APA/Landestheater Linz / ORF

Weiblicher "Lumpazivagabundus" aus Linz hatte ORF-Premiere

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Dass "Der böse Geist Lumpazivagabundus" aus dem Landestheater Linz gestern seine Premiere im Fernsehen gefeiert hat, ist ausnahmsweise nicht (nur) Corona geschuldet. Es ist der Auftakt einer Kooperation zwischen Landestheater Linz und ORF III im Rahmen der Reihe "Wir spielen für Österreich". So kommen Theaterfreunde aus ganz Österreich in den Genuss der gelungenen Mischung aus ein wenig Oberösterreich, ein wenig Gegenwartsbezug und trotzdem viel Nestroy.

Im Feenreich wettet die Glücksgöttin Fortuna (Angela Waidmann) mit Amorosa (Eva-Maria Aichner), der Bewahrerin der wahren Liebe, dass sie drei "lockere Gesellen" mit einem Lotteriegewinn dazu bringen kann, fortan ein respektables Leben zu führen. So sollen sie dem Einfluss des bzw. eigentlich der Lumpazivagabundus (Theresa Palfi) entzogen werden. Im Verlauf der knapp zwei Stunden dauernden Inszenierung von Georg Schmiedleitner verfährt jeder der Drei also mit seinem Geld, wie er es für am Glück bringendsten hält: Der Tischler Leim (Daniel Klausner) kann nach einem Verwirrspiel doch noch um die Hand seiner geliebten Peppi anhalten. Zwirn (Jan Nikolaus Cerha) hängt das Schneidermaß an den Nagel und führt das Leben eines "Mannes von Welt" - bis ihm das Geld ausgeht. Und der Schuster Knieriem (Julian Sigl) schwört zwar dem Bier ab, schaut dafür aber umso tiefer ins Wein- und Branntweinglas.

Fortuna muss also feststellen, dass Geld die Menschen nicht zu ihrem Besseren verändert und gibt sich Amorosa geschlagen. Letztere, die unverbesserliche Optimistin, nimmt sich dann noch um Zwirn und Knieriem an und will sie "gebessert und glücklich" als Familienväter sehen - ein für Amorosa "schönes Ende, ein wirklich schönes Ende". Dieses Gefühl stellt sich in der Linzer Inszenierung jedoch nicht so ganz ein. Zwirn und Knieriem scheinen ob ihrer Familienfreuden überfordert und Leim, der sich dieses Leben wünschte, wirkt am allerwenigsten zufrieden. Zieht Lumpazivagabundus doch noch seine Fäden?

So wie Nestroy zu extemporieren pflegte, hält sich auch die Linzer Inszenierung nicht immer an die Vorlage, sondern wirft gekonnt Sager mit Zeit- und Lokalkolorit ein. Nestroys fast 200 Jahre alte Originalsprache verschmilzt nahtlos mit oberösterreichischem Dialekt und zeitgeistigen Anspielungen. So stellt sich der böse Geist zu Beginn als LumpaziVAGINAbundus vor und auch des Linzers liebstes Leberkäs-Standl findet Erwähnung. Schade ist nur, dass der Rotstift der Kürzung stark bei den Liedern angesetzt wurde und die zwei längeren Gesangsstücke so etwas deplatziert wirken. Eine Zauberposse mit Gesang? Posse - ja, Zauber - ein wenig, Gesang - eher nicht.

Der Linzer "Lumpazivagabundus" ist in die Gegenwart geholt, aber nicht künstlich modernisiert - mit einem weiblichen Lumpazivagabundus, der sich nicht so leicht geschlagen gibt, und aktuellen Anspielungen. Die Live-Premiere wird am 9. Juni im Schauspielhaus nachgeholt - falls Fortuna dem Theater hold ist.

(S E R V I C E - "Der böse Geist Lumpazivagabundus oder das liederliche Kleeblatt", Zauberposse mit Gesang in drei Aufzügen von Johann Nestroy, Inszenierung: Georg Schmiedleitner, Bühne: Harald B. Thor. Kostüme: Cornelia Kraske, Musik: Joachim Werner, Dramaturgie: Franz Huber. Mit: Lutz Zeidler, Angela Waidmann, Lorena Emmi Mayer, Eva-Maria Aichner, Horst Heiss, Jakob Kajetan Hofbauer, Theresa Palfi, Daniel Klausner, Jan Nikolaus Cerha, Julian Sigl, Sophie Kirsch, Lukas Franke. Eine Woche lang abrufbar auf tvthek.orf.at. Aufführungen am Landestheater Linz, Schauspielhaus, am 9., 10., 15., 18., 24., und 25. Juni, 19:30 Uhr. Infos unter www.landestheater-linz.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Dass "Der böse Geist Lumpazivagabundus" aus dem Landestheater Linz gestern seine Premiere im Fernsehen gefeiert hat, ist ausnahmsweise nicht (nur) Corona geschuldet.
  • Es ist der Auftakt einer Kooperation zwischen Landestheater Linz und ORF III im Rahmen der Reihe "Wir spielen für Österreich".
  • Zwirn und Knieriem scheinen ob ihrer Familienfreuden überfordert und Leim, der sich dieses Leben wünschte, wirkt am allerwenigsten zufrieden.

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