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Papyrusmuseum zeigt ambivalente Beziehung Mensch-Tier am Nil

Der Sonnenkater überwindet das Chaos in Gestalt einer Schlange: eine Zeichnung aus einem Totenbuch, zu sehen in der Schau "Göttlich und gegessen: Die ambivalente Beziehung von Mensch und Tier im Land am Nil" im Papyrusmuseum. Ein anderes Fragment unter den 72 Exponaten zeigt eine Liste mit Geflügel zur Schlachtung. "Tiere wurden gejagt, gefürchtet, genutzt, domestiziert, verehrt, als Ausdruck göttlicher Kraft gesehen, geopfert", hieß es am Mittwoch bei einem Pressetermin.

In den Beständen der Papyrussammlung der Nationalbibliothek finden sich hunderte von Objekten, die explizite oder indirekte Aussagen zum Thema Tier und Mensch enthalten. Aus diesen habe man für die Sonderausstellung, die morgen (13. Juni) öffnet, repräsentative Stücke und "besonders griffige Aspekte herausgesucht", wie Museumsdirektor Bernhard Palme betonte. So findet man eine Bestellung von 14 Krügen "Schweinefische", wie Fiederbartwelse im 8. Jhd. n. Chr. auch bezeichnet wurden, ebenso wie einen Zauber gegen "Gewurm" oder ein Schreiben von Ibispflegern, die 500 v. Chr. Gott Thot um Gerechtigkeit bitten, weil sich jemand unrechtmäßig den Futterplatz der Vögel angeeignet hat.

Anhand von Papyri, aber auch Mumienbinden, Statuetten, Amuletten und Bildern will man einen vielfältigen Einblick geben in das komplexe Mit- und Gegeneinander von Mensch und Tier über einen Zeitraum von 2.000 Jahren. Die Präsentation gliedert sich in die zwei Teile "göttlich" und "gegessen", "zwei Zugänge zum Thema Tier, die auf den ersten Blick nicht gegensätzlicher sein könnten", sagte Kuratorin Angelika Zdiarsky. Unter den Besonderheiten Ägyptens übte schon bei den Römern die Verehrung von tiergestaltigen Gottheiten eine exotische Faszination aus, heißt es im Pressetext zur Schau. Manche Tiere wurden gefürchtet - so versuchte man sich durch magische Amulette aus Papyrus und Papier vor Skorpione zu schützen.

Nicht zuletzt dokumentiert die Ausstellung die zentrale Bedeutung der Nutztiere wie Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Esel und Kamele für die Ernährung, die Leder- und Textilproduktion sowie für Transport und Landwirtschaft. Manche Objekte verleiten zum Schmunzeln, wenn etwa Funktionäre der lederverarbeitenden Betriebe Anzeige gegen einen Mann erstatten, der beim Schmuggeln von neun Eselshäuten ertappt wurde - festgehalten auf einem Papyrus, datierend 17. Jänner 146 v. Chr.

Palme verwies noch auf Funde von "hunderten Zettelchen" im Tempel des Krokodilgottes Sokopaios in der antiken ägyptischen Siedlung Soknopaiu Nesos, Überreste von Orakelfragen. Auf einem bittet jemand um Entscheidungshilfe bei der Berufswahl. Anhand solcher Exponate gibt die Schau einen schönen und informativen Überblick über den Umgang mit Tieren am Nil - von Nahrungslieferanten bis zu verwöhnten Begleitern der Menschen, denen man Namen gab und die man nach deren Ableben sorgfältig bestattete.

(S E R V I C E - "Göttlich und gegessen: Die ambivalente Beziehung von Mensch und Tier im Land am Nil" im Papyrusmuseum der Nationalbibliothek, Heldenplatz, Neue Burg, 1010 Wien, 13.6.-4.5.25, DI-SO 10-18 Uhr, DO 10-21 Uhr, www.onb.ac.at/museen/papyrusmuseum)

ribbon Zusammenfassung
  • Im Papyrusmuseum wird die ambivalente Beziehung von Mensch und Tier im alten Ägypten anhand von 72 Exponaten gezeigt, darunter Zeichnungen, Papyri, Mumienbinden, Statuetten, Amulette und Bilder.
  • Ein Highlight der Ausstellung ist eine Bestellung von 14 Krügen 'Schweinefische' aus dem 8. Jahrhundert n. Chr., die die Nutzung von Tieren dokumentiert.
  • Ein Papyrus aus dem Jahr 146 v. Chr. zeigt eine Anzeige gegen einen Mann, der beim Schmuggeln von neun Eselshäuten ertappt wurde, was die zentrale Bedeutung der Nutztiere für die Lederproduktion unterstreicht.