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Tomasz Kireńczuk wird ab Herbst 2026 neuer brut Wien-Leiter

02. Juni 2025 · Lesedauer 3 min

Der polnische Festivalleiter und Dramaturg Tomasz Kireńczuk leitet ab der Saison 2026/27 das Koproduktionshaus brut Wien. Das gab Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz an der Spielstätte am ehemaligen Nordwestbahnhof bekannt. Zum Start seiner künstlerischen Leitung wird der 1983 geborene Nachfolger von Kira Kirsch noch ein Jahr lang ohne fixes Haus dastehen, eröffnet die neue Location in St. Marx doch erst im Herbst 2027.

Das brut schlage seit vielen Jahren eine "Brücke zwischen lokalem Denken und starken internationalen Impulsen", lobte Kaup-Hasler die Arbeit der scheidenden Leiterin Kirsch. Die Institution habe zahlreiche Künstlerinnen und Künstler begleitet und gefördert, als Beispiele nannte sie etwa Florentina Holzinger, Milo Rau und Nesterval. Voll des Lobes zeigte sie sich auch in Hinblick auf Kireńczuk: "Er verbindet internationale Erfahrung mit einer kuratorischen Praxis, die auf Kooperationen, künstlerische Qualität und ein starkes, auf Austausch und Langfristigkeit angelegtes Netzwerk setzt", so die Stadträtin, die sich überzeugt zeigte, dass seine Arbeitsweise der lokalen Freien Szene "wichtige Impulse eröffnen" werde.

Kolja Burgschuld, Sprecher der Jury, lobte Kireńczuks "überzeugende Expertise in der Leitung eines Hauses, seine Erfahrung als künstlerischer Leiter eines Festivalbetriebs und seinen Fokus auf die Künstlerinnen und Künstler der Freien Szene". Zudem habe die Jury seine "Leidenschaft überzeugt, mit der er einen neuen Ort erobern will". Lob fand er auch für Kireńczuks "durchdachtes Konzept, das auch stark auf internationale Kooperationen setzt und damit für eine weitere Internationalisierung der lokalen Freien Szene sorgen wird".

Kireńczuk: "Produktionsprozesse anstoßen, begleiten und fördern"

Kireńczuk dankte der Jury in seinem Statement für das Vertrauen, "jemand aus dem Ausland hierherzuholen". Gerade die Wahl in Polen am Sonntag habe gezeigt, dass "sich die Räume immer mehr schließen statt zu öffnen", weshalb es ihm sehr wichtig sei, als brut-Leiter auch für internationalen Austausch mit Künstlerinnen und Künstlern zu sorgen. Er freue sich, künftig in einer Stadt zu arbeiten, die ein klares Bekenntnis zu Kunst und Kultur abgebe und Institutionen wie das brut nachhaltig stärke. Besonders wichtig sei ihm, als Koproduktionshaus künstlerische Prozesse anzustoßen, zu begleiten und zu fördern. "Aber es geht auch darum, den Künstlern jenen Raum zur Entfaltung zu überlassen, den sie benötigen."

In den kommenden Jahren will er auf Multidisziplinarität und queere Praktiken setzen. Die Zeit ohne feste Spielstätte sieht er als "Chance für Experimente und die Entwicklung neuer Formate". So wolle er sowohl rund um das "Studio brut" in Wien-Neubau als auch in St. Marx im öffentlichen Raum arbeiten und die Nachbarschaft an das brut heranführen, um die Community zu erweitern. In seinem Konzept habe er stark auf Transformationsprozesse fokussiert und die Prozesshaftigkeit der künstlerischen Arbeit hervorgehoben. Man müsse stets auch Risiken eingehen. "Nicht jeder Prozess führt zu einem Ergebnis, aber der Prozess selbst kann von großer Bedeutung sein."

Tomasz Kireńczuk war Mitgründer des Teatr Nowy in Krakau und war von 2011 bis 2019 Kurator des Internationalen Theaterfestivals "Dialog - Wrocław". Seit 2021 leitet er das "Santarcangelo Festival" in Italien, zudem ist er als Kurator künstlerischer und sozialer Projekte, Dramaturg, Kritiker und Theoretiker aktiv. Er forscht zu zeitgenössischer darstellender Kunst und war auch publizistisch tätig. Kaup-Hasler hob seine Teamfähigkeit und den wertschätzenden Umgang mit Mitarbeitern und Künstlern hervor: "Tomasz Kireńczuk ist jemand, der in anderen Menschen ein positives Echo auslöst."

Zusammenfassung
  • Der polnische Dramaturg und Festivalleiter Tomasz Kireńczuk übernimmt ab der Saison 2026/27 die Leitung des Koproduktionshauses brut Wien.
  • Zum Start seiner künstlerischen Leitung wird Kireńczuk noch ein Jahr lang ohne feste Spielstätte agieren, da die neue Location in St. Marx erst im Herbst 2027 eröffnet.
  • Kireńczuk bringt internationale Erfahrung mit und setzt in seinem Konzept auf Multidisziplinarität, queere Praktiken sowie die Förderung von künstlerischen Prozessen und internationalen Kooperationen.