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Pavillons in Venedig widmen sich Klima, Krieg und Körper

Heute, 10:50 · Lesedauer 4 min

Klima, Krieg und Körper: Die Länderpavillons auf der 19. Architekturbiennale widmen sich unter dem Generalthema "Intelligens. Natural. Artificial. Collective." den multiplen Krisen unserer Gegenwart. Während der deutsche Pavillon zum "Stresstest" lädt und Hitze wie Abkühlung vor Ort spürbar macht, setzt man im nordischen Pavillon Architektur in Beziehung zum Körper. Der Krieg in der Ukraine ist nicht nur im dortigen Pavillon präsent, sondern auch im französischen Beitrag.

Der Hitzestress in urbanen Räumen wird im deutschen Pavillon spürbar gemacht: Eine immersive Video-Installation im Hauptraum demonstriert mittels einer großformatigen Filmcollage nicht nur Ursachen und Folgen der Klimakrise, sondern stellt Versiegelung und Hitzepolen auch positive Beispiele wie Entsiegelung und Begrünung entgegen. In den beiden Flügeln des Pavillons werden die Besucherinnen und Besucher dann dem titelgebenden "Stresstest" am eigenen Leib ausgesetzt: Während unter dem Motto "Stress" eine Heizskulptur des Künstlerduos Rasthofer/Neumaier den Raum verengt, die Luft staut, Hitze speichert und mittels Wärmebildkamera in Echtzeit die Veränderung der Körpertemperatur auf Screens abbildet, wird auf der gegenüberliegenden Seite unter dem Motto "Destress" eine kühle Oase geschaffen. In Zusammenarbeit mit dem Wiener MuseumsQuartier bringen modulare "TreePods" des Landschaftsplanungsbüros DnD Abkühlung. Wie sich die Hitze in Städten in den kommenden Jahrzehnten entwickeln kann und mit welchen Maßnahmen - von Fassadenbegrünung bis zu urbaner Aufforstung - hier nachweislich entgegengewirkt werden kann, wird im hinteren Teil der Ausstellung mittels Grafiken verdeutlicht.

Modernistische Architektur trifft auf Trans-Körper

Die Beziehungen zwischen dem ökologischen Kollaps, Architektur und dem Körper untersucht der finnische Künstler Teo Ala-Ruona im nordischen Pavillon. Unter dem Titel "Industry Muscle" wird Architektur durch die Linse des Trans-Körpers untersucht. "Die Ausstellung verwendet die gebaute Umwelt als Bühne, um die sozio-politischen Normen der fossilen Kultur zu entlarven", heißt es in den Presseunterlagen. In den zu bestimmten Uhrzeiten stattfindenden Performances soll gezeigt werden, wie etwa modernistische Architektur mit ihren glatten, versiegelten Oberflächen die tägliche Performance von Gender und Identität formt. Während der spielfreien Zeiten sind es die Besucherinnen und Besucher selbst, die sich zwischen einem zerstörten Betonbunker und einem von Betonsäulen durchstoßenen Sportwagen zum Raum verhalten müssen.

Wiederaufbau in Zeiten des Krieges

Wiederherstellung statt Abriss und Neubau thematisiert Frankreich. Da der eigene Pavillon derzeit einer Restaurierung unterzogen wird, hat man das Baugerüst auf den Vorplatz hin erweitert, um auf Schautafeln Projekte der architektonischen Regeneration zu präsentieren. Unter dem Titel "Vivre avec / Living with" beschäftigt man sich mit dem Bestehenden genauso wie mit dem Beschädigten, was etwa das Projekt "The School Atlas of Ukraine in a time of war" demonstriert: Das französische Büro Martin Duplantier Architects hat ein Schul-Schutzkonzept erarbeitet, das auch in zerstörten Umgebungen sicheres Lernen ermöglichen soll. Auch ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit dem Ukraine-Krieg: Unter dem Titel "l'Mariupol" haben sich vier Teams zusammengeschlossen, um eine Vision für einen künftigen Wiederaufbau zu entwickeln, in der die Stadt als "Netzwerk von miteinander verbundenen Nachbarschaften funktioniert, losgelöst von der früheren zentralisierten Struktur". Während der russische Pavillon auch heuer nicht bespielt wird, widmet sich die Ukraine im Arsenale unter dem Titel "DAKH (ДАХ): Vernacular Hardcore" dem Dach als primärem Schutzraum in der Architektur.

Wissen aus der Vergangenheit übersetzen

Eine Übersetzung des Wissens der Vergangenheit in die Gegenwart unternimmt der griechische Pavillon, der die Strukturen von zwei ehemaligen Schiffswerften auf Kreta thematisiert: "Wie ein Übersetzer, der die Bedeutung bewahrt, ohne das Original zu verdecken, sollte die Architektur die Geschichte durchscheinen lassen, anstatt sie auszulöschen", so das Kuratorenteam, das die Geschichte der im Mittelalter erbauten Werften von Heraklion und Chania aufgearbeitet hat und unter Beibehaltung der gewölbten Struktur in einem raumgreifenden Holzmodell eine erneute Nutzung als Lebens- und Kulturraum imaginiert.

(S E R V I C E - 19. Architekturbiennale von Venedig: "Intelligens. Natural. Artificial. Collective.", 10. Mai bis 23. November. www.labiennale.org/en/architecture/2025)

Zusammenfassung
  • Auf der 19. Architekturbiennale in Venedig, die vom 10. Mai bis 23. November 2025 stattfindet, widmet sich der deutsche Pavillon dem 'Stresstest' durch Hitzestress und Abkühlung, indem er eine Heizskulptur und kühle Oasen präsentiert.
  • Der nordische Pavillon erforscht die Beziehung zwischen Architektur und dem Trans-Körper, während der französische Pavillon den Wiederaufbau in Kriegszeiten thematisiert, insbesondere durch Projekte wie 'The School Atlas of Ukraine in a time of war'.
  • Der griechische Pavillon übersetzt das Wissen alter Schiffswerften in moderne Nutzungskonzepte und betont die Bedeutung der Erhaltung historischer Strukturen.