon Zusammenfassung
  • "Der Feind hat seinen Angriff unter Einsatz von Artillerie, Mörsern und großkalibrigen Schusswaffen" auf die Stadt Dschermuk wieder aufgenommen, teilte das armenische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit.
  • Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium beschuldigte indes Armenien, aserbaidschanische Stellungen nahe von Kelbadschar und Latschin beschossen zu haben.
  • Aserbaidschan nannte die Zahl von 50 getöteten Soldaten seiner Armee.