Tiroler Volkskunstmuseum stellt Gerechtigkeitsfrage
Diese "Neubefragung" der Objekte bringe ebenjene "unmittelbar in die Gegenwart", sagte eine der Kuratorinnen, Lisa Noggler, am Donnerstag bei einer Presseführung in Innsbruck. In der Ausstellung gestellte Fragen wie "Bist du Teil der Gesellschaft?", "Wirst du gerecht bezahlt?", "Bist du neidisch auf Geflüchtete?" oder "Wer stellt deine Dinge her?" führten "direkt ins Heute" und zeigten "eine Aktualität der Objekte, dass einem zum Teil die Spuke wegbleibt", wie es Noggler formulierte.
Man habe mit dieser Ausstellung "bewusst die gängige Deutung der Objekte herausfordern wollen", erklärte Christine Weirather, ebenfalls Kuratorin der Ausstellung, weiters. So weise etwa ein WC aus den Zeiten der Südtiroler Option auf eine "Neiddebatte" hin, denn diese Objekte, die damals in Südtirolersiedlungen in Tirol zu finden waren, entfachten eine Diskussion über den "Luxus dieser WCs". "Dass es vergleichbare Diskussionen im Heute bei Geflüchteten noch immer gebe, zeigt die Brisanz des Themas", erklärte Weirather.
Darüber hinaus greife man in den zwei Räumen der Ausstellung, die mittels Fragen in "Cluster" gegliedert seien, auch unter anderem Fragen nach "Minderheiten in einer Vielgesellschaft" auf, strich Noggler heraus und verwies in diesem Zusammenhang unter anderem auf einen Kassettenrekorder mit dazugehörigen Musikkassetten mit türkischer Volksmusik: "Das war für Gastarbeiter in Österreich damals ein wichtiges Stück Heimat."
"Politische" Ausstellung will zum Nachdenken "anleiten"
Doch die Fragen griffen noch weiter und weit hinein in die Gegenwart. "'Glaubst du alles' soll auch Fake-News im Hier und Jetzt thematisieren", führte Kuratorin Jutta Profanter aus, während die Kulturvermittlerin der Tiroler Landesmuseen, Katharina Walter, betonte, dass die gestellten Fragen Verantwortung an die Besucher zurückspielten: "Diese sollen sich während und nach dem Besuch fragen, wie sie handeln würden."
Jedenfalls sei die Ausstellung "politisch", betonte schließlich Karl Berger, Leiter des Tiroler Volkskunstmuseums. Sie solle dazu beitragen, "Geschichte und Kultur zu verstehen" sowie durch deren Kooperationscharakter und die Fragestellungen "weit über Innsbruck hinausstrahlen". Die Besucher wolle man jedenfalls "zum Nachdenken anleiten, sie dabei aber nicht bevormunden", sagte Berger zu Konzept und Form der Ausstellung.
(S E R V I C E - "GERECHT? Geschichte über soziale Ungleichheiten", Ausstellung im Tiroler Volkskunstmuseum, Innsbruck, Universitätsstraße 2, 6.6.2025 - 15.3.2026, Mo-So 9 -17 Uhr, https://www.tiroler-landesmuseen.at/ausstellung/gerecht/ )
Zusammenfassung
- Im Tiroler Volkskunstmuseum Innsbruck läuft ab 6. Juni 2025 die Ausstellung "GERECHT? Geschichten über soziale Ungleichheiten" mit 34 Objekten aus 34 Museen und Sammlungen der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino.
- Alltagsgegenstände wie Ofenkacheln, eine Wahlurne oder ein WC werden in neue gesellschaftliche Zusammenhänge gestellt und regen mit Fragen zu Themen wie Menschenrechten, Migration und Ressourcenverteilung zum Nachdenken an.
- Die Ausstellung, die bis 15. März 2026 zu sehen ist, will die Besucher durch gezielte Fragestellungen zur Reflexion über soziale Gerechtigkeit und aktuelle gesellschaftliche Debatten bewegen.