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Übergangslösung

Amalgamverbot: ÖGK zahlt wieder für "zweckmäßige" Zahnfüllungen

Heute, 08:01 · Lesedauer 3 min

Nach dem EU-weiten Amalgamverbot gab es monatelang Streit um die Kosten von Zahnfüllungen. Nun haben sich ÖGK und Zahnärztekammer auf eine Übergangslösung geeinigt: Kassen-Zahnfüllungen im Seitenzahnbereich sind vorerst wieder gesichert.

Seit Jahresbeginn ist das EU-weite Amalgamverbot für Zahnfüllungen auch in Österreich in Kraft. Damit entbrannte ein Konflikt zwischen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und der Zahnärztekammer (ÖZÄK) über eine kassenfinanzierte Alternative.

Während die ÖGK das quecksilberfreie Alkasit bevorzugte, sprach sich die ÖZÄK für den als unterlegen geltenden Glasionomerzement als Kassenleistung aus. Alle anderen Füllmaterialien sollten laut Kammer privat bezahlt werden. 

In Folge der gescheiterten Verhandlungen kam es im Jänner zu einem vertragslosen Zustand für den Großteil der rund 7,6 Millionen ÖGK-Versicherten.

Amalgamfreie Füllungen konnten seitdem nur noch für Kinder unter 15 Jahren, Schwangere und Stillende direkt über die Kasse abgerechnet werden.

Alle anderen Patient:innen mussten die Kosten selbst tragen und erhielten lediglich eine teilweise Rückerstattung.

"Zweckmäßige Füllungen auf Kassenkosten"

In den vergangenen Monaten kehrten beide Seiten jedoch wieder an den Verhandlungstisch zurück und konnten sich auf eine Übergangslösung einigen.

Gegenüber PULS 24 bestätigten die Zahnärztekammer und der Dachverband der Sozialversicherungsträger:

"Kurzfristig haben sich ÖGK, SVS und die Österreichische Zahnärztekammer darauf verständigt, dass zur Sicherstellung der Versorgung auf Basis der bestehenden vertraglichen Regelungen weiterhin ausreichende und zweckmäßige Füllungen im Seitzahnbereich auf Kassenkosten durchgeführt werden."

Welches konkrete Füllmaterial im Rahmen dieser Lösung verwendet wird – ob der von der Kammer bevorzugte Glasionomerzement oder ein anderes – konnte die Sozialversicherung auf Nachfrage nicht mitteilen.

Nur 115 Zahnärzte nahmen ÖGK-Angebot an 

Die ÖGK verwies zudem darauf, dass in allen 61 Zahngesundheitszentren Alkasitfüllungen auf Kassenkosten angeboten werden.

"Daneben wurde auch mit allen privaten Zahn-Ambulatorien mit Kassenvertrag in Wien eine Vereinbarung zur Erbringung der amalgamfreien Füllungen abgeschlossen", betonte die ÖGK gegenüber PULS 24.

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Zudem hatte die Kasse im Dezember allen 2.798 niedergelassenen Vertragszahnärzt:innen einen Tarif für amalgamfreie Füllungen angeboten. Mit dieser Individualvereinbarung hätten sie die amalgamfreien Füllungen direkt mit der ÖGK abrechnen können.

Bislang scheint das Angebot jedoch nur bei wenigen Zahnärzt:innen Anklang gefunden zu haben: Wie die ÖGK auf Anfrage von PULS 24 mitteilte, haben bisher nur rund 115 Zahnärzt:innen diese Vereinbarung unterschrieben.

Weitere Gespräche zu Gesamtvertrag

Bewegung gibt es auch bei den Verhandlungen zum Gesamtvertrag, dessen Überarbeitung die Zahnärztekammer im Zusammenhang mit der Amalgam-Debatte gefordert hatte.

Man habe sich darauf verständigt, innerhalb des kommenden Jahres Verhandlungen zur "Hebung des Qualitätsstandards" zu führen, teilten Kammer und Dachverband der Sozialversicherungsträger mit.

Diese Verhandlungen verlaufen laut beiden Seiten "konstruktiv" und sollen mit dem Ziel einer Weiterentwicklung des Gesamtvertrags fortgesetzt werden.

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Zusammenfassung
  • Nach dem EU-weiten Amalgamverbot gab es monatelang Streit um die Kosten von Zahnfüllungen.
  • Nun haben sich ÖGK und Zahnärztekammer auf eine Übergangslösung geeinigt.
  • Kassen-Zahnfüllungen im Seitenzahnbereich sind damit vorerst wieder gesichert.