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Regisseurin Moder: "Es bleibt jedem überlassen zu sehen"

23. Okt. 2025 · Lesedauer 3 min

Johanna Moder konnte ihren neuen Psychothriller "Mother's Baby" heuer im offiziellen Wettbewerb der Berlinale vorstellen. Anlässlich der Weltpremiere sprach die gebürtige Grazerin damals mit der APA über das Wandeln auf schmalem Grat, das Genre Horror und die Qual als künstlerischem Antrieb.

APA: Sie haben sich mit den Empfindungen einer Mutter im postnatalen Zustand ein schwieriges, ja fast tabuisiertes Thema gewählt. Hat genau dies Sie gereizt?

Johanna Moder: Wahrscheinlich ist das auch ein Teil des Reizes. Filme wie "Rosemary's Baby" interessieren mich total. Der war ein Vorbild, aber eher auf der Ebene des Paares und seiner Beziehung zueinander. In "Rosemary's Baby" geht es primär um die Schwangerschaft, bei uns ja aber um die Zeit danach.

APA: Sie halten ihren Film lange in der Schwebe, ob wir einer postnatalen Depression oder einer Verschwörung folgen. War das für Sie die Prämisse für den Film?

Moder: Das stand von Anfang an fest, dass ich auf diesem Grat gehen möchte. Ich möchte dem Zuseher oder der Zuseherin überlassen, wie das Ende interpretiert wird. Ich habe eine klare Vorstellung davon, aber ich möchte das nicht vorgeben. Es bleibt jedem selbst überlassen zu sehen, was er möchte oder kann.

APA: Nachdem Sie eher mit Komödien wie "Waren einmal Revoluzzer" bekannt wurden, wenden Sie sich nun mit "Mother's Baby" oder davor "Ewig Dein" dem Thriller zu. Schlagen Sie bewusst ein neues Kapitel in Ihrer Biografie auf?

Moder: Als mir "Ewig Dein" angeboten wurde, hat mich gereizt, dass es auch hier um eine Frau und ihre Wahrnehmung geht - respektive das, was ihr die Gesellschaft als vermeintlich gutes Leben aufoktroyiert. Das Buch hat das Genre mit sich gebracht, denn eigentlich kenne ich mich mit dem Genre Horror nicht wirklich aus. Das ist nicht mein Gebiet, weil mir Horrorfilme oft zu grauslich oder schlicht zu blöd sind.

Qual als Antrieb

APA: Sie haben nun auch für "Mother's Baby" wieder das Drehbuch selbst verfasst. Ist das unabdingbare Voraussetzung für Sie bei der Arbeit?

Moder: Man arbeitet fünf Jahre an einem Kinofilm. Und die innere Verbundenheit ist durch die Zeit und Energie, die man in ein Buch hineinsteckt, einfach viel größer. Und damit ist einem das Projekt zwangsläufig viel wichtiger. Wenn man sich einmal so lange so gequält hat, will man, dass das auch wirklich umgesetzt wird.

APA: Diese Leidensphase gehört für Sie als Antrieb dazu?

Moder: Wenn dieser Teil wegfiele und man nur dreht und schneidet, käme mir das fast wie eine leichte Übung vor. Man müsste sich ja nicht so quälen. Aber wahrscheinlich suche ich das künstlerisch tatsächlich - auch wenn ich da noch nie drüber nachgedacht habe.

(Das Gespräch führte Martin Fichter-Wöß/APA)

Zusammenfassung
  • Johanna Moder präsentierte ihren Psychothriller "Mother's Baby" im offiziellen Wettbewerb der Berlinale und thematisiert darin die Empfindungen einer Mutter im postnatalen Zustand.
  • Die Regisseurin lässt bewusst offen, ob der Film eine postnatale Depression oder eine Verschwörung zeigt, und überlässt die Interpretation des Endes dem Publikum.
  • Moder schreibt ihre Drehbücher selbst, arbeitet etwa fünf Jahre an einem Kinofilm und sieht den kreativen Leidensprozess als wichtigen künstlerischen Antrieb.