APA/APA (Archiv/AFP)/FILIPPO MONTEFORTE

Uffizien beklagen zehn Mio. Euro Verlust

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Die Uffizien in Florenz beklagen zehn Millionen Euro Verluste wegen des Lockdowns infolge der Corona-Pandemie in Italien. "März und April sind für uns der Start der Hochsaison und eine Zeit, in der wir normalerweise einige Millionen Besucher zählen", sagte Uffizien-Direktor Eike Schmidt am Montag.

Die Uffizien in Florenz beklagen zehn Millionen Euro Verluste wegen des Lockdowns infolge der Corona-Pandemie in Italien. "März und April sind für uns der Start der Hochsaison und eine Zeit, in der wir normalerweise einige Millionen Besucher zählen", sagte Uffizien-Direktor Eike Schmidt am Montag.

"Sollte der Lockdown nur kurz verlängert werden, meistern wir das. Sollte die Schließung der Museen aber bis zur Entwicklung eines Impfstoffs andauern, mit dem man erst im Frühjahr 2021 rechnet, müssten wir radikaler umdenken und Investitionen auf das nächste Jahr verschieben. Niemand hat jedenfalls seinen Arbeitsplatz verloren, alle Bediensteten sind im Einsatz, zum Großteil im Home-Office. Personen, die sonst nicht in der Digitalisierungsabteilung arbeiteten, wurden diesem Bereich angeschlossen", sagte Eike, der per Videokonferenz aus dem Museum sprach.

Die Museumsschließung seit dem 8. März hat den Uffizien ermöglicht, ihre Digitalisierungsprojekte zu beschleunigen. "Das ist ein großer Schritt nach vorne, den wir in die neue Normalität nach dem Coronavirus gehen wollen. Unser Ziel ist, mit Digitalisierung den Kontakt zu unserem Publikum nicht zu verlieren. Wir sind jetzt stärker auf allen Sozialnetzwerken präsent. Die Zahl der Besucher auf unserer Webseite hat sich seit März mehr als verdoppelt. Auch auf Instagram und Facebook melden wir exponentielles Wachstum. Auf Instagram haben wir in fünf Wochen 50.000 Follower gewonnen", erklärte Schmidt.

Täglich führen die Uffizien Besucher mit Videos der Sammlungen, Fotos und Posts auf Sozialnetzwerken durch das Museen. Virtuelle Besuche werden auf Englisch und Spanisch angeboten und sollen bald auch in anderen Sprachen zugänglich sein. "Zu unserem Museum gehören auch die Florentiner Renaissance-Gärten Boboli. In dieser Frühlingszeit sind die Bilder und Videos unserer blühenden Gärten besonders beliebt", sagte der 51-jährige Deutsche.

Der Lockdown hat eine lange Phase kontinuierlichen Wachstums für die im 16. Jahrhundert gegründeten Uffizien unterbrochen. "Bereits in den Wintermonaten Jänner und Februar bis zur Schließung am 8. März waren die Besucherzahlen steigend. 2020 wäre ohne Coronavirus bestimmt ein sehr positives Jahr für uns gewesen. Dies führen wir auf unsere 2018 eingeführte Strategie zum intelligenten Verkauf der Eintrittskarten zurück, der Besuche außerhalb der Hochsaison fördert", erklärte der Kulturmanager.

Sollten Museen in Italien nach dem Ende des Lockdowns am 3. Mai wieder geöffnet werden, rechnet Schmidt nicht mit einem Massenandrang von Touristen. "Ausländische Besucher werden noch länger ausfallen. Wir werden anfangs mit italienischem Tourismus neu starten. Ich rechne jedoch, dass das Interesse für die Uffizien weiter steigen wird. Das war ebenso nach der Flutwelle in Florenz 1966. Nachdem sich die Stadt erholt hatte, wurde ein Rekord von einer Million Besuchern in den Uffizien gemeldet, die 1968 1,5 Millionen erreichte", sagte Schmidt. Im Museum werde man soziale Distanz einhalten müssen. Man werde sich bemühen, "längere und intensivere Besuche", statt den Tagestourismus zu fördern. "Das ist der einzige nachhaltige Weg, das macht mehr Sinn sowohl für den Kunstschutz, als auch für die Besucher", meinte der Uffizien-Direktor.

Angesichts der Coronakrise bedauert Schmidt nicht, den Wechsel zum Kunsthistorischen Museum (KHM) in Wien im vergangenen Oktober abgesagt zu haben. "Es war für mich der richtige Entschluss, in Florenz zu bleiben und Verantwortung für die jetzige Lage zu übernehmen. Wir können vor allem im Bereich Digitalisierung vieles vorantreiben. Zahlreiche Projekte müssen weitergeführt werden. Ich hoffe, noch lange in Italien bleiben zu können", erklärte Schmidt.

Inzwischen denkt der Kulturmanager an die Zukunft der bereits organisierten Ausstellungen, die wegen der Museumsschließung verschoben werden mussten. "Keine der geplanten Ausstellungen soll abgesagt werden. Sie werden auf die zweite Jahreshälfte verlegt", sagte Schmidt. Die Pläne für die Ausstellungen im Jahr 2021 wurden nicht gestoppt.

Die Uffizien erklärten sich bereit, die geliehenen Meisterwerke Raffaels für die große Schau zu Ehren des Renaissance-Malers in Roms "Scuderie del Quirinale" zu verlängern. Die große Raffael-Schau anlässlich des 500. Todestags des Universalgenies musste wegen der Covid-19-Pandemie drei Tage nach der Einweihung geschlossen werden. Ausgestellt sind unzählige Raffael-Meisterstücke aus den Uffizien. "Diese Raffael-Ausstellung ist epochal. Sie ist die größte Raffael-Schau in der Geschichte und kann nur schwer wiederholt werden. Ich hoffe, dass sie bald neu eröffnet werden kann. Die Ausstellung ist von zentraler Bedeutung für Italien und die Kunstgeschichte", sagte Schmidt.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Uffizien in Florenz beklagen zehn Millionen Euro Verluste wegen des Lockdowns infolge der Corona-Pandemie in Italien.
  • "März und April sind für uns der Start der Hochsaison und eine Zeit, in der wir normalerweise einige Millionen Besucher zählen", sagte Uffizien-Direktor Eike Schmidt am Montag.
  • Sollten Museen in Italien nach dem Ende des Lockdowns am 3. Mai wieder geöffnet werden, rechnet Schmidt nicht mit einem Massenandrang von Touristen.

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