Armenien und Aserbaidschan veröffentlichen Friedensvertrag
Paschinjan und Aliyev hatten das Abkommen am Freitag im Beisein von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus unterzeichnet. Für ein Inkrafttreten sind noch die Ratifizierungen durch die Parlamente nötig, was für Aliyev, der Aserbaidschan mit harter Hand ohne Opposition regiert, kein Problem sein dürfte.
Im demokratisch regierten Armenien hingegen, wo es immer wieder Massenproteste gegen Paschinjan gab, dürfte das kein Selbstläufer werden. Viele Armenier, besonders die etwa 100.000 Vertriebenen aus der von Aserbaidschan in einem kurzen Krieg zurückeroberten Region Berg-Karabach, werfen Paschinjan vor, das Land verraten zu haben bei den Verhandlungen.
Der Text des Abkommens wurde ohne Unterschriften, Datum und mit Lücken veröffentlicht. Beide Seiten verpflichten sich darin zu einem friedlichen Miteinander. Nach einem Inkrafttreten ist demnach auch die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen geplant. Zudem verpflichten sich Eriwan und Baku etwa, bei der Aufklärung von Vermisstenfällen zusammenzuarbeiten und Klagen vor Gerichten zurückzuziehen sowie auf immer wieder geltend gemachte Forderungen nach Schadenersatz und Wiedergutmachung zu verzichten.
Konfliktregion Berg-Karabach
Das christlich geprägte Armenien und das überwiegend muslimische Aserbaidschan waren seit langem verfeindet. Streitpunkt war die von Armeniern bewohnte Enklave Berg-Karabach in Aserbaidschan. Nach dem Ende der Sowjetunion 1993 besetzte Armenien große Teile des Nachbarlandes, um seine Karabach-Landsleute zu schützen. Über die Jahrzehnte rüstete das ölreiche Aserbaidschan unter Aliyev hoch. Erst verdrängte es 2020 die armenischen Truppen, dann eroberte es 2023 Berg-Karabach zurück.
Armenien steckt seither in einer schweren politischen Krise. Mehr als 100.000 ethnische Armenier mussten aus der Konfliktregion ins Mutterland fliehen.
Zusammenfassung
- Armenien und Aserbaidschan haben nach monatelangen Verhandlungen einen 17-Punkte-Friedensvertrag veröffentlicht, der die gegenseitige Anerkennung von Souveränität und territorialer Unversehrtheit vorsieht.
- Das Abkommen wurde am Freitag im Beisein von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus unterzeichnet, muss aber noch von den Parlamenten beider Länder ratifiziert werden.
- Rund 100.000 ethnische Armenier, die aus der 2023 von Aserbaidschan zurückeroberten Region Berg-Karabach vertrieben wurden, werfen Armeniens Premier Paschinjan Verrat vor und protestieren gegen das Abkommen.