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Rainhard Fendrich startet Tour in Graz

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Eigentlich wollte Rainhard Fendrich mit seinem vor zwei Jahren erschienen Album "Starkregen" schon im Frühjahr 2020 auf große Tournee gehen. Die Pandemie machte ihm - wie so vielen anderen - jedoch einen Strich durch die Rechnung. Vier Tage nach dem nun zu guter Letzt in Stuttgart erfolgten Tourneestart in Deutschland trat die unverwüstliche Austropop-Legende am Samstag in Graz und somit erstmals auch wieder auf heimischem Boden auf.

Mit einer gemütlichen Viertelstunde Verspätung ging es in der nicht ganz bis auf den letzten Platz besetzen Stadthalle mit dem springsteenesken "Rock'n Roll Band" vom neuen Album und einem das Stimmungsbarometer auslotendend "Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen" los. Die Stimmung passt und Fendrich begrüßt sein Grazer Publikum in gelernter Show-Master-Manier. "Wenn wir etwas von dieser Pandemie gelernt haben, dann ist es, wir sehr man Nähe vermisst, wenn sie nicht mehr da ist." Die Zustimmung der rund 2.500 Fans ist ihm sicher - wie bei allen anderen seiner folgenden, immer wieder Anleihen beim Kabarett nehmenden Moderationen.

Im ersten Teil des Konzerts liefern Fendrich und seine vierköpfige Band ein wohltemperiertes Programm aus älteren und neueren Nummern. Sein umfangreiches Repertoire erlaubt es ihm, Altbekanntes wie "Schickeria" aus der Anfangsphase seiner Karriere mit versteckten Perlen wie "Die Geisterbahn" von dem fast schon vergessenen, auch schon wieder 20 Jahre alten Album "Männersache" in dramaturgisch ausgefeilter Abfolge vom Stapel zu lassen. Bei den Arrangements hielten sich Fendrich und seine Mitstreiter weitgehend an die Originale. Klebrige Keyboardschwaden Marke Achtziger rufen ein ebenso wohliges Nostalgiegefühl hervor wie das eine oder andere lustvoll gewürgte Gitarrensolo. Der "Tango Korrupti" kommt allerdings aus Aktualitätsgründen ("Das passt besser zu jetzigen soßigen Situation") im ähnlich gut sitzenden Salsa-Gewand daher. Fendrich ist auffallend gut bei Stimme, die Band spielt wie aus einem Guss.

Die zwanzigminütige Pause nützt das vorwiegend in der Mitte der Alterspyramide angesiedelte Publikum zum Beine vertreten und Getränke nachfüllen. Danach geht es zunächst ähnlich weiter wie davor. Die Songs vom aktuellen Album sind dabei durchwachsen, "Social Media Zombie" ist ein durchaus gelungener Seitenhieb auf Internet-Junkies, "Mein Leben" wurzelt eher flach im Schlagerfach, kommt aber beim Grazer Publikum blendend an. Dann aber: Der 1994er-Hit "Midlife Crisis" löst die ersten Zuschauer vom Sitzfleisch, und bei "Es lebe der Sport" und "Blond" wird bereits allseits mitgegröhlt und vor der Bühne getanzt. Ist ja schließlich auch alles erlaubt, dank der strengen 3G-Kontrollen.

Natürlich weiß Rainhard Fendrich, dass er nach solchen Aufpeitschern nicht mit einer vergleichsweise mauen Hymne an die großkopferte Bundeshauptstadt hinter dem Semmering ("Für immer a Wiener") aufhören kann. Mit den Worten "Ich hab noch ein paar alte Hüte zu vergeben" beginnt der gefeierte Zugabenblock, den Fendrich zunächst in souveräner Manier allein mit seiner Klampfe bestreitet. Für das herrlich antiquierte, aus jener Zeit, als man in Italien noch mit Lire bezahlen konnte (wenn man welche hatte), stammende "Strada del Sole" kehrt auch die Band auf die Bühne zurück. Die dezent gestylte Lichtshow macht dazu passend einen auf italienische Trikolore.

Da muss dann nur noch das Grün ausgetauscht werden und schon passt die Beleuchtung für das unvermeidliche "I am From Austria". Nur ganz, ganz Böse wünschen sich in diesem Augenblick "Das Balatan Combo" und ihre anarchistische Interpretation dieses Klassikers in die Stadthalle. Mit der Austropop-Liebeshymne "Weus'd a Herz hast wia a Bergwerk" klingt der Abend aus. Rainhard Fendrich ist aus der Geschichte der österreichischen Popmusik nicht wegzudenken. Und so, wie er sich am Samstagabend in Graz präsentierte, darf man sich wohl noch auf viele Jahre musikalischer Begleitung im österreichischen Alltag freuen.

Nach dem anschließenden Auftritt in der Wiener Stadthalle am Sonntag sind Rainhard Fendrich und Band in Österreich heuer nur noch am 20. November in Dornbirn zu erleben. Die "Starkregen"-Tour wird ab März kommenden Jahres fortgesetzt.

ribbon Zusammenfassung
  • Eigentlich wollte Rainhard Fendrich mit seinem vor zwei Jahren erschienen Album "Starkregen" schon im Frühjahr 2020 auf große Tournee gehen.
  • Die Stimmung passt und Fendrich begrüßt sein Grazer Publikum in gelernter Show-Master-Manier.
  • Nach dem anschließenden Auftritt in der Wiener Stadthalle am Sonntag sind Rainhard Fendrich und Band in Österreich heuer nur noch am 20. November in Dornbirn zu erleben.

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