APA/APA/mumok/Klaus Pichler

Neue mumok-Schau blickt in "Feudal Holes"

03. Dez. 2025 · Lesedauer 2 min

Auf den ersten Blick erinnern sie an Brunnen: Unterschiedlich hohe Zylinder, die sich an ihren Rändern jedoch wie Blüten in den Raum ausbreiten. Darauf zu sehen sind Drohnen-Aufnahmen aus dem Inneren eines historischen Wehrturms in der so genannten Spanischen Mark auf der Iberischen Halbinsel. Die beiden Skulpturen sind das Herzstück der Ausstellung "Feudal Holes" der spanischen Künstlerin Claudia Pagès Rabal, die ab Donnerstag im mumok zu sehen ist.

Die 1990 geborene Künstlerin erweitert damit ihre in London gezeigte Installation "Five Defence Towers", in der sie sich der Geschichte von fünf historischen Wehrtürmen widmete, die die Landschaft Kataloniens bis heute prägen. Die Bauten wurden einst errichtet, um das christliche Europa nördlich der Pyrenäen vor den muslimischen Arabern im Süden zu schützen, wie mumok-Kurator Franz Thalmair am Mittwoch bei der Presseführung erläuterte. Claudia Pagès Rabal setzt dabei dem horizontalen Erscheinungsbild des Turms auf digitalen Karten mithilfe der nunmehrigen Vertikalität eine Entsprechung im Raum entgegen.

Indem sie mit einer Drohne in das sonst nicht sichtbare Innere des Turms eindrang, entsteht eine der Künstlerin wichtige Metaebene: "Das hat etwas Sexuelles, es ist gewaltsam und penetrativ, auf jeden Fall abstoßend", wie sie sagt. Durch den Einsatz von biegsamen LED-Panels, die sie auf extra angefertigte Metallstrukturen montiert hat, entsteht eine weiche Öffnung der sonst so starren steinernen Struktur, durch die ungewöhnliche Perspektive trifft die grüne Landschaft ringsum auf das "Loch im Zentrum".

Die historische territoriale Aneignung des Gebiets setzt die Künstlerin mit einer weiteren Arbeit in Beziehung zu heutigen Migrationsströmen, indem sie die realen Fluchtrouten über das Mittelmeer mit Buntstiften auf hauchdünnem Papier festgehalten hat und die Veränderungen der Routen im Laufe der Zeit mit sich überlagernden Papierschichten dokumentiert. Durch die stetig hinzukommenden neuen Schichten entsteht in den Leuchtkästen an der Wand ein stilles Zeugnis sich verschiebender Routen und veränderter Möglichkeiten. So schafft es die 1990 geborene Künstlerin, die bewegte Geschichte ihres Heimatlandes zwischen Migrationsbewegungen, ethnischen Durchmischungen und territorialer Grenzverschiebung neu zu bebildern.

(S E R V I C E - Claudia Pagès Rabal: "Feudal Holes" im mumok, Ebene -3. 4. Dezember bis 17. Mai. www.mumok.at)

Zusammenfassung
  • Die spanische Künstlerin Claudia Pagès Rabal präsentiert ab 4. Dezember im mumok ihre Ausstellung 'Feudal Holes', deren Herzstück zwei Skulpturen mit Drohnenaufnahmen aus dem Inneren eines historischen Wehrturms sind.
  • Die Installation erweitert eine frühere Arbeit über fünf Wehrtürme in Katalonien, die einst das christliche Europa vor muslimischen Arabern schützen sollten, und übersetzt die horizontale Ansicht der Türme in eine vertikale Rauminstallation.
  • Mit weiteren Werken dokumentiert Pagès Rabal auf hauchdünnem Papier die Veränderungen von Fluchtrouten über das Mittelmeer und verbindet so die bewegte Geschichte ihres Heimatlandes mit aktuellen Migrationsbewegungen.