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Wien-Modern-Festival im Internet zu Ende gegangen

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Hätte es den aktuellen Lockdown nicht geben, wäre in den vergangenen Tagen ein wahres Konzertfeuerwerk für Beat Furrer abgefeuert worden. Schließlich war der Wahlösterreicher einer der Schwerpunktkomponisten des heurigen Festivals Wien Modern. Viele Furrer-Vorhaben konnten nun nicht realisiert werden. Immerhin wurde dem 66-Jährigen am Dienstag als Streamingvariante das Abschlusskonzert als Bühne geboten - das persönliche Debüt als Dirigent der Wiener Symphoniker inklusive.

Im Konzerthaus stand dabei wie schon beim Eröffnungskonzert ein Werk der jungen Komponistin Milica Djordjević am Programm. Ihr 2016 entstandenes "Quicksilver" ist dabei gleichsam die Antithese zu "Sky limited" vom Festivalauftakt. Statt ätherischem Geflirre schält sich nun ein gewaltiger Streicherkorpus aus fast nicht wahrnehmbarem Percussionpiano zu einem gewaltigen Crescendo, bevor die Bläser übernehmen und letztlich alles in gewaltigem Tutti kulminiert. Als Übergang zum Furrer-Oeuvre diente dann Edgar Varèses noch tief in den frühen 60ern verankertes "Déserts", bei dem die Livemusiker auf der Bühne durch Tonbandeinspielungen immer wieder zu Randfiguren, Zuhörern degradiert werden.

Als Schlusspunkte des Abends und damit des Festivals standen die "Tableaux I-IV" als in höchsten Streicherlagen säuselndes Zwischenspiel, bevor mit Furrers neuem Violinkonzert der Höhepunkt folgte. Wie bei der umjubelten Uraufführung vor einem Jahr in München war erneut Ilya Gringolts als Solist verpflichtet. Das Werk bietet, anders als viele zeitgenössische Solokonzerte, dem Solisten eine dominante Rolle, hebt ihn in diesem eruptiven Duktus zwischen Zeitlupe und forciertem Angriff heraus. Das Orchester fungiert dabei meist nur als Grundierung gegenüber diesem beschleunigenden Motor, der einen würdigen Abschluss für die Wien-Modern-Ausgabe 2021 darstellte.

Wer den gestrigen Stream verpasst hat, für den überträgt Ö1 am 16. Dezember ab 19.30 Uhr eine Aufzeichnung. Insgesamt hat man bei Wien Modern damit nun inklusive der Streamingkonzerte 79 Prozent der Vorhaben des am 30. Oktober gestarteten Festivals realisiert. Und für die übrigen Werke gilt das Motto "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben". Demnach sollen die entfallenen zwölf Projekte nachgeholt werden. "So viel haben wir noch nie von einem künftigen Wien-Modern-Programm gespoilert", zeigte sich Festivalchef Bernhard Günther am Dienstag pragmatisch und verwies zugleich auf die Bedeutung der Musik in der aktuellen Zeit: "Die Menschheit ist ein bisschen aus dem Rhythmus gekommen. Und das Zuhören fällt auch nicht mehr leicht. Da wird die Musik gebraucht."

(S E R V I C E - www.wienmodern.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Hätte es den aktuellen Lockdown nicht geben, wäre in den vergangenen Tagen ein wahres Konzertfeuerwerk für Beat Furrer abgefeuert worden.
  • Schließlich war der Wahlösterreicher einer der Schwerpunktkomponisten des heurigen Festivals Wien Modern.
  • Insgesamt hat man bei Wien Modern damit nun inklusive der Streamingkonzerte 79 Prozent der Vorhaben des am 30. Oktober gestarteten Festivals realisiert.

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