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Woody Allens erster Roman mit Parallelen zum Autor

Heute, 06:34 · Lesedauer 3 min

50 Filme hat Woody Allen (89) geschaffen, ein Roman blieb bisher aus. Mit "What's with Baum?" bringt der Filmemacher kurz vor seinem 90. Geburtstag nun sein erstes literarisches Werk dieser Art auf den Markt. Auf mehr als 180 Seiten beschreibt er einen von allerlei Unsicherheiten zerfressenen Mann mittleren Alters, der stets philosophisch über den Sinn des Lebens grübelt, sich gerne in Selbstmitleid suhlt und zu dem Schluss kommt, dass ihn niemand versteht außer er selbst.

Der Inhalt des vorerst nur im englischen Original erscheinenden Buches: In Asher Baums Leben scheint sich eine Baustelle an die andere zu reihen. Für seine Werke bekommt der jüdische Journalist, der Romanautor und Dramatiker geworden ist, nur mehr mäßige Kritiken. Auch in seiner dritten Ehe mit seiner Frau Connie, die ständig von ihrem erfolgreichen Sohn Thane schwärmt, kriselt es ordentlich. Langsam aber sicher verliert Baum den Verstand - und dann sieht er sich noch mit Vorwürfen sexueller Belästigung konfrontiert.

"Niemand verstand Asher Baum wirklich, außer Asher Baum selbst. Kein Psychiater, keine Ex, kein Freund, denn im Laufe der Jahre schienen sie alle nach und nach verschwunden zu sein", heißt es in dem Roman.

Es reichen nur wenige Seiten um die ein oder andere Parallele zwischen dem fiktiven Baum und dem Regisseur mit der markanten schwarzen Brille zu finden. Wie Baum ist auch Allen jüdischer Abstammung. Auch er lebt bereits in seiner dritten Ehe mit der Adoptivtochter seiner Ex-Frau Mia Farrow, Soon-Yi Previn. Die Liaison der beiden und die Schlammschlacht mit Farrow beherrschte monatelang die Schlagzeilen der Klatschpresse.

Es gibt noch andere, ernstere Gemeinsamkeiten. Allens Erfolg wird seit Jahrzehnten von Missbrauchsvorwürfen seiner Adoptivtochter überschattet. Im Zuge der "MeToo"-Bewegung gegen sexuelle Belästigung kochten diese erneut hoch - und machen Allen, der in Europa zuletzt deutlich erfolgreicher war als in seinem Heimatland, in seiner Branche mehr und mehr zur Randfigur, von der sich viele Hollywood-Stars abgewendet haben.

Der Regisseur, der im November 90 Jahre alt wird, hat alle Anschuldigungen stets zurückgewiesen - und auch jegliches Interesse an seinem öffentlichen Image verneint. "Was auch immer geschieht, ich lebe in einer Art Blase." Zuletzt hatte er etwa mit einem Auftritt bei einem Filmfestival in Moskau und zumindest teilweise positiven Aussagen zu US-Präsident Donald Trump und Jeffrey Epstein von sich hören lassen.

Letzter Film vor zwei Jahren

Neu ist Woody Allens Schaffen als Buchautor nicht. 2020 verteidigte der 1935 als Allan Stewart Konigsberg in eine jüdische Familie im New Yorker Stadtteil Brooklyn hineingeborene Regisseur seine Sicht der Dinge in seiner Autobiografie "Ganz nebenbei", deren Veröffentlichung von Protesten begleitet war. Kritiker zerrissen das Werk.

Mit dem Misserfolg der Hauptfigur dürfte sich Allen trotz dieser Rückschläge nur bedingt identifizieren können. Dutzende Filme hat der mehrfache Oscarpreisträger im Laufe seiner Karriere gemacht, darunter Werke wie "Die Stadtneurotiker" und "Vicky Cristina Barcelona". Er schrieb Drehbücher, führte Regie und stand selbst vor der Kamera, dafür bekam er unzählige Auszeichnungen. Seinen bisher letzten Film, die Komödie "Coup de Chance", stellte er 2023 beim Filmfestival in Venedig vor.

Und die vielen Gemeinsamkeiten, die sich zwischen Woody Allen und seiner Hauptfigur unaufhörlich auftun? Angesprochen auf die Frage, ob die Leser etwa bei den im Buch beschriebenen Vorwürfen der sexuellen Belästigung Parallelen zu Allen ziehen könnten, sagte er der britischen Zeitung "The Sunday Times": "Die werden sehen, was sie wollen, das stört mich keine Sekunde."

(Von Christina Horsten/dpa)

Zusammenfassung
  • Woody Allen veröffentlicht mit fast 90 Jahren seinen ersten Roman „What's with Baum?“, in dem ein jüdischer Journalist namens Asher Baum mit Lebenskrisen, Eheproblemen und Vorwürfen sexueller Belästigung ringt.
  • Die Parallelen zwischen Allen und seiner Romanfigur sind auffällig, etwa jüdische Herkunft, dritte Ehe und der Umgang mit öffentlicher Kritik und Skandalen.
  • Der Oscarpreisträger, der über 50 Filme gedreht hat und zuletzt 2023 in Venedig präsent war, betont, dass ihn öffentliche Wahrnehmung und mögliche Vergleiche mit der Romanfigur nicht stören.