Rod Stewart in "alter Frische" in der Stadthalle
Für ein gemütliches Aufwärmen nahm sich Rod Stewart keine Zeit: Gleich beim Opener "Infatuation" tänzelte er mit breiter Brust - sprich: weit offenem Hemd, wie eh und je - über die Bühne. Erstaunlich vor allem: Seine Stimme ist - wieder - voll da, wenngleich nicht mehr ganz so rau wie in früheren Zeiten. Das Gesamtbild ist stimmig: Retro-Fernsehgeräte auf den Background Screens vergrößern das Bühnengeschehen, umrahmt von 1970er-Tapetenmustern. Eine Show mit großem Augenzwinkern.
Und auch die sechs Background-Vokalistinnen und Tänzerinnen in ihren - zu Beginn - weiß getupften Petticoats passten da gut ins Bild. "Some Guys Have All the Luck"... Wobei sich die Damen im Lauf des Konzertes als Multi-Instrumentalistinnen erwiesen: an Gitarre, Banjo, Violine, Tamburin, großer Trommel und nicht zuletzt Harfe - was z. B. beim Intro für das Cat Stevens-Cover "The First Cut Is the Deepest" hervorragend funktionierte.
Natürlich war der Abend überwiegend eine Abfolge von Hits, von "Baby Jane" über "Maggie May" und "Sailing" bis zu "Love Train" als Zugabe, bei dem es bunte Ballons von der Stadthallen-Decke regnete. Da konnte Rod Stewart auch seine Fuß- und Kopfball-Qualitäten beweisen - kein Wunder, wäre er ja um ein Haar Kicker und nicht Rock- und Popstar geworden. Doch der Brite hatte auch einige musikalische Schmankerl abseits des Mainstreams für sein Publikum: etwa den alten Rockhadern aus der Faces-Zeit "(I Know) I'm Losing You" (im Original von den Temptations) und ein Cover des Etta James-Klassikers "I'd Rather Go Blind" - immer noch wirklich zum Niederknien großartig.
Beeindruckende Karriere-Revue
Dieses Tour-Programm kurz vor der Karriere-Pension hätte ganz leicht in eine billige Las Vegas-Dinner Show entarten können. Aber es war eine überzeugende und beeindruckende Karriere-Revue eines unerklärlich jung gebliebenen Rock- und Popstars. Irgendwo in seiner Villa muss Rod Stewart eines dieser "Dorian Gray"-Ölbilder hängen haben, das statt ihm altert.
(Von Werner Müllner/APA)
Zusammenfassung
- Rod Stewart begeisterte am Dienstagabend in der nahezu ausverkauften Wiener Stadthalle mit seiner angeblich letzten Tournee "One More Time" und präsentierte sich kurz vor seinem 81. Geburtstag in beeindruckender Form.
- Unterstützt von sechs vielseitigen Background-Sängerinnen und Tänzerinnen bot Stewart eine energiegeladene Show mit zahlreichen Hits wie "Baby Jane", "Maggie May" und "Sailing" sowie musikalischen Highlights abseits des Mainstreams.
- Das Konzert überzeugte mit einer stimmigen Retro-Inszenierung, Ballonregen bei der Zugabe "Love Train" und einer bemerkenswert kraftvollen Stimme des britischen Altstars.
