Apotheker wollen mehr Verantwortung für Patienten
"Das sitzen wir aus", meinte die Kammerpräsidentin zuversichtlich zu dem Vorhaben, das während der Coronapandemie letztlich am Widerstand der Ärztevertreter gescheitert war. Ganz ohne Gesetzesänderungen ließen sich aber die anderen Pläne realisieren oder zumindest in einzelnen Regionen ausprobieren, zeigte sie sich überzeugt.
Einmal mehr pochte sie auf die Forderungen ihrer Berufsgruppe zum Gesundheitsprogramm der jüngst angetretenen Bundesregierung. Man wolle rund 1.500 Apotheken im Lande als "Fundament des Gesundheitshauses" verankern und damit zur Lenkung der Patientenströme beitragen. Durch Bund, Länder und Sozialversicherung finanziert, wolle man ein zentrales Beratungsangebot bei Arzneimittelfragen (etwa zur Frage von Einnahme oder Wechselwirkungen von Medikamenten) anbieten, zu dem die Hotline 1450 direkt verbinden könne. Umsetzen ließe sich das innerhalb eines Jahres, meinte Mursch-Edlmayr.
In zwei Bundesländern - einerseits im städtischen, andererseits im ländlichen Bereich - testen will die Standesvertreterin eine assistierte telemedizinische "Fast Lane". Gleich in der Apotheke könnten die Patienten via Webcam damit eine ärztliche Beratung einer "virtuellen Ordination" bekommen: aus Pharmazeutensicht auch eine Antwort auf die Arbeitskräftelücke im Medizinbereich gerade auf dem Land. Vorbild sei hier etwa die Schweiz. "Besser Tele-Arzt statt gar kein Arzt", betonte sie.
Ein telemedizinisches Angebot in der Apotheke mache die Gesundheitsversorgung im Sinne der Patientinnen und Patienten schneller, effizienter und entlaste Ordinationen und Spitalsambulanzen, unterstrich Mursch-Edlmayr. Besonders für ältere und vulnerable Menschen mit geringer Technik-Affinität wäre dies aus Sicht der Apothekerkammer eine niederschwellige Einstiegsmöglichkeit.
Nicht zuletzt pocht die Kammerpräsidentin auch auf Prävention und eine Rolle der Apotheken darin. Man wünsche sich ein interdisziplinär besetztes "Nationales Präventionsgremium", die Formulierung einer bundesweiten Strategie dazu und die Schaffung eines persönlichen Präventionskontos. Die E-Card wäre der Schlüssel zur Einlösung der Leistungen, auch in den Apotheken, so Mursch-Edlmayr.
Zusammenfassung
- Die Apothekerkammer will rund 1.500 Apotheken als Fundament des Gesundheitshauses etablieren und ein zentrales Beratungsangebot zu Arzneimittelfragen schaffen, das direkt mit der Hotline 1450 verbunden werden soll.
- Kammerpräsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr schlägt vor, in zwei Bundesländern eine assistierte telemedizinische 'Fast Lane' zu testen, bei der Patienten in Apotheken per Webcam Zugang zu virtuellen ärztlichen Beratungen erhalten.
- Die Apotheken fordern zudem ein nationales Präventionsgremium, eine bundesweite Präventionsstrategie und ein persönliches Präventionskonto, das über die E-Card auch in Apotheken genutzt werden kann.