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US-Behörden übergaben von Nazis geraubte Schiele-Werke

US-Behörden haben sieben in der Zeit des Nationalsozialismus geraubte Kunstwerke von Egon Schiele an die Erben des jüdischen Kunstsammlers Fritz Grünbaum zurückgegeben. "Es ist nie zu spät, einiges von dem wiedergutzumachen, was wir verloren haben, die Opfer zu ehren und darüber nachzudenken, wie ihre Familien bis heute beeinträchtigt werden", sagte der New Yorker Staatsanwalt Alvin Bragg bei der Übergabe der Gemälde am Mittwoch in New York.

Grünbaum war laut Staatsanwaltschaft 1938 von den Nazis in Haft genommen worden. Später habe seine Frau die Kunstsammlung an die Nationalsozialisten übergeben müssen. Die Arbeiten sollen zur Sammlung des 1941 im Konzentrationslager Dachau ermordeten jüdischen Kabarettisten und Sammlers Grünbaum gehört haben.

Die sieben Gemälde seien unter anderem 1956 vom Händler Eberhard Kornfeld an eine New Yorker Galerie verkauft worden, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Kornfeld habe eng mit dem umstrittenen Kunstsammler Cornelius Gurlitt zusammengearbeitet und von ihm Hunderte Gemälde Naziraubkunst von Holocaust-Opfern erhalten.

Die Staatsanwaltschaft schätzte den Wert der übergebenen Gemälde auf rund 9,5 Millionen Dollar (8,87 Mio. Euro). Es handle sich beispielsweise um die Porträts "Ich liebe Antithesen" und "Schuhe anziehendes Mädchen". Die Arbeit der Ermittler und die Übergabe der Gemälde sei mutig, gerecht und möglicherweise weltweit einmalig, lobte der Grünbaum-Erbe Timothy Reif.

Die Bilder hatten zur Sammlung von drei Museen und zwei privaten Kollektionen gehört, darunter das New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) und die Morgan Library & Museum sowie die Sammlung des Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses (WJC) und Ex-US-Botschafters in Österreich, Ronald Lauder. Die Arbeiten wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft freiwillig übergeben worden.

Bereits in der vergangenen Woche hatte es US-Medienberichte gegeben, wonach drei weitere Bilder Schieles wegen des Verdachts auf Raubkunst beschlagnahmt worden seien. Die Erben des österreichischen Sammlers Grünbaum hatten bereits in der Vergangenheit versucht, mutmaßlich geraubte Kunst restituiert zu bekommen. So hatten sie den Berichten zufolge etwa 2018 Erfolg vor Gericht. Danach seien zwei Gemälde im Jahr 2022 an die Angehörigen zurückgegeben worden.

Die Rechtsvertreter der Erben Grünbaums sehen nun auch Österreich in der Pflicht und verwiesen auf eine Klage in New York gegen das Leopold Museum, die Albertina und die Republik als deren rechtlichen bzw. faktischen Eigentümer "auf Feststellung des Eigentums und Herausgabe" von insgesamt zwölf Schiele-Werken. Das Büro von Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) hielt dazu auf APA-Anfrage am Freitag fest: "Der Kunstrückgabebeirat hat nach eingehender Prüfung im Jahr 2015 eine auf Nichtrückgabe lautende Empfehlung beschlossen, der der damalige Kulturminister gefolgt ist. Es besteht - auch mangels neuer Erkenntnisse - kein Grund an dieser Entscheidung zu zweifeln." Das Leopold Museum verwies auf "jahrelange, akribisch durchgeführte Provenienzforschung", als dessen Ergebnis keine Beweise dahingehend vorlägen, "dass es sich bei den gegenständlichen Bildern um während der NS-Zeit entzogene Kunstwerke handelt". Die Klage selbst wollten das Museum und Mayer nicht kommentieren.

ribbon Zusammenfassung
  • US-Behörden haben sieben in der Zeit des Nationalsozialismus geraubte Kunstwerke von Egon Schiele an die Erben des jüdischen Kunstsammlers Fritz Grünbaum zurückgegeben.
  • Grünbaum war laut Staatsanwaltschaft 1938 von den Nazis in Haft genommen worden.
  • Die Staatsanwaltschaft schätzte den Wert der übergebenen Gemälde auf rund 9,5 Millionen Dollar.
  • Die Arbeiten wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft freiwillig übergeben worden.