Stationentheater "Horrible Habsburger!" im Mödlinger Bunker
Insgesamt 17 Szenen erwarten die Besucher, die schon zu Beginn ihres Timeslots von einem distinguierten Zeremonienmeister darauf aufmerksam gemacht werden, dass es kühl wird auf den folgenden 900 Metern, die für klaustrophob Veranlagte eher ungeeignet sind. Und dann begrüßt schon Bruno Max als Hüter der Kapuzinergruft die jüngst verblichene Notzerl, der man dann durch die mit vielen ebenso skurrilen wie sachkundigen Details versehene Geschichte des Kaiserhauses folgt.
In knapp eineinhalb Stunden begegnet man vielen Persönlichkeiten: von Maximilian I., der eine Pressekonferenz gibt, bis zu Maria Theresia, die im Lift zur Gruft stecken bleibt, vom "Fotznpoidl"-Kaiser Leopold bis zum schwarzen Familienschaf "Luzi-Wuzi" Ludwig Victor, von Johanna der Wahnsinnigen bis zu Ferdinand, dem Gütigen, auch Nandl, das Trotterl, und Gütinand, der Fertige genannt. Franz Joseph, der seine Regentschaft mit Blutbädern im Jahr 1848 beginnt und mit einem Weltkrieg beendet, erscheint - Sisi allerdings nur als Reminiszenz. Ihm blieb ja nichts erspart. Und schließlich versucht Kaiserin Zita, den letzten Kaiser Karl - den Chlorreichen (wegen des Chlorgaseinsatzes im Ersten Weltkrieg) - zum Friedensfürsten reinzuwaschen - inmitten von Waschmaschinen: eine "uneinsichtig trotzige Apologetin", so Max.
Dabei geht es ihm gar nicht so sehr darum, die Habsburger pauschal und um des vordergründigen Amüsements wegen zu verunglimpfen, so sehr es unter ihnen ein veritables Panoptikum an "Degenerierten, Unfähigen, Megalomanen, auch echten Verbrechern, Wüstlingen und bizarren Figuren" gab. Doch der "Wahnwitz der Geschichte" setzt sich auch heute, im Zeitalter von Trump und Putin, fort, "in den Mechanismen, der Unverschämtheit und der Lächerlichkeit der Herrschenden", so Max.
Wie der Mödlinger Kulturstadtrat Stephan Schimanowa (SPÖ) im Vorwort zum Programmheft berichtet, wurde im Gemeinderat der Stadt heftig darüber diskutiert, ob diese Produktion förderungswürdig sei, in der u.a. regierende Dokumentenfälscher, lesbische Erzherzoginnen, transvestitische Kaiserbrüder, nasenlose Exhibitionisten, geistig Beschränkte und alternative Totalaussteiger vorkommen. Der Erfolg gibt den Befürwortern recht: Sämtliche Vorstellungen sind restlos ausverkauft, für 2026 wird eine Neuauflage angekündigt. Zweifellos ein absolutes Highlight im diesjährigen Theaterfest NÖ und ein Glanzpunkt in der bisherigen, an Höhepunkten ohnehin nicht armen Aufführungsgeschichte des Theaters im Bunker.
(Von Ewald Baringer/APA)
(S E R V I C E - Mödling, Theater im Bunker: Horrible Habsburger! Sechshundert Jahre Sex & Crime & Kaiserschmarrn". Weitere Vorstellungen bis 31. August, allfällige Restkarten und Information: Tel. 01/5442070, www.theaterimbunker.at)
(Redaktionelle Hinweise - F O T O A V I S O: Bildmaterial unter https://www.picfine.at/tzf/2025/08/09/horrible-habsburger-im-bunker)
Zusammenfassung
- Das Stationentheater "Horrible Habsburger!" im Mödlinger Bunker führt Besucher auf einer 900 Meter langen Strecke durch 17 detailreiche Szenen zur Geschichte der österreichischen Monarchie.
- Die Produktion von Bruno Max, die bis 31. August läuft und bereits restlos ausverkauft ist, präsentiert in knapp eineinhalb Stunden zahlreiche Habsburger-Persönlichkeiten in satirisch-kritischen Situationen.
- Im Gemeinderat wurde die Förderungswürdigkeit der Aufführung kontrovers diskutiert, doch der große Publikumsandrang und die geplante Neuauflage 2026 unterstreichen ihren Erfolg beim Theaterfest NÖ.