APA/ROLAND SCHLAGER

Anton Mattle: Dem Abgrund entkommen

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ÖVP-Spitzenkandidat Anton Mattle taumelte, aber fiel nicht.

ÖVP-Spitzenkandidat Anton Mattle ist seinem "politischen Tod" noch einmal von der Schaufel gesprungen. Mit einem ganzen und einem halben blauen Auge ist er dem politischen Ring bzw. dem Tiroler Landtagswahlkampf entkommen. Er fuhr ein schlechtes Wahlergebnis ein, doch auf der nach unten offenen "Desaster"-Skala ist er nicht ganz unten gelandet. Das wird ihn (zumindest vorerst) retten.

Koaltion mit SPÖ möglich

Noch dazu, da sich eine Zweierkoalition mit der SPÖ ausgeht. Obwohl Mattle offenbar auch mit einer Dreierkoalition liebäugelt. Im Vorstand am Montag dürfte Mattle keine Probleme bekommen, ein Putsch ist nicht in Sicht. Wenngleich er sicher personelle Konzessionen bei der künftigen ÖVP-Riege in der Landesregierung machen und junge, aufstrebende "Granden" bringen muss. Zwei, drei Prozente weniger hätte Mattle wohl politisch nicht überlebt, oder nur schwer. Unter 30 Prozent schon gar nicht. Zudem hilft ihm, dass "den Toni" eigentlich jeder mag, dass er sich zur Verfügung stellte, als Landeshauptmann Günther Platter sich im Juni zurückzog und Mattle - keine taktische Meisterleistung des Landeshauptmannes - einer einigermaßen unmöglichen Situation aussetzte: Drei verbleibende Monate bis zur Wahl, kein Landeshauptmannbonus, keine Bühne.

"Eis wie ein Normaler essen"-Sager

Zuletzt hatte einem Mattle fast leid getan, ob der Häme, die über ihn hereinbrach. Sie gipfelte in dem "Eis wie ein Normaler essen"-Sager bei einer Diskussion der Spitzenkandidaten, der Mattle eine besondere Form des Shitstorms in "Sozialen Medien" einbrachte. Der sonst so Authentische wirkte plötzlich nicht mehr authentisch, wie ferngesteuert. Der Kandidat, die verheerenden Umfragen im Genick, auf der verzweifelten Suche nach Themen, dem vermeintlich Besonderen. Aber letztlich dürfte die schwarze Mobilisierung doch noch gelungen sein, wenngleich auch auf sehr niedrigem Niveau.

Mattle kurvte mit einem Wahlkampfbus über die Dörfer, das bescheiden angelegte "Mühsam nährt sich das Eichhörnchen"-Konzept ging letztlich doch unerwarteterweise - einigermaßen - auf. Aber: Man machte sich von vornherein auch so klein, dass man nun größer wirkt.

Der frühere Bürgermeister von Galtür ist in der persönlichen Begegnung durchaus gewinnend, kann auch mit Reden mitreißen. Doch in den TV-Diskussionen wirkte er farbloser als farblos. Nun gilt es abzuwarten, ob er in der ersten Reihe - als wahrscheinlicher Landeshauptmann - wächst.

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Hausgemachte Fehler

Die Landespartei hatte mit viel Unbill zu kämpfen. Nicht zuletzt auch wegen hausgemachter Fehler. Doch viel "Unheil" kam auch von Bundes-Seite, von Bundesregierung wie Bundes-ÖVP. Anton Mattle verlässt den politischen Wahlkampfring bei weitem nicht als Sieger, aber auch nicht als verheerend Geschlagener.

1963 geboren, 1986 politisch geboren

Anton Mattle wurde am 10. März 1963 in Zams geboren. Er besuchte von 1969 bis 1973 die Volksschule in Galtür und wechselte danach an die Hauptschule Kappl. 1977/78 besuchte Mattle die Landwirtschaftliche Lehranstalt Imst. Nach der Pflichtschule begann er eine Lehre als Elektroinstallateur, die er 1982 mit der Lehrabschlussprüfung beendete. Nach dem Abschluss der Werkmeisterschule für Elektrotechnik in Innsbruck (1984) legte Mattle 1987 die Lehrabschlussprüfung für Radio- und Fernsehtechniker ab. 1989 wurde die Ausbildung durch die Meisterprüfung für Radio-und Fernsehtechniker komplettiert. Nach seiner Lehre war Mattle als Elektroinstallateur und als Elektromonteur tätig, zwischen 1985 und 1991 als Meister der Elektrotechnik. 1991 gründete er die Firma Elektro Mattle.

Mattle startete seine politische Karriere im Jahr 1986. Damals wurde er Vizebürgermeister seiner Heimatgemeinde Galtür. Im Jahr 1992 eroberte er den Bürgermeistersessel. In seine Amtszeit fiel die Lawinenkatastrophe in Galtür 1999, im Zuge derer er für sein Krisenmanagement gelobt und österreichweit vielen Fernsehzuschauern ein Begriff wurde. Mattle blieb zum Jahr 2021 Ortschef, bis er von Landeshauptmann Günther Platter in die Landesregierung geholt wurde. Im Jahr 2003 hatte der gelernte Elektroinstallateur den Sprung in die Landespolitik gewagt. Seither war er Mitglied des Tiroler Landtages, zehn Jahre später wurde er erster Landtagsvizepräsident. Mattle wurde für seine ruhige Vorsitzführung auch über die Parteigrenzen hinweg geachtet. Im heurigen Juni erfolgte schließlich der Rückzug Platters und ein Neuwahlbeschluss. Mattle wurde Spitzenkandidat und im Juli Landesparteiobmann.

ribbon Zusammenfassung
  • ÖVP-Spitzenkandidat Anton Mattle ist seinem "politischen Tod" noch einmal von der Schaufel gesprungen.
  • Mit einem ganzen und einem halben blauen Auge ist er dem politischen Ring bzw. dem Tiroler Landtagswahlkampf entkommen.
  • Er fuhr ein schlechtes Wahlergebnis ein, doch auf der nach unten offenen "Desaster"-Skala ist er nicht ganz unten gelandet.
  • Das wird ihn (zumindest vorerst) retten.