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"Stoascheißer-Koal" und "Wilde Maus": Josef Hader wird 60

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Man könnte meinen, dieser Mann hat die Arbeit nicht erfunden: Ganze 17 Jahre hat sich Josef Hader Zeit gelassen, bis er im vorigen Sommer mit "Hader on Ice" ein neues Solo auf die Bühne gestellt hat. Faulenzen geht aber anders. Denn dazwischen hat sich der heimische Kabarettstar auch eine beachtliche Karriere als Schauspieler und Filmregisseur aufgebaut. Am Montag (14. Februar) feiert Hader seinen 60. Geburtstag.

Ein Geburtstagsgeschenk hat der Jubilar bereits erhalten. Ende Jänner wurde bekanntgegeben, dass Hader den diesjährigen Österreichischen Kabarettpreis als "eine der ganz großen Galionsfiguren des aktuellen deutschsprachigen Kabaretts" zugesprochen bekommt. Dass ihm, der seit mittlerweile vier Dekaden vor Publikum spielt und von diesem u.a. als Erfinder des "Stoascheißer-Koal", Brenner und "Aufschneider" verehrt wird, diese Würdigung vergleichsweise spät zuteil wird, liege nicht zuletzt daran, dass Hader eben zuletzt mit Premieren "gegeizt" habe, vergaß auch die Jury nicht zu erwähnen. Die Auszeichnung sei jedenfalls "hochverdient und alternativlos", hieß es.

1962 im oberösterreichischen Waldhausen geboren, verbrachte Hader seine Kindheit und Jugend im niederösterreichischen Nöchling, auf dem Bauernhof der Eltern und im Stiftsgymnasium Melk. Bei ersten kritischen Nummern über Lehrer in der Schule verstand er nach eigenen Angaben "das Wesen von Kabarett". Einige Jahre und ein abgebrochenes Lehramtsstudium Germanistik und Geschichte später, stand er ab 1982 auf der professionellen Kabarettbühne.

Den Durchbruch brachte das vierte Programm "Biagn oder Brechen" (1988), für das Folgeprogramm "Bunter Abend" (1990) erhielt Hader - wie auch erneut für "Hader on Ice" - den Deutschen Kleinkunstpreis. Den kabarettistischen Einakter entwickelte er in weiterer Folge zu einem Monolog weiter: 500.000 Zuschauer hatte "Privat" (1994), mit dem er das hiesige Kabarettgenre geradezu neu erfand, im deutschsprachigen Raum. Der darin vorkommende "Stoascheißer-Koal" oder das "Topfpflanzen"-Lied hatten bald Kultstatus.

Das nachfolgende Programm "Hader muss weg" (2004) konzipierte er als launiges Rollenspiel über die Schattierungen der österreichischen Seele. Mit "Hader on Ice", mit dem er derzeit - nach jahrelangen Auftritten mit seinem Best-of "Hader spielt Hader" (2011) - durch die Lande tourt, kam er zurück zum Monolog und zur Fokussierung auf seine eigene Kunstfigur, die hinter nonchalantem Plauderton ihre zynische Selbstgerechtigkeit kaschiert. Der kritische Blick nach innen ist da durchaus befruchtend. "Wenn man an die ganz Großen denkt, an meine Vorbilder - Qualtinger oder Polt -, dann hat man immer das Gefühl, dass die sehr genau um die eigenen Schwächen wissen und diese sehr gut benutzen können für ihre eigenen Bühnenfiguren", sagte er im Vorjahr der APA.

Das lange Warten der Fans auf ein neues Programm war Haders zunehmendem Erfolg in Film und Fernsehen geschuldet - einem kollektiven Unterfangen, an dem Hader den Kontrast zur einsamen Arbeitssituation als Kabarettist schätzt. 1993 wurde sein gemeinsam mit Alfred Dorfer geschriebenes, satirisches Stück "Indien" verfilmt und erreichte in Österreich schnell Kultstatus. Auf die Rolle des kleinbürgerlichen Heinz Bösel in der tragikomischen Männerfreundschaftsgeschichte folgte 2000 jene des frühpensionierten Postbeamten und Opportunisten Werner Kopper in Florian Flickers Kammerspiel "Der Überfall", für den Hader gemeinsam mit seinen Co-Stars Roland Düringer und Joachim Bißmeier den Darstellerpreis beim Filmfestival Locarno erhielt.

Im selben Jahr schlüpfte Hader für die Verfilmung des Wolf Haas-Romans "Komm, süßer Tod" erstmals in die Figur des Privatdetektiven Simon Brenner und schrieb gemeinsam mit Haas und Regisseur Wolfgang Murnberger auch das Drehbuch. Es folgten "Silentium" (2004), "Der Knochenmann" (2009) und der mit knapp 285.000 Kinobesuchern bisher erfolgreichste Teil der Reihe, "Das ewige Leben" (2015). Auch beim Fernsehzweiteiler "Der Aufschneider" (2010) von David Schalko schrieb Hader am Drehbuch mit und verkörperte kongenial den grantigen Chefpathologen Fuhrmann. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Schalko setzte sich auch in "Wie man leben soll" (2011) fort.

Erste Anerkennung fernab der Komik erhielt er für die Figur eines schulderfüllten Vergewaltigers in Nikolaus Leytners Drama "Ein halbes Leben" (2009), für die er den Deutschen Fernsehpreis und den Grimme-Preis bekam. Für Leytner stand er auch für zwei ORF-Landkrimis ("Der Tote im Teich", 2015; "Der Tote im See", 2018) vor der Kamera. 2017 drehte Hader außerdem die Tragikomödie "Arthur und Claire" von Regisseur Miguel Alexandre über eine spontane Vater-Tochter-Beziehung zweier Selbstmordkandidaten, die sich in Amsterdam über den Weg laufen. 2019 spielte er die Vaterfigur in Gregor Schmidingers Coming-of-Age-Geschichte "Nevrland".

Eine seiner bisher wohl prägendsten - weil auch überraschendsten - Schauspielarbeiten war jene in Maria Schraders viel beachtetem Episodenfilm "Vor der Morgenröte" (2016), in der er, der sich selbst als "keinen richtigen Schauspieler" sieht, den österreichischen Schriftsteller Stefan Zweig verkörpert. Für diese Rolle wurde Hader für den Europäischen Filmpreis als bester Schauspieler nominiert.

Das erste Mal auch hinter der Kamera versuchte sich Hader 2017 - ein beachtlicher Einstand gelang. Sein Regiedebüt "Wilde Maus", eine Tragikomödie um einen entlassenen, narzisstischen Musikkritiker auf Rachefeldzug, erwies sich nicht nur als Publikumsmagnet, sondern überzeugte auch die Kritik und ritterte nicht zuletzt um den Goldenen Bären der Berlinale.

Schon bald wird das filmische Oeuvre Haders jedenfalls um eine Facette reicher sein. Derzeit schreibt er an einem neuen Streifen mit dem Titel "Andrea lässt sich scheiden" über eine junge Polizistin am Land. "Wenn alles gut geht", soll im heurigen Frühsommer mit den Dreharbeiten begonnen werden, sagte Hader im Vorjahr im APA-Interview. Er selbst wird nicht nur Regie führen, sondern auch "eine wichtige Nebenrolle" spielen. 17 Jahre will er seine Kabarettfans wegen Kino- und TV-Projekten aber nicht noch einmal auf ein neues Programm warten lassen, wie er 2021 beteuerte: "Sonst muss ich liegend aus einem Bett heraus spielen."

ribbon Zusammenfassung
  • Man könnte meinen, dieser Mann hat die Arbeit nicht erfunden: Ganze 17 Jahre hat sich Josef Hader Zeit gelassen, bis er im vorigen Sommer mit "Hader on Ice" ein neues Solo auf die Bühne gestellt hat.
  • Faulenzen geht aber anders. Denn dazwischen hat sich der heimische Kabarettstar auch eine beachtliche Karriere als Schauspieler und Filmregisseur aufgebaut.
  • Der darin vorkommende "Stoascheißer-Koal" oder das "Topfpflanzen"-Lied hatten bald Kultstatus.

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