Schlagerstar Patrick Lindner wird 65
Zum 65. wird die Party etwas größer ausfallen, sagt Lindner. Rund 25 enge Freundinnen und Freunde seien geladen. Als Münchner Kindl weiß er natürlich den Genuss einer frisch gezapften Maß zu schätzen. Der erste Schluck von einem Oktoberfestbier sei "pure Freude." Überhaupt scheint es, dass sich Friedrich Günther Raab, wie der Schlagerstar bürgerlich heißt, seinen Sinn für die schönen Dinge des Lebens bewahrt hat. Er sei mit sich im Reinen, privat wie beruflich. Immer war das freilich nicht so.
Wie wohl jeder andere Künstler mit einer über mehrere Dekaden andauernden Karriere erlebte auch Lindner manchen Tiefpunkt. Einen Ausschlag nach unten gab es, als eine Zeitung 1999 ungefragt sein Outing als Homosexueller übernahm: Das sei "eine schallende Ohrfeige" gewesen. Eine persönliche Verletzung, die sich auch in CD- und Ticket-Verkäufen habe ablesen lassen: "Ich habe dadurch einen enormen finanziellen Schaden erlitten."
Es ist lange her. Die Erfolgskurve geht längst wieder meist nach oben. Er hat gespürt und erkannt, dass er von seinen Fans auch nach mehr als 35 Jahren im Show-Biz geliebt und geschätzt wird. Eine Erkenntnis, die ihn, den einst schüchternen jungen Mann, zu einem souveränen Bühnen- und Fernsehentertainer reifen ließ. Wenn er heute die Bühne betritt, kann er diese Momente genießen. Er fühle sich frei – und auch privilegiert, einen Beruf auszuüben, der ihn künstlerisch und kreativ erfülle.
Vom Koch zum Schlagerstar
Auch das war nicht immer so. Denn begonnen hat er als Koch. Als talentierter Koch - immerhin schaffte er es in die Sterne-Küche der Luxus-Herberge Bayerischer Hof. Später übernahm er eine leitende Position in einer Versicherungskantine. Auch heute noch verbringt Lindner gerne Zeit am Herd, um auf Profi-Level mit Töpfen und Pfannen zu hantieren.
Wäre es nach seinem Vater gegangen, hätte er in seinem Berufsleben ohnehin nie etwas anderes gemacht. Vermutlich nicht das einzige Indiz für dessen Unverständnis für seinen sensiblen, künstlerisch ambitionierten Sohn. "Mein Vater hat mir nichts zugetraut, er hat meine musikalische Laufbahn immer schlechtgeredet", sagt er und klingt dabei immer noch traurig.
Wer weiß, vielleicht war es genau die kategorische Negativhaltung seines Vaters, die Lindner zur größten Motivation wurde? "Das kann sehr gut sein", meint er, "jedenfalls wollte ich es ihm unbedingt zeigen. Ihm beweisen, dass ich es draufhabe." Das hat er.
Hits, Preise und eine Stiftung
Lindners Tonträger-Katalog weist eine Vielzahl von Hits und Goldenen Alben aus, er hat sich als Schauspieler ausprobiert ("Soko 5113" und "Traumschiff"), es bei "Let's Dance" in die siebente Runde gebracht und bekam gleich mehrere, auf ihn zugeschnittene Fernsehformate ("Patrick Lindner Show" im ZDF).
Darüber hinaus erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den "Bambi", die "Goldene Stimmgabel" und 2024 den "Bayerischen Verdienstorden". Letzteren bekam er für seine bisherige Laufbahn, seine Verbundenheit mit München und für seine Patrick Lindner-Stiftung, die unter anderem queeres Leben unterstützt.
Eine besondere Verbindung pflegt der Sänger zu einigen Kollegen und Kolleginnen. Allen voran: zu Roland Kaiser. Seitdem die beiden vor rund 25 Jahren gemeinsam auf ZDF-"Hitparaden-Tournee" gingen, haben sie sich angefreundet. "Das hat uns zusammengeschweißt", sagt er, "seitdem pflegen wir diese Freundschaft."
Musikalische Vielfalt
Musikalisch hat sich Lindner in seiner Karriere auf verschiedenen Terrains versucht. Nach seinem Start Ende der 1980er-Jahre als volkstümlicher Sänger kredenzte der einstige Koch 1997 mit dem Album "Himmelweit" erstmals moderne Schlagerkost. Ein Sound, dem er – bis auf Ausnahmen – bis heute treu geblieben ist.
2005 gestattete sich der Fan von Frank Sinatra und Michael Bublé mit dem Album "Gigolo" einen Ausflug in Swing-Gefilde. Ein kommerzieller Flop – dennoch keine Fehlentscheidung, die er bereuen würde. "Keinesfalls," wiegelt er ab, "die Produktion mit der Thilo Wolf Big Band hat mir riesigen Spaß gemacht. Außerdem kann ich in meinen Konzerten nun immer den einen oder anderen Swing-Titel einfließen lassen."
Patrick Lindner lebt gemeinsam mit seinem Ehemann und Manager Peter Schäfer in München. Gemeinsam mit seinem früheren Partner hatte er 1998 ein in St. Petersburg geborenes Waisenkind adoptiert.
Zusammenfassung
- Patrick Lindner feiert am 27. September seinen 65. Geburtstag auf dem Oktoberfest mit rund 25 engen Freunden.
- Der Münchner blickt auf über 35 Jahre Karriere als Schlagerstar zurück und erhielt 2024 den Bayerischen Verdienstorden für sein Lebenswerk und seine Stiftung.
- Nach seinem unfreiwilligen Outing als Homosexueller im Jahr 1999 erlitt er einen erheblichen finanziellen Schaden, konnte aber die Unterstützung seiner Fans zurückgewinnen.
- Lindner begann seine Karriere als Koch, bevor er mit zahlreichen Hits, Goldenen Alben und eigenen TV-Shows zum erfolgreichen Entertainer wurde.
- Er lebt mit seinem Ehemann Peter Schäfer in München und engagiert sich mit einer eigenen Stiftung für queeres Leben.