APA/APA/TIROLER LANDESTHEATER/BIRGIT GUFLER

"Prosa für Elisabeth" in Innsbruck als "Sprech-Happening"

Heute, 07:48 · Lesedauer 3 min

Das experimentelle Theaterstück "Prosa für Elisabeth" von Händl Klaus unter der Regie von Jonas Knecht hat Sonntagabend in Innsbruck seine Uraufführung gefeiert. Knecht montierte für dieses Prosaminiaturen mit Innsbruck-Bezug des Autors zu einem knapp eineinhalbstündigen "Sprech-Happening". Das Setting war ungewöhnlich: Vier Schauspieler rezitierten die Texte am Landestheater-Vorplatz, während das Publikum in einem Glaskubus abgeschirmt zuschaute und zuhörte.

Der Ort für "Prosa für Elisabeth" war dabei ganz und gar nicht willkürlich gewählt: In den Texten - Händl Klaus selbst nennt sie gerne "Sprachkörper" - ging es neben dem Innsbrucker Hausberg Patscherkofel und dort bei Unfällen verunglückten Eltern etwa um Lieben und Sterben im Hofgarten der Landeshauptstadt, um den ebenfalls nicht fernen Fluss Inn und nicht zuletzt um Wälder, die das Publikum vom Kubus aus als Hintergrundpanorama ebenfalls fest im Blick hatte.

So weit, so logisch und nachvollziehbar und konsequent zu Ende gedacht. Doch Knecht wagte auch einen unerwarteten Kunstgriff: Indem er das Publikum quasi hinter eine Glaswand setzte und sie damit gewissermaßen der körperlichen Präsenz der Schauspieler und der "Sprachkörper" entzog und die Texte lediglich übertragen über Boxen im Kubus verständlich waren, schaffte er Irritationsmomente - sowohl für das Publikum im Kubus, als auch für das unfreiwillige Zufallspublikum im Außen am Theatervorplatz.

Dass die Rezitationen außerdem mit - im übrigen genial-stimmungsvoller, vor allem perkussiv orientierter - Musik des Tiroler Musikers Chris Norz unterlegt wurden, schaffte weitere Verfremdungseffekte. Das Schauspiel draußen wirkte, spätestens als es zu dämmern begann und es schließlich ganz dunkel war und nur mehr Laternen Licht spendeten, leicht surreal und auf seltsame Weise filmisch. Dass dazu das "Leben" in der Stadt - etwa ungeplant vorbeifahrende Räder oder gaffende Passanten - über das Theaterwerk hereinbrach, schaffte einen zusätzlichen Reiz.

Doch im Mittelpunkt standen dennoch zweifellos die dunkel-schillernden und zum Teil auch auf groteske Art komischen Texte von Händl Klaus. "Ich wäre gerne eine Waldperson", hieß es etwa pathetisch-nachdrücklich vorgetragen, während es anderswo um Unkraut und Wiesenkräuter oder auch um Kinderschänder ging. Auch ein Hund, der beängstigend wenig fraß und ein Mädchen, das mit ihrem "rohen Lachen" ihre Eltern womöglich in den Tod getrieben hatte, fanden ihren Text-Auftritt.

Begeisterter Applaus für Ensemble

Das Publikum quittierte diese größtenteils mit sprachlichen Mittel ins Absurde getriebenen Themen, die Textartistik von Händl Klaus, die Regie von Knecht, die Musik von Norz und die überzeugenden Textvorträge mit schauspielerischen Einsprengseln der Darsteller mit heftigem Applaus. Einzelne spielende und sprechenden Personen und deren Schauspielleistung herauszupicken oder hervorzuheben - es waren Christoph Kail, Ulrike Lasta, Kristoffer Nowak und Philipp Rudig - ginge ins Leere. Denn es ging stets um die geschliffenen, geschundenen, von Händl Klaus hervorgebrachten und mit der Hilfe von Knecht auf eine "Bühne" gestellten Sprachkörper.

(Von Markus Stegmayr/APA)

(S E R V I C E - "Prosa für Elisabeth" von Händl Klaus. Regie: Jonas Knecht, Musik: Chris Norz, Bühne und Kostüme: Yola Gallmayer. Mit: Christoph Kail, Ulrike Lasta, Kristoffer Nowak, Philipp Rudig. Weitere Vorstellungen vor dem Tiroler Landestheater: 21., 23., 30., 31. Mai, 4., 6. 7., 11. Juni. https://www.landestheater.at/)

Zusammenfassung
  • Das experimentelle Theaterstück "Prosa für Elisabeth" von Händl Klaus wurde am Sonntagabend vor dem Tiroler Landestheater Innsbruck uraufgeführt, wobei das Publikum in einem Glaskubus saß und vier Schauspieler die Prosatexte draußen rezitierten.
  • Regisseur Jonas Knecht schuf durch die Trennung von Publikum und Darstellern sowie die Übertragung der Stimmen per Lautsprecher eine bewusste Distanz, unterstützt von der Musik des Tiroler Musikers Chris Norz.
  • Die Aufführung, die Innsbrucker Orte und Themen wie den Patscherkofel und den Inn aufgriff, wurde vom Publikum mit begeistertem Applaus aufgenommen; weitere Termine sind am 21., 23., 30., 31. Mai sowie 4., 6., 7. und 11. Juni geplant.